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FM4 Extraleben: Cheating!

Die meisten haben es schon mal getan und oft ist auch gar nichts dabei. In anderen Fällen ist Cheaten in Games aber ziemlich infam. Das FM4-Games-Kränzchen ist dem Cheating auf der Spur.

Von Robert Glashüttner

Bild: Konami code graffiti, CC BY 2.0, Ausschnitt

Schummeln, Betrügen, Cheaten. Unehrlich Sein und Hintergehen hat alles andere als einen guten Ruf, doch gerade bei Computerspielen ist die Sache nicht ganz so einfach. Die Bandbreite ist dort groß: Cheaten kann ebenso niederträchtig wie harmlos sein. Vor allem, wenn man alleine mit dem bzw. gegen den Computer spielt, ist man sich beim Schummeln höchstens selbst im Weg. Welche Formen des Cheatings gibt es überhaupt bei Games und wie haben sich diese im Laufe der Jahrzehnte verändert? Darüber sprechen wir in der aktuellen Ausgabe des Games-Kränzchens FM4 Extraleben.

Von Lösungsbüchern und Walkthroughs

Die Geschichte des Cheatings in Games ist reichhaltig: In den 70er, 80ern und 90ern gab es Schulhof-Austausch, Lösungshefte, Sonderteile in Spielemagazinen, klassische Cheat-Codes und sogenannte Trainer - also Hacks, die „sanft“ in den Code eingreifen und ihn dergestalt erweitern, dass wir es bei den Herausforderungen danach etwas leichter haben. Heutzutage ist das Cheaten wesentlich weniger abenteuerlich: Man liest einfach online in einem Walkthrough nach oder sieht sich ein (Live-)Video an.

FM4 Extraleben: Cheating!

Conny Lee, Rainer Sigl und Robert Glashüttner sprechen über Cheat-Kultur in Games. Am Montag, 25. Februar 2019, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4, im FM4 Player sowie als Podcast.

Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Gründe, bei Games zu schummeln, als nur deshalb, besser, schneller und leichter im Spiel weiterzukommen. Zusätzliche Anreize sind der Blick hinter die Kulissen, die klassische Powerfantasy, die Begeisterung aufgrund der Grenzüberschreitung an sich, sowie die subjektiv empfundene Notwendigkeit, schlechtes Gamedesign so aufwerten, dass mittels der Cheats ein besserer bzw. fairer Spielfluss hergestellt werden kann.

Was du nicht willst, dass man dir tu ...

Cheaten mit sich und dem Computer ist die eine Sache. Aber spätestens dann, wenn man andere Menschen täuscht und sie um ihre Erfolge bringt, wird die Schummelei ziemlich unangenehm. Viele CheaterInnen sind ja Profitrickster, denen man erst Jahre oder Jahrzehnte später auf die Schliche kommt. Und selbst dann lässt sich ein gekonnter Spielebetrüger oft erst durch sehr gute Recherche überführen. Das war schon zur Gaming-Frühzeit so, in den frühen 80er Jahren, der Hochzeit der Arcade-Kultur. Erst letztes Jahr ist der kuriose Highscore-Macho Billy Mitchell (ehemaliger Rekordhalter u.a. in „Donkey Kong“ und „Pac-Man“) tief gefallen, ebenso wie sein Kollege Todd Rogers („Dragster“).

Die aktuelle Ausgabe des empfehlenswerten Gameskultur-Bookazines WASD beschäftigt sich ebenfalls mit Mogeln im Computerspiel.

Stolz und Ehre

Cheaten ist also ein No-Go, wenn es um einen wie auch immer gearteten Multiplayer-Modus geht. Doch selbst dann, wenn es nur um das eigene Spielerlebnis geht, tun sich viele Menschen mit dem Schummeln schwer. Nicht wegen moralischen Gründen oder aus Sorge, dass man sich vielleicht das jeweilige Game zerstören könnte, sondern aus einer stolzen Haltung heraus. Denn die Sache ist doch die: Spielt man ein Game im leichtesten Schwierigkeitsgrad oder sieht in Walkthroughs nach, lässt es sich anschließend schwer damit angeben - am wenigsten vor sich selbst.

Gemälde mit Kartenspielern

Gemeinfrei

Valentin de Boulogne, „Die Falschspieler“

Sprechen wir über Computerspiele!

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

Wer hingegen Blut, Schweiß und Tränen investiert hat, um sich nach vielen Stunden endlich durch einen bockschweren Titel gekämpft zu haben, die oder der genießt meist ein höheres Ansehen und ist mitunter Jahre später noch stolz darauf. Games definieren sich in unserer kapitalistischen Gesellschaft mehr denn je durch Leistung und Aufopferung, was sich nicht nur im sozialen Status, sondern auch in digitalen Meta-Game-Features wie Achievements bzw. Trophäen niederschlägt.

FM4 Extraleben übers Schummeln und Cheaten

Die meisten von uns haben schon das eine oder andere Mal beim Spielen geschummelt - sei es durch einen guten alten Cheat-Code, indem man in ein Walkthrough reingeschnüffelt oder weil man für einen Endboss bestimmte Taktiken auswendig gelernt hat, die man sich vorher mithilfe eines Videos minutiös eingeprägt hatte. Aber was ist bloß Unterstützung, und wo beginnt das Betrügen? Bis wohin kann man es noch als kreatives Ausnutzen der Spielregeln betrachten, und ab welchem Punkt wird es eindeutig als Schummelei empfunden?

Die Grenzen verlaufen fließend, und letztendlich muss sie jede und jeder immer für sich selbst ziehen. Das aktuelle FM4 Extraleben über Cheat-Kultur bei Games dient vielleicht als kleine Richtschnur.

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