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Portrait des Wiener Elektronik Duos Konea Ra

G. Waldschütz

Die elektronische Buddhismus Band

Viel Raum und Platz für wunderschöne Melodien, Drummaschines und fette Bass-Lines. Das Wiener Elektronik-Duo Konea Ra hat seine kunstvollen Songs weiterentwickelt und präsentiert uns den ersten Teil seines neuen Vinyls.

von Andreas Gstettner-Brugger

Vor fünf Jahen haben Sängerin Stephanie Zamanga und Produzent Matthias Cermak alais Konea Ra ihr selbstbetiteltes, zweites Album veröffentlicht. Sie waren damit nicht nur unser Artist Of The Week, sondern haben damals auch musikalisch zu sich gefunden. Alles wurde „auf ein Maximum reduziert“, wie es Stephanie so schön ausdrückte.

Und das trifft auch auf die neuen Songs von Konea Ra zu. Nur sind sie noch ausgefeilter, vielleicht auch vielschichtiger und auf alle Fälle zu einem Maximum weiterentwickelt. Das hört man sofort bei dem Eröffnungsstück des neuen Werks „A-Side“. Der Song „Supercharger“ besticht durch trockene Drummachines, die saftige Synthie-Basslinie und den einnehmenden Gesang von Stephanie.

Unabhängigkeit, Leidenschaft und natürlich die Liebe

Es ist ein perfekter Einstieg in das neue musikalische Spektrum von Konea Ra. Hier scheint sich der schon bekannt 90-er Jahre Elektro-Einfluss mit synthetischen Sounds der 80-er zu mischen. Der sehr ausgewogene Klang der Produktion, das geschmeidige übereinander Schichten der Flächen und die treibende Kraft der Beats gehen zum Teil auf das Konto von Co-Produzenten Vlado Dzihan. Schon bei den Produktionen von Madita hat er seine Liebe zum Pop der 80-er bewiesen. Während des Produktionsprozesses von „A-Side“ ist er fast schon zu einem dritten Bandmitglied von Konea Ra geworden. Eine richtige Bereicherung, auch mal mit anderen Musikern und Produzenten zu arbeiten, wie Matthias meint.

Album Cover "A-Side" von Konea Ra

Konea Ra/Couch Records

Der erste Teil der neuen Konea RaPlatte „A-Side“ ist auf Couch Recordserscheinen.

Inhaltlich dreht sich „Supercharger“ um das Thema Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Stephanie: „Es geht darum, mit beiden Beine auf dem Boden zu stehen und nicht von jemanden abhängig zu sein. Man löst sich los von irgendwelchen Gefügen und Konstrukten und schafft es auch ganz gut alleine. Man kann sogar fliegen und gleichgzeitg stabil am Boden stehen“.

So ist auch der Sound von Konea Ra ein bodenständiger und zugleich verträumter. Die großartigen Beats von „Love“ mit einem fast schon knöchernen, percussiven Klang, sind das Grundgerüst für den abhebenden Refrain, der mit sanftem Gesang und glitzernden, schwebenden Synthie-Flächen eine unglaublich Weite erzeugt. Passend dazu geht es in diesem Stück um die Liebe zu den verschiedensten Dingen. Im Video von Andreas Waldschütz präsentieren die Protagonist*innen ihre Leidenschaften. Es gibt eine Tänzerin, einen Skater - sie alle zeigen uns den Mut, zu ihrer Leidenschaft zu stehen, egal was andere darüber denken.

Natürlich gibt es auch ein Beziehungslied auf der neuen Platte von Konea Ra. „Megalomania“ beschäftigt sich mit der romantischen Liebe, die schon mal zu einer fixen Idee, wenn nicht sogar zu einer wahnhaften Besessenheit werden kann - musikalisch umgesetzt mit entspannten, pulsierenden Beats, sanften Basstönen. Und wieder einmal hebt der Refrain in popmusikalische Höhen ab, wenn der gesummte Backgroundchor eine sehnsüchtige Stimmung erzeugt, die entfernt an School Of Seven Bells erinnert.

Gelassenheit als Kunstform

Die sechs Songs, die uns Konea Ra auf „A-Side“ präsentieren, sind wie aus einem Guss und derart entspannt und zurückgelehnt - allen voran die berührende Popballade „Laura“ - dass man die gelassene Herangehensweise des Duos in jedem Ton zu hören scheint. Nach anfänglichem Stress in der Produktion, der die beiden eher gebremst hat, haben sich Stephanie und Matthias mehr Zeit gelassen. Die dadurch gewonnene Freiheit schwingt bei jedem Track mit. Denn bei Konea Ra geht es nach wie vor um die Liebe zur Musik, um die Leidenschaft, den eigenen, gefundenen Sound weiterzuentwickeln.

Dass Zeit hier ein zentraler Aspekt ist, merkt man auch daran, dass „A-Side“ eigentlich der erste von zwei Teilen des Vinyls ist, das Konea Ra auch physisch veröffentlichen werden.

Portrait des Wiener Elektronik Duos Konea Ra

G. Waldschütz

Matthias: „Ich finde an Vinyls besonders schön, dass man sie auflegt und zuerst nur eine Seite hört. Man legt die Nadel auf und lässt die Platte erst mal Laufen. Das passiert heute ja nicht mehr oft. Meist drückt man bei einer Playlist auf shuffle und dann kommen Songs von dem Album oder vielleicht auch andere. Bei einer Platte nimmt man sich die Zeit für den ersten Teil. Vielleicht hört man die A-Seite auch gleich nochmal. Und das passt finde ich ganz gut zu unserer Musik. Wir haben uns gedacht, wenn wir nur mal den ersten Teil veröffentlichen, dann nehmen sich die Leute vielleicht mehr Zeit. Und wenn sie und wir dann bereit sind, die Platte umzudrehen, dann werden wir die B-Seite veröffentlichen.“

Dazu braucht es auch eine gehörige Portion Geduld und Gelassenheit, nicht gleich alle neune Songs rauszuballern. So können Stimmungen und Gefühle beim Hören der Musik erst einmal entstehen. Konea Ra schaffen hier jedenfalls einmal den Rahmen dazu und laden dazu ein, unsere Rezeption von Musik zu hinterfragen und zu ändern. Stephanie meint noch lachend, dass sie fast schon als „Buddhismus Band“ durchgehen würden.

Was uns beim zweiten Teil der neuen Konea Ra Platte erwarten könnte, verrät schon ein bisschen der letzte Song „Match“. Zu Beginn dieser zurückgelehnten Nummer blitzen Trip-Hop Anleihen durch, bis der vermeintliche Refrain, unterstützt durch flirrende Synthie-Flächen, eindeutig in Richtung Pop geht. So ist es jetzt an uns, gelassen und trotzdem gespannt und freudig auf die „B-Seite“ zu warten.

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