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Twenty One Pilots auf der Bühne der Stadthalle

APA/HERBERT P. OCZERET

Twenty One Pilots in der Wiener Stadthalle

Das Phänomen Twenty One Pilots war für ein Konzert in der Wiener Stadthalle in Österreich und hat sich davor mit FM4 zum Gespräch getroffen.

Von Christoph Sepin

Gelb war am Sonntag die dominierende Farbe vor der Wiener Stadthalle, der Gelbton „FCE300“, um ganz genau zu sein. Das ist die Farbe der Twenty One Pilots und ihrer Fans, die sich am Abend um die Konzert-Location schlängelten.

2016 war die Band aus Ohio schon einmal in der Stadthalle, auch damals war das Spektakel ausverkauft. Twenty One Pilots sind immer noch ein Massenphänomen, auch mit dem neuen, im Oktober erschienenen Album „Trench“. Den Sprung in den Mainstream haben die beiden Grammy-Preisträger schon lange geschafft, die Hardcore-Fans sind trotzdem geblieben.

Gründe dafür gibt es einige, einer davon ist mit Sicherheit die umfangreiche Welt, die von der Band in ihrer Musik, in ihren Videos, in ihren Alben aufgebaut wurde. Die neue Platte ist inspiriert vom Zoroastrismus, spielt in einer Welt voller Mystik und komplexen Geschichten. Im Endeffekt geht es aber um Themen wie Mental Health, Unsicherheiten, Glaube und Hoffnung. Das ist eine Welt, in der Fans der Gruppe verweilen können, mit der man sich stundenlang beschäftigen kann, die sich echter anfühlt, als die fantastische Backstory es zulassen sollte. Und vor allem: Das ist kein einfaches Marketing, um mehr Songs und Tickets zu verkaufen.

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„Wenn die Geschichten hinter unseren Alben Marketing wären, dann wäre das schlechtes Marketing“, sagt Vokalist Tyler Joseph, neben Drummer Josh Dun eine Häfte der Twenty One Pilots. „Das ist nämlich alles zu verwirrend und hat zu viele Schichten. Der Grund, warum es ein Narrativ gibt, ist, dass Leute die tiefer gehen wollen, tiefer gehen können.“

Das sind im Prinzip Konzeptalben, die Twenty One Pilots machen, spätestens seit dem vorletzten Album „Blurryface“ und auch wieder mit „Trench“. Und das auch klar mit Absicht: „Was wir beweisen wollten, nicht nur anderen Leuten, sondern uns selbst, ist, dass Alben immer noch eine Rolle spielen“, sagt Tyler Joseph im Hinblick auf eine Welt der unzusammenhängenden Playlists, die mal einfach kurz gestreamt werden. „Eine Gruppe Lieder, die zusammengehören und zusammenpassen, das hat immer noch Gewicht.“ Eine Backstory, ein roter Faden, der sich durchzieht, hilft dabei.

Twenty One Pilots auf der Bühne der Stadthalle

APA/HERBERT P. OCZERET

Vor allem auch in Anbetracht der Vielzahl an Genres, die Twenty One Pilots mit ihrer Musik abdecken. Das Konzert in der Stadthalle beginnt mit kreischenden Fans und einer Nummer, die man vor ein paar Jahren noch genretechnisch Nu-Metal genannt hätte. Tyler Joseph posiert mit Fackel in der Hand und Maske am Kopf auf einem brennenden Auto.

Über den Abend verschwimmen die Genres immer mehr: Schon das zweite Lied, „Levitate“ vom neuen Album „Trench“, ist im HipHop daheim, später wird Stadionrock performt, dann mal wieder klassischer Pop und ein bisschen Trap. Und auch ein bisschen von dem, was man früher mal als Emo bezeichnete.

„Wir wollen prinzipiell so viel Backstory und Thematik wie möglich zur Verfügung stellen, die wir selbst über unser Leben gelernt haben“, so Tyler Joseph. „Ein dreieinhalbminütiges Lied kann viel größer sein als einfach dreieinhalb Minuten Audio. Das fängt Emotionen ein, und kann sich verändern, je nachdem, was die Hörenden brauchen.“

Das beschreibt die Ernsthaftigkeit ganz gut, die Twenty One Pilots gegenüber ihrer Musik haben. Wie bei vielen Massenphänomenen könnte man auch hier leicht zynisch werden, sollte man aber nicht. Denn hier haben zwei Musiker ordentlich viel Herzblut und Energie in ein Projekt gesteckt und wissen, wie wichtig ihre Musik ihren Fans ist, die sich selbst als „Skeleton Clique“ bezeichnen.

Twenty One Pilots auf der Bühne der Stadthalle

APA/HERBERT P. OCZERET

Auch in der Stadthalle: Menschen dekorieren sich zum Konzert mit gelbem Tape, tragen Skeletthoodies und gelbe Beanies, sind aufgeregt und schreien, wenn sich Tyler Joseph in die Crowd begibt. Und nicht umsonst: Twenty One Pilots sind eine Band, der man die harte Arbeit ansieht und anhört, die unter dem enormen Druck, ihrem Mainstream-Erfolg „Blurryface“ zu folgen, ein noch größeres Album veröffentlicht hat.

Und am Ende der Show: weinende Augen, erschöpfte Körper, in der ersten Reihe hat sich jemand während der Zugabe die Haare abrasieren lassen. Eine Fankultur, die sich selbst und ihre Lieblingsband zelebriert. Wer das Ganze auch live erleben will: Am 15. August spielen Twenty One Pilots wieder in Österreich, live am FM4 Frequency in St. Pölten.

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