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Zigarettenstummel

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MARC CARNAL

Die Vorteile des Rauchens aus der Warte des Ex-Rauchers

Glücksspiel, Fruchtfliegen, Abhauen, Furzen - Allzu viele Vorteile genießen Raucher natürlich nicht. Ein paar sind mir aber dennoch eingefallen.

Von Marc Carnal

Vor einem halben Jahr habe ich aufgehört zu rauchen. Und zwar mithilfe einer bahnbrechenden Methode, die ich selbst mitzuentwickeln die Ehre hatte: Ich und meine drei Mitstreiter haben uns auf ein Datum geeinigt, ab dem wir nicht mehr rauchen dürfen. Sollte jemand nach dieser Deadline auch nur daran denken, eine Zigarette anzurühren, muss derjenige 1000 Euro zahlen. Und zwar in Form einer Spende an die FPÖ. Und einen Kontoauszug, der die Überweisung belegt, kommentarlos und öffentlich auf Facebook posten. Man kann so manches an diesem Pakt kritisieren. Aber er hat bisher gehalten!

Als Neo-Nichtraucher könnte ich jetzt natürlich beschreiben, wie ungeheuer befreiend und wohltuend es ist, das Tschicken aufzugeben und wie übel das Leben mit Nikotinabhängigkeit eigentlich ist. Wer mehr über die zahlreichen Nachteile des Rauchens erfahren will, dürfte es aber nicht schwer haben, an Literatur zu kommen. Ich dagegen will - mit einigen Monaten Abstand - lieber die positiven Aspekte von Zigaretten erörtern.

Allzu lang wird diese Liste eh nicht. Ich will ja die gesundheitlichen Folgen, den Gestank des Qualms, die horrenden Kosten oder die Fesseln einer Suchterkrankung nicht schönreden! Der eine oder andere positive Aspekt des Rauchens ist mir in der Retrospektive aber dennoch eingefallen:

Fruchtfliegen

Laut einer Studie haben Nichtraucher häufiger mit Fruchtfliegen zu kämpfen als Raucher. Das Sample bei dieser Studie war allerdings sehr klein: Ich war Studienleiter und einziger Proband in Personalunion. Es war nämlich so: Exakt ab meinem allerersten Tag als Nichtraucher fleuchten plötzlich hunderte Fruchtfliegen durch meine Wohnung. Die Fallen aus dem Drogeriemarkt waren wirkungslos, der Duftstoff lockte kein einziges Insekt an. Erst nach Wochen gelang mir der Fruchtfliegen-Genozid, indem ich zahlreiche Suppenteller mit Apfelessig-Spülmittel-Mischung in der gesamten Wohnung verteilte. Regelmäßig machte ich Kontrollgänge, um die bereits ertränkten Fliegen zu zählen. Als ich noch rauchte, musste ich das nie machen. Vielleicht war das aber auch nur Zufall.

Feuer

Den Gasherd aktivieren, Kerzerl entfachen, Fäden wegbrennen, Bierflaschen öffnen oder auch brandstiften: Es gibt im Haushalt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Zündhölzer und Feuerzeuge. Als Raucher hat man immer genug davon, während man als Nichtraucher aufhört, sie zu horten und dann blöd aus der Wäsche schaut, wenn man mal dringend irgendwas anzünden muss.

Verdauung

Ich spreche aus, worüber andere schweigen: Wenn man eine Beziehung mit einer nichtrauchenden Person führt oder sich als einziger Raucher in einer geselligen Runde aufhält, kann es vorkommen, dass man das Nützliche mit dem Praktischen verbindet und alleine auf den Balkon geht, um dort genüsslich eine zu schmauchen UND ganz heimlich, still und nebenbei ordentlich einen fahren zu lassen. Als Nichtraucher ist man dagegen in Erklärungsnot, wenn man kurz rausgeht, um das Gesicht zu verziehen.

Weißer Rauch vor schwarzem Hintergrund

Pixabay / CC0

Münzersatz

Wird man um einen Euro angeschnorrt, hat aber kein Kleingeld dabei, sind Zigaretten willkommene Münz-Alternativen, über die sich die allermeisten Obdachlosen oder Punks ebenfalls freuen. Als bargeldloser Ex-Raucher hat man leider gar nichts mehr anzubieten.

Gelegenheitskäufe

Beim Kauf einer ganzen Stange wird einem viel eindrücklicher bewusst, wie unfassbar teuer Zigaretten sind. Deshalb kaufen die meisten Raucher immer nur ein, zwei Schachteln auf einmal. Auch ich war fast täglich in der Trafik. Dort war oft ziemlich viel los und ich musste minutenlang warten. Um mir die Wartezeit zu vertreiben, schmökerte ich in den Zeitungen und Magazinen und kaufte auch regelmäßig welche. Auch das eine oder andere Brieflos fischte ich mir spontan aus dem Brieflosglas und manchmal gönnte ich mir sogar einen Quicktipp.
Seit ich Nichtraucher bin, habe ich leider keinen triftigen Grund mehr, regelmäßig in die Trafik zu gehen. Offensichtlich schaffen es weder Lotto, noch Parkscheine oder Printmedien, mich anzulocken. Dabei spiele, lese und parke ich eigentlich ganz gerne - Schade um die schönen Gelegenheitskäufe!

Geruchssinn

Augen kann man schließen, wenn Grässliches zu sehen ist, in die Ohren stopft man Oropax, Kopfhörer oder Zeigefinger, wenn Schauderhaftes erschallt, aber was macht man mit der Nase?! Man kann doch nicht die ganze Zeit mit einer Wäscheklammer auf der Nase herumlaufen, nur weil man zu Rauchen aufgehört hat und plötzlich wieder eindrücklich riecht, was da Grausiges aus Kanälen, Achseln und Rachen strömt!

JA EH, das Essen schmeckt intensiver, der Flieder duftet herrlicher und auch man selbst riecht bekömmlicher, wenn man Nichtraucher ist. Aber was tun mit all den üblen Gerüchen ringsum?

Neues Leben

Wenn man eine Beziehung auf effiziente Weise beenden und ein neues Leben beginnen will, behauptet man natürlich, nur kurz Zigaretten holen zu gehen und kehrt nie wieder zurück. Als Nichtraucher erregt man dagegen Misstrauen, wenn man das sagt.

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