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Bürgermeisterin Andrea Pabinger an ihrem Schreibtisch

FM4 | Lena Raffetseder

Bürgermeisterinnen sind selten, außer in Lamprechtshausen

In einer Salzburger Gemeinde kandidieren nur Frauen für das Amt der Bürgermeisterin. Dafür brauchte es aber männliche Unterstützer. Und erwachsene Kinder.

Von Lena Raffetseder

Es gibt in Österreich mehr Bürgermeister, die Josef heißen, als Bürgermeisterinnen. Diese Statistik empörte 2016. Aktuell sind in nur 169 der 2.096 österreichischen Gemeinden Bürgermeisterinnen im Amt, das sind acht Prozent.

Das Bundesland Salzburg ist – abgesehen von Wien, wo es auch noch nie eine Bürgermeisterin gab – mit nur 5 Ortschefinnen Schlusslicht der Statistik.

Am Sonntag wird in Salzburgs Gemeinden gewählt und in drei von vier Gemeinden stehen nur Männer auf der Liste. Da stellt Lamprechtshausen, eine 4.000-Einwohner-Gemeinde nördlich der Stadt Salzburg, eine Ausnahme dar. Es ist die einzige Gemeinde, in der drei Frauen zur Wahl stehen. Und das schon zum zweiten Mal.

Unterstützung von den Vorgängern

Bei der vorgezogenen Wahl 2017 stellten alle drei Ortsparteien Kandidatinnen auf. Bürgermeisterin wurde Andrea Pabinger von der ÖVP. Pabinger arbeitete da schon seit rund 20 Jahren für die Gemeinde Lamprechtshausen. Damit kannte sie die Abläufe und konnte sich ein Netzwerk aufbauen. Trotzdem waren die Leute im Ort damals skeptisch. Das erfährt die 53-jährige Pabinger jetzt bei ihren Hausbesuchen: „Da höre ich des Öfteren: ‚Das haben wir uns gar nicht vorstellen können, eine Frau als Bürgermeisterin, weil das ja immer ein Mann war.‘“

Jetzt kandidieren die gleichen Frauen wieder. Die Vizebürgermeisterin Marina Kaltenegger von den Freien Demokraten Lamprechtshausen glaubt nicht, dass an ihrer Gemeinde irgendetwas besonders ist. Das mit den drei Frauen hätte sich einfach bei jeder Fraktion so ergeben. „Ich hätte auch gar keinen Mann gehabt, der kandidiert hätte“, sagt SPÖ-Kandidatin Sonja Widmann.

Pabinger hat sich auf Wunsch ihres Vorgängers aufstellen lassen und auch Kaltenegger hatte die Unterstützung vom damaligen Vizebürgermeister. Nicht nur diese Unterstützung war wichtig: „Auch das Umfeld und mein Mann. Wenn man das als Frau mit Familie nicht hat, dann ist es schon sehr schwierig“, sagt die Vizebürgermeisterin. Sonja Widmann vermutet sogar, dass es manchmal am Partner scheitert.

Drei Bürgermeister-Kandidatinnen Kaltenegger, Widmann und Pabinger

FM4 | Lena Raffetseder

„Das muss man sich als Frau schon trauen“

Frauen in der Politik sind fast immer von einer Mehrheit von Männern umgeben. Sonja Widmann erzählt, wie ihre Anwesenheit bei Sitzungen extra hervorgehoben wurde: „Dass eine Frau da mit am Tisch sitzt, war auch für den ehemaligen Bürgermeister ungewohnt. Es war einfach immer zu sehr eine Männerdomäne.“ Die Kandidatinnen in Lamprechtshausen sind politisch nicht auf einer Linie, aber wenn es um die Frage geht, warum nicht mehr Frauen in die Gemeindepolitik gehen, ähneln sich die Antworten. „Eine Frau kann das genauso gut wie ein Mann. Aber oft ist die Frau diejenige, die die Kinder betreut, deshalb ist es als Frau nicht so einfach“, sagt Bürgermeisterin Andrea Pabinger.

Kinderbetreuung wird als Aufgabe der Frau gesehen. Auch für Sonja Widmann spielte bei der Kandidatur das Alter ihrer Tochter eine Rolle: „Es gibt mittlerweile schon mehr Frauen, die sich das zutrauen, aber so eine Zeit muss man abwarten können. Wenn meine Tochter jetzt erst fünf wäre, hätte ich es nicht gemacht.“ Die Tochter ist heute 26, deshalb musste die Kosmetikerin Sonja Widmann ihre Kandidatur nur noch mit ihrem Zivilberuf koordinieren.

In die Politik gehen, wenn die Kinder noch sehr jung sind – hier undenkbar. Die traditionelle Rollenverteilung ist tief verankert. „Wenn wir das überwunden haben, dann schaffen wir es, dass jüngere Frauen und vor allem Mütter früher in die Politik einsteigen können“, sagt Marina Kaltenegger.

Frauentag auf FM4

Unter dem Motto „The Future Is Feminist“ liefert FM4 die Playlist zum Weltfrauentag 2019. Von 6 bis 19 Uhr begleiten uns Musikerinnen aus den letzten 50 Jahren Popgeschichte – von A wie Anna Calvi, B wie Beyoncé bis zu Z wie Zola Jesus.

Redaktionell widmen wir uns am Frauentag den österreichischen Bürgermeisterinnen, der ersten weiblichen Marvel-Filmheldin „Captain Marvel“, der neuen Platte von Amanda Palmer, dem neuen Roman „Mutterschaft“ von Sheila Heti - und US-Shootingstar Lizzo beantwortet uns Fragen zu Body-Positivity und Feminismus im Pop. Außerdem besucht uns unser FM4 Artist of the Week Yasmo, um über ihre eigenen Heldinnen zu sprechen.

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