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Aus dem Dachsbau

Dirk von Lowtzow, der Frontman von Tocotronic, hat sein erstes Buch geschrieben. „Aus dem Dachsbau“ ist eine Sammlung an kurzen Geschichten von A wie Abba bis Z wie Zeit.

Von Christian Pausch

Es ist ja keine Seltenheit mehr, dass Musiker*innen, die für ihre Texte gelobt werden, auch irgendwann ein Buch veröffentlichen. Es ist eher überraschend, wenn jemand mit großem Talent zur Sprache noch keines geschrieben hat.

Umso natürlicher fühlt es sich an, dass auch Dirk von Lowtzow, seines Zeichens Sänger und Frontman bei Tocotronic, nun sein erstes Buch mit dem schönen Titel „Aus dem Dachsbau“ veröffentlicht hat.

Es ist eine kleine Enzyklopädie geworden, die nach dem Alphabet geordnet kurze Geschichten, aber auch Fotos, Notizen und Comiczeichnungen des Autors enthält. Ein Buch für Tocotronic-Fans, ganz klar, aber auch ein Buch für Fans von poetischer Prosa und für alle, die gerne die Schönheit in den alltäglichen Dingen des Lebens entdecken.

FM4: Was natürlich am Anfang gleich auffällt ist diese ABC-Form in der das Buch gehalten ist. War das von Anfang an so geplant?

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Das ganze Interview mit Dirk von Lowtzow zu seinem Buch „Aus dem Dachsbau“ gibt es im FM4 Interview Podcast.

Ja, witzigerweise war das das erste, was ich überhaupt wusste, dass, wenn ich sowas wie ein Buch machen würde wollen, dass es dann eine Art Enzyklopädie oder ABC oder sowas in der Art sein würde. Also eigentlich, bevor überhaupt der erste Buchstabe - und in dem Fall stimmt das ja - geschrieben wurde, war schon klar, dass das Buch in Buchstaben aufgegliedert sein würde.

FM4: Sind die Geschichten in dieser Enzyklopädie autobiografisch?

Manche davon sind autobiografisch im strikten Sinne des Wortes und manche sind reiner Seemannsgarn, wie man in Norddeutschland sagt. Sie sind also frei erfunden und gehen ins Groteske, Surreale. Und manche der Geschichten sind eine Mischung, da gibt es einen autobiografischen Kern, aber sie transformieren ins Fantastische, oder wie man es eben nennen möchte.

FM4: Es ist ein sehr humorvolles Buch, aber auch oft sehr tragisch. Gleich das zweite Kapitel „Alexander“ behandelt den Tod deines besten Freundes, und da es das zweite Kapitel ist, setzt das auch die Tonalität des Buches. War das eine bewusste Entscheidung es an den Anfang zu setzen oder war das einfach wegen dem A wie Alexander?

Gerade in dem Moment, wo du die Frage gestellt hast, hab ich schon gedacht, komisch, A wie Alexander ist tatsächlich auch am Anfang, weil er eben so hieß. Aber der Sachverhalt ist ganz richtig erkannt: Das ist natürlich eines der zentralen Kapitel des Buches und deshalb steht es auch am Anfang. Von da aus setzt die Figur des Alexanders, dieses leider sehr früh verstorbenen Freundes von mir, ein bisschen den roten Faden in dem Buch.

Also wenn man das von Anfang bis Ende durchlesen möchte, dann wird man sehen, er taucht immer wieder auf. Wie so eine Art Geist oder Begleiter und das war schon bewusst von mir so gesetzt, weil ich das Buch auch ein bisschen als eine Würdigung oder Liebeserklärung an ihn verstanden hab.

FM4: Nicht nur Schrift ist in deinem Buch sehr wichtig, sondern auch Fotos und Zeichnungen. Vor allem ein Comic-Held, den du selbst erfunden hast: Daniel Dachs.

"Aus dem Dachsbau" Dirk von Lowtzow Cover

Kiepenheuer & Witsch

„Aus dem Dachsbau“ von Dirk von Lowtzow, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch

Ja, ich habe, als ich so 11 oder 12 Jahre alt war, sehr viel Comics gezeichnet, weil ich Comic-Fan war. Ich hab Comics schon durchgeblättert, als ich noch gar nicht lesen konnte, also mich hat das immer wahnsinnig fasziniert.

Und Daniel Dachs war eine Figur, die ich mir selber ausgedacht habe, weil ich auch Comic-Zeichner werden wollte. Aber ich hab’s nie zu einer wirklichen Perfektion gebracht und irgendwann hat mich dann auch der Ehrgeiz verlassen. Aber an diese Figur konnte ich mich noch gut erinnern und ich habe sie jetzt wieder reanimiert und aus dem Gedächtnis wieder gezeichnet. Somit ist es eigentlich eine gezeichnete Erinnerung.

Und der Dachs ist für mich eine schöne Symbolfigur, weil er eigentlich viel zu alt war für mich als 12-Jährigen. Er hat sowas Melancholisches, Schwermütiges und es ist komisch, dass ich mir das mit 12 so ausgedacht habe. Aber auf mein Leben jetzt passt er eigentlich ganz gut. (lacht)

FM4: Es kommen in den einzelnen Geschichten auch immer wieder Lyrics aus Tocotronic-Songs vor. Sind diese Texte innerhalb der Geschichten erst entstanden, oder die Geschichten rund um die Lyrics?

Manche von den Songs gab es schon viel früher. Es ist ein bisschen wie die Handbewegung aus der Fernsehsendung „Was bin ich?“ - ich habe sie in die Geschichten eingesetzt, denn ich wollte auf eine spielerische Art deutlich machen, dass ich eigentlich Musiker bin und kein Roman-Schriftsteller.

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