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Far Cry New Dawn

Ubisoft

Déjà-Vu in der pinken Postapokalypse

Das Serien-Spinoff „Far Cry: New Dawn“ bietet mehr vom Selben - nur in Pink und mit Bezahloption.

Von Rainer Sigl

Überall prächtige Blumenwiesen, ein topasgrün leuchtender Bergbach und strahlend weiße Hirsche: Dafür, dass die Welt untergegangen ist, ist es eigentlich sehr idyllisch in „Far Cry: New Dawn“.

Der US-Bundesstaat Montana in den Rocky Mountains war bereits Schauplatz des fünften Teils der Shooter-Reihe, und „New Dawn“ knüpft auch direkt an den Vorgänger an: An dessen Ende gab es einen Atomkrieg, der die Menschen eine Generation lang in unterirdische Bunker trieb. Als sie wieder auftauchen, hat sich die Welt in ein beinahe kitschiges postapokalyptisches Naturparadies verwandelt - wenn da nicht die bösen Banditen wären.

Same procedure as last year

Wer „Far Cry“ kennt, wird in „New Dawn“ wenig Neues zu sehen bekommen: Wieder unterstützt man als einsamer Gesetzeshüter eine Gruppe von Rebellen beim Kampf gegen einen übermächtigen Gegner. Dazu durchstreift man zu Fuß oder mit einer Reihe von Fahrzeugen die riesige Spielwelt und erledigt große und kleine Missionen. Wieder gibt es feindliche Stützpunkte zu erobern, Waffen zu sammeln und kleine Schnitzeljagden zu absolvieren - nur eben diesmal in einer oft überraschend neonbunten Spielwelt.

Diese untypische Postapokalypse mit ihren überdrehten Bösewichten, die in ihren Graffiti-besprühten Stützpunkten am liebsten FM4-Hörern vertraute Underground-Helden wie etwa die südafrikanischen Techno-Hip-Hop-Wahnsinnigen Die Antwoord hören, ist auch das einzig Originelle an „New Dawn“. Spielerisch unterscheidet sich das Spiel nämlich so gut wie gar nicht vom Vorgänger „Far Cry 5“ - ein Grund, warum Publisher Ubisoft von einem Spinoff statt einem echten Nachfolger spricht.

Far Cry New Dawn

Ubisoft

Vollgestopfter Open-World-Vergnügungspark

Auch „Far Cry: New Dawn“ ist ein vollgestopfter Open-World-Vergnügungspark, dessen Storymissionen mit ihren dramatischen Monologen im oft komischen Widerspruch zur anarchischen Action stehen. Aus Angst, die Spielerinnen und Spieler durch Langeweile zu verlieren, ist dieses riesige Montana absurd überladen mit Ablenkungsangeboten. Es vergeht buchstäblich keine Minute, in der sich in der gar nicht einsamen Weite nicht entweder geskriptete oder aber zufällige Begegnungen, Kämpfe oder Unfälle beinahe slapstickartig aneinanderreihen.

„Far Cry: New Dawn“ ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen.

Das Übermaß an Ablenkungen führt schnell einmal zur Übersättigung. Am besten ist „New Dawn“, wenn wir alle Aufgaben links liegen lassen und uns einfach nur so durch diesen schrillen Endzeit-Naturpark schlagen. Mit anderen Worten: Es ist alles wie immer in der bewährten Open-World-Schablone. Die größte Überraschung an „New Dawn“ ist tatsächlich, dass es nicht als DLC, sondern als Standalone-Titel zum Vollpreis daherkommt. Eine der wenigen Neuerungen hinterlässt einen bitteren Beigeschmack: Mehr als im Vorgänger bieten Mikrotransaktionen gegen echtes Geld im späteren Spiel klare Vorteile.

Abgesehen davon ist „New Dawn“ ein neonpinkes Déjà-vu, das die Story von „Far Cry 5“ fortsetzt. Wer die Spiele der Shooter-Reihe als offene Rummelplätze mit Attraktionen an jeder Ecke schätzt, findet hier schlicht und einfach eine Riesenportion Nachschub in bewährter Qualität. Nicht weniger - aber auch nicht mehr.

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