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Wer wird heute noch Priester?

In Österreich herrscht Priestermangel. Es ist kein attraktiver Beruf für junge Menschen und immer mehr ausländische Priester müssen die Lücken füllen. Trotzdem gibt es nur wenige Reformansätze in der katholischen Kirche.

Von David Riegler

Priester zu werden ist nur für wenige junge Menschen ein Traumjob. Während es früher eine angesehene Position in der Gesellschaft war, hat das Priestertum an Attraktivität verloren. Die Zahlen zeigen den Mangel: Das Priesterseminar Wien hat derzeit 37 Seminaristen und nur circa die Hälfte davon stammt aus Österreich. Viele Stellen könnten nicht besetzt werden, ohne den Zuzug von Priestern aus anderen Ländern. Vor allem aus Polen, Deutschland und Afrika werden katholische Priester nach Österreich geholt.

Ein Grund für den Priestermangel ist das angeschlagene Image der katholischen Kirche. In den letzten Jahren sind zahlreiche Berichte über Gewalt und Missbrauch innerhalb der Kirche an die Öffentlichkeit gelangt, was eine Welle der Kirchenaustritte zur Folge hatte.

Richard Hansl ist Priesterseminarist in Wien. Seine Motivation, in das Priesterseminar einzutreten, war eine tiefe Glaubenserfahrung im Gebet. Er glaubt daran, dass sich das Image der Kirche in Zukunft wieder verbessern wird: „Was der Kirche das Image massiv zerstört hat, ist, dass nicht konsequent und im Moment des Auftretens von Missbrauch und Gewalt reagiert worden ist.“ Er sagt, dass die Kirche auf einem guten Weg sei und sich daher auch wieder mehr junge Menschen entschließen werden, ins Priesterseminar einzutreten.

Priester müssen weiterhin das Zölibat einhalten, das heißt, sie müssen enthaltsam leben; was das betrifft, gab es in der katholischen Kirche bisher keine Reformen. Eine Partnerschaft eingehen und die eigene Sexualität leben zu können, ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Weder von österreichischen Vertretern noch vom aktuellen Papst Franziskus gibt es Vorstöße zur Aufhebung des Zölibats.

Messe in Mariazell während des Besuchs von Papst Benedikt XVI 2007

Vatikan / APA

Mariazell, 2007

Außerdem sind Frauen weiterhin nicht zum Priesterseminar zugelassen. Anders ist das in der evangelischen Kirche. Dort ist das Zölibat nicht verpflichtend und Frauen dürfen eine Gemeinde leiten. Anna Kampl ist evangelische Pfarrerin in Wien Simmering. Sie sieht es positiv, dass Frauen als Pfarrerinnen arbeiten können: „Das sehe ich als großen Vorteil, weil ich davon überzeugt bin, dass die Frauenperspektive eine wichtige ist und dass ich als Frau und Pfarrerin auch andere Dinge und eine andere Art von Sensibilität und Empathie reinbringen kann.“

Auch Richard Hansl kann sich Frauen als Priesterinnen vorstellen, jedoch müsse diese Diskussion auf weltkirchlicher Ebene und nicht in Österreich geführt werden. Die Initiative „Weiheämter für Frauen in der römisch-katholischen Kirche“ setzt sich dafür ein, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden können. Sie berichten, dass es viele Frauen gibt, die eine theologische Ausbildung haben und potentiell in das Priesterseminar eintreten könnten. Vereinssprecherin Christine Mayr-Lumetzberger wurde von der katholischen Kirche im Jahre 2002 exkommuniziert, nachdem sie sich heimlich zur Priesterin weihen ließ.

Die einzige erkennbare Strategie gegen den Priestermangel in der katholischen ist, dass man Priester aus dem Ausland nach Österreich holt. Auch Richard Hansl glaubt nicht an einfache Lösungen: „Ich glaube, dass es für einen Priestermangel kein Allheilmittel gibt, indem ich sage, ich führe das Frauenpriestertum ein oder ich schaffe das Zölibat ab.“

Auch wenn es kein Allheilmittel gibt, ist es unsicher, ob sich das Problem des Priestermangels ohne Reformansätze lösen lässt, denn wenn es weitergeht wie bisher, wird die katholische Kirche vom Zuzug ausländischer Priester abhängig bleiben, die dann oft in ihren Heimatländern fehlen.

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