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Universalsprache Pop: MIBLU ist unser FM4 Soundpark Act im März

Mitfühlen, mitweinen, mitlachen, mittanzen. Ein guter Popsong ist eine Projektionsfläche für das eigene Innenleben. Die Wiener Musikerin MIBLU liefert dazu aktuell sehr guten Content: Sie ist unser FM4 Soundpark Act im März.

Von Lisa Schneider

Von wenigen meiner musikalischen Neuentdeckungen habe ich im letzten halben Jahr öfter gesprochen als von MIBLU. Vor einigen Monaten habe ich spontan auf der Labelparty von Futuresfuture vorbeigeschaut, als MIBLU gerade auf der Bühne stand und ihren Song „Still Me“ performt hat. Der Song ist sofort auf der Lieblingsplaylist gelandet, und, wie mir der Streamingdienstanbieter meines Vertrauens verraten hat, auch in die Top 3 Songs meines letzten Musikjahres geschlüpft.

Wie die Musik dich nach oben zieht

Kurz darauf, anlässlich des FM4-Soundpark-Geburtstags, habe ich den Elektropop von „Still Me“ mit Lorde verglichen. Diese hat mit „Green Light“ einen Song für die verweinte, einsame Aftershowparty im Taxi geschrieben, zwischen Reue, Mutlosigkeit, den wirren Stimmen im Kopf und gleichzeitig dem leisen Anklang eines Neubeginns.

Auch bei MIBLUs „Still Me“ wandeln sich die Zweifel in ein lautes Yeah! zum Leben und zu sich selbst. Eine nach wie vor wichtige Message im Zeitalter der Selbstoptimierung: Herz raus, Kopf aus. „Still Me“ ist eine Hymne für alle Post-Millenials nach Dating-Apps wie Tinder und Co: Ich bin mir selbst genug.

„Still Me“ ist dabei nicht einmal die erste Single der Wiener Musikerin und Schmuckdesignerin Miriam Orth-Blau. Ihr erster Song war nämlich „Shooting Stars“ - und wurde ihrem Label erstmals bei einer eher zufälligen Listening Session vorgestellt. Eigentlich standen da nämlich Labelkollegen Naked Cameo im Fokus. Jedenfalls: „Shooting Stars“ verhilft MIBLU zum Labelvertrag.

Von Funk und Jazz zu Pop-Elektronik

Ein Pop-Banger also nach dem anderen, dabei kommt Miriam Orth-Blau musikalisch aus einer anderen Ecke. Sie tritt längere Zeit mit einer Wiener Funk/Soul-Jazzband auf, schreibt für diese auch erste Songs, konzentriert sich dabei auf ihre stimmliche Performance.

Von der organischen Musik hat sie danach zur elektronischen gewechselt, ihr Soloprojekt ist die gewünschte neue Herausforderung, bei der die Songs weniger von Klavier- oder Gitarrenchords als von einem Beatgerüst ausgehen. „Nein, Produzentin bin ich keine“, lacht Miriam im Interview, bei ihrer Debüt-EP „Too Close“ hat sie dahingehend Tiemo Frantal unterstützt. Und auch gemastert wurde von niemand Unbekanntem: Pete Maher hat auch schon mit Lana Del Rey, U2 oder Jack White zusammengearbeitet.

Keine der beiden oben genannten, ersten Singles von MIBLU sind auf der „Too Close“ betitelten EP, die am 8. März erscheint, untergekommen. „Die EP knüpft zwar an die beiden Songs an, trotzdem steht sie für sich selbst“, erzählt Miriam. Schon nach dem Release der aktuellen Single „Duchess“ war der Richtungswechsel klar: Tempo raus, R’n’B und trocken-knackende, nicht selten auch metallisch klingende Beats hinein. Es ist bemerkenswert, schon nach den ersten beiden Singles - und für die EP - einen neuen Soundanspruch zu formulieren. Nämlich nicht, weil das Vorangegangene verdrängt werden soll, sondern um mehr Facetten zu zeigen.

Projektionsfläche Musik

Das passt wiederum zur Kunstfigur „MIBLU“. Die oben erwähnte, besungene „Duchess“, „bored, lonely and sad“, wie sie ist, durchstreift im zugehörigen Musikvideo topgestylt ein romantisch-schönes Pferdegestüt. Ein Mensch, der alles hat, und daran verzweifelt. „Was ich ja überhaupt nicht verstehen kann. So will ich nie sein“, so Miriam Orth-Blau. Ein spannender Figurenwechsel, vor allem im Vergleich zum „Still Me“-Video. Da sieht man noch die Tänzerin (Miriam Orth-Blau tanzt, seit sie drei Jahre alt ist), glücklich, kraftvoll, und bemerkenswert authentisch.

Die EP löst sich jetzt von der Person Miriam Orth-Blau, und „Duchess“ ist demnach eine von vielen Möglichkeiten für die Musikerin, in eine andere Rolle zu schlüpfen. „Natürlich fließt immer auch Persönliches in die Texte ein, aber es ist für mich vor allem auch spannend, mich in andere Räume oder Zustände zu befördern.

Miblu Cover EP "Too Close"

Philipp Jelenska / Futuresfuture

Die erste EP von MIBLU heißt „Too Close“ und erscheint via Futuresfuture.

LIVE

MIBLU präsentiert ihre neue EP im Rahmen einer Releaseshow live am 16.3. im Wiener Club Grillx.

Außerdem tritt sie am 22. März im Rahmen der Diagonale im PPC in Graz auf.

Und so reisen wir mit MIBLU durch diese erste EP „Too Close“ und treffen ihre verrückten, liebenswerten, chaotischen und auch unangenehmen Zeitgenossen, Hirngespinster, Versionen eines Ich. Wir reisen mit ihnen vom zischend-geflüsterten Opener „Intro LaLaLand“ bis an den Schluss, ins süße, fast erdige „Secret Garden“. Dabei geht es nicht um Ryan Gosling, Emma Stone oder verbotene Früchte, sondern viel breiter gefächert um die Beziehung zu anderen, vor allem aber zu sich selbst.

My body, my home, my being, my control“ heißt es etwa auf „LaLaLand“. Wenn man so will ist das wieder eine logische Weiterführung der in „Still Me“ catchy besungenen Jeans („damn, I look juicy“). Die Party ist gefeiert, das Empowerment da, die Selbsterkenntnis geblieben - jetzt geht es darum, nach den eigenen Regeln zu leben.

Die „Too Close“-EP von MIBLU ist ein gleichzeitig selbstkritisches wie grundehrliches Statement sich selbst gegenüber; wer dieses Selbst ist, ändert sich von Song zu Song, von Zuhörer*in zu Zuhörer*in. Die Möglichkeit, die eigenen Ansichten, Eigenschaften oder Gewohnheiten in der Musik anderer wiederzufinden, ist eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von Pop. Geschichten zu erzählen, deren Anspruch so universell wie persönlich ist.

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