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Foals

Alex Knowles

Foals sind zurück!

Foals aus Oxford sind vier Jahre nach ihrem letzten Album mit neuen Songs wieder da. Mit dem Album „Everything Not Saved Will Be Lost - Part 1“ sind Foals mehr denn je eine der spannendsten Bands aus Großbritannien.

Von Eva Umbauer

Und dann waren die Foals nur mehr zu viert. Das Quintett aus der englischen Universitätsstadt Oxford verlor vor den Aufnahmen zum neuen Album den Bassisten. Walter Gervers hatte sich wohl schon eine Weile mit dem Gedanken getragen, nicht mehr Teil der Band sein zu wollen. Sein Weggehen lief jedoch freundschaftlich ab, und bisher wurde Walter auch nicht ersetzt, denn, so meint Gitarrist Jimmy Smith im FM4-Interview, Walter ist nicht ersetzbar. Die Foals waren ja immer auch wie eine „Gang“, also eine eingeschworene Gruppe von Freunden.

Bei den Aufnahmen zu „Everything Not Saved Will Be Lost - Part 1“ sprangen Keyboarder Edwin Congreave und Sänger Yannis Philippakis den Bass betreffend ein, und das hört sich etwa beim euphorischen und von House-Musik beeinflussten Stück „In Degrees“ sehr gut an. „In Degrees“ ist wohl der bisher tanzbarste Song der Band. Obwohl die Foals ob der vielen Probleme, die die Welt gerade hat, eigentlich eher das Gegenteil von euphorisch sind. „I’m done with the world and the world is done with me“, singt Yannis Philippakis im gleichnamigen, sehr atmosphärischen letzten Song am neuen Album der Foals.

Toter Fuchs, brennende Bäume

Von einem toten Fuchs im Garten singt Yannis Philippakis in dem wunderschönen Piano-Stück „I’m Done With The World (& It’s Done With Me)“. Der Fuchs kommt auch in „Syrups“ vor. Die Hecken stehen in Flammen und die Blätter der Bäume brennen. Und dann singt Yannis von seiner kleinen Tochter, die gerade im Garten schläft.

Klimakollaps? Staatliche Überwachung? Große technische Veränderungen? Ein überwältigendes Gefühl der Angst? Die neuen Songs der Foals handeln von all dem und noch mehr in Richtung Apokalypse. In dem Song „Exits“ etwa, eine der Singles vom neuen Foals-Album, beschwört Yannis Philippakis das Bild einer desorientierenden Welt durch eine richtig tolle Gesangsmelodie herauf.

„Exits“ deutet an, worum es thematisch in „Everything Not Saved Will Be Lost - Part 1“ geht. Der Songtitel, der an Nintendo denken lässt, ist eine Warnung, dass alles – vom kleinsten, flüchtigsten Moment der Inspiration bis hin zur biologischen Vielfalt des Planeten – in Gefahr ist, unumkehrbar ausgelöscht zu werden.

Fear Of The Future

Damit wir beim Hören der neuen Foals-Platte aber nicht in Depressionen versinken, tat die Band eines: Sie schaute, dass die meisten Stücke ein gutes Tempo haben. „Up“ statt „down“, heißt die Devise das Musikalische betreffend. Die neue Platte ist fast eine Art Trojanisches Pferd. Ein Vergleich, den Yannis Philippakis bringt: Hinter der mitreißenden Verpackung verbirgt sich Dunkles.

Ohne den Bassisten Walter Gerves mussten die Foals diesmal insgesamt alles anders angehen. Die Band saß mehr auf Sofas - mit analogen Synthesizern - anstatt schwitzend im Proberaum zu rocken. Oder man schlug auf „cowbells“, wie etwa im Song „On The Luna“.

Cowbells

Die cowbell - Kuhglocke oder auch Herdenglocke - ist ein Perkussionsinstrument in der Form einer trapezförmigen, rechteckigen oder bienenkorbförmigen Kuhglocke aus Eisen, Kupfer- oder Messingblech von zehn bis zwanzig oder mehr Zentimetern Länge. Die „Cowbell“ hat keinen Klöppel.

Die „Cowbell“ wird in der flachen Hand gehalten und mit einem dicken Holzstab angeschlagen. Mit ihr wird etwa im Cha-Cha-Cha der Grundbeat geschlagen und auch in der lateinamerikanischen Salsa findet sie immer wieder Verwendung. Die vollen Töne erzeugt man, indem man auf das untere Ende der Glocke - an der Öffnung - mit dem Holzstab schlägt; Akzente und Obertöne entstehen durch Schlagen auf den oberen Bereich der Glocke.

Der Song „Syrups“ ist toller Dub-Rock mit der sich reimenden Songzeile „I try to make a call to heaven, phone lines cut back in 97“. Foals-Sänger Yannis Philippakis zeichnet wieder für sämtliche Songtexte verantwortlich. Worum es in den Lyrics genau geht, ist seinen Freunden in der Band erst nicht immer so klar, oft erklären sich die Texte für Jimmy Smith, Jack Bevan und Edwin Congreave überhaupt erst etwas später, etwa wenn die die Foals dann auf Tour gehen und jeden Tag die Songs auf der Bühne spielen.

Albumcover: Foals - Everything not saved will be lost

Warner Music

„Everything Not Saved Will Be Lost - Part 1“ von den Foals ist bei Warner erschienen.

Die Foals spielen beim Szene Open Air in Lustenau, das von 1.8.2019 bis 3.8.2019 stattfindet.

Yannis als Producer

Überhaupt spielt Yannis Philippakis am neuen Foals-Album eine größere Rolle denn je zuvor, so übernahm er diesmal auch die Tätigkeit des Producers. Dazu sagt Gitarrist Jimmy Smith im FM4-Interview:

„Maybe it was the time to try it out. In choosing the studio we quickly realized that for the actual creating and recording we didn’t need a producer anymore. When you’ve used producers for the past four records, you learn what they’ve been doing, they teach you stuff.“

Das Wichtigste, was ein Producer mitbringt, laut Jimmy von den Foals, ist ein „element of control“. Er oder sie kümmert sich darum, dass eine Band im Studio nicht überfordert ist und die Zeit optimal nutzt. Ein Produzent gibt einer Band Sicherheit.

„It was definitely more difficult for us this time - without a producer, and it took much longer. But I think, it’s the beginning of a very interesting era for our band, I think, we definitely do it again.“

Das 123 Studio im Südlondoner Stadtteil Peckham bot den Foals das richtige Umfeld, um ihre neuen Songs entstehen zu lassen. Im Studio war nur ein Tontechniker, der den Foals zur Seite stand, und es gab auch einen Proberaum, wo die Band zwischendurch immer gleich Dinge wie eine Live-Band ausprobieren konnte.

„Through the flames and through the fire, cities burn, we don’t give a damn...“ ( Foals - „Sunday“)

Im Album-Opener „Moonlight“ zwitschern Vögel; die Vogelstimmen kommen von Samples, denn es gibt fast keine mehr. In „Cafe D’Athens“ - der Vater von Yannis Philippakis ist Grieche - gibt es das Holzschlaginstrument Marimba zu hören: tolle aufgebrochene, polyrhythmische Akkorde. Ein Song heißt, nun ja, „White Onions“, und „Sunday“ ist erst eine wunderschöne Piano-Ballade, bevor sich der Song dann mit richtig schnellen Drums ordentlich hochschaukelt.

Talk Talk, Smashing Pumpkins, NIN

Zuletzt war unter MusikfreundInnen immer wieder vom britischen Musiker Mark Hollis die Rede - anlässlich seines Todes. Hollis war in den 80er Jahren mit seiner Band Talk Talk ein Popstar, aber dann veränderte er den Sound mit dem Album „The Colour Of Spring“. Irgendwo tief drinnen im neuen Foals-Album sitzt auch „The Colour Of Spring“ von Talk Talk: die Happy/Sad-Gegensätze oder einfach nur das Gefühl, dass hier eine Band so viel mehr macht, als sie müsste, weil sie es will.

Weitere Einflüsse beim neuen Album der Foals sind das Album „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ der US-Band Smashing Pumpkins, das Mitte der 1990er Jahre erschienen ist, oder auch Trent Reznor und sein Bandprojekt Nine Inch Nails. „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ war ein Doppelalbum bzw. Triple-Album mit fast dreißig Songs.

Seither haben sich jedoch die Hörgewohnheiten verändert und Foals wollten uns ein so umfangreiches Werk nicht antun, jedenfalls nicht auf einmal, denn das wäre dann, so findet Yannis Philippakis, ein wenig wie ein Roman von Charles Dickens, den man auch nicht wirklich auf einmal lesen kann, weil man sich sonst fragen würde, wie viele Seiten denn da noch kommen.

Wir sind gespannt, wohin die musikalische Reise von den Foals noch gehen wird. Im Herbst erscheint jedenfalls der zweite Teil zu „Everything Not Saved Will Be Lost - Part 1“. Die Alben gehören zusammen und sind dennoch zwei eigenständige Werke. Vorfreude.

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