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Schüler und Schülerinnen bei einer Demonstration

APA/AFP/Odd ANDERSEN

Klimawende: Wir haben nur mehr 11 Jahre Zeit

„Wenn ein paar Kinder Schlagzeilen in der Weltpresse bekommen, allein dadurch, dass sie nicht zur Schule gehen, dann stellt euch vor, was wir alles zusammen erreichen können, wenn wir nur wollen“, sagt die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.

Von Lukas Tagwerker

Für kommenden Freitag, den 15. März, plant die von ihr mitgegründete Schulstreik-Bewegung fridaysforfuture einen globalen Streik in rund 100 Ländern. Am 28. Mai wird sie dann zu Arnold Schwarzeneggers Klimakonferenz in Wien erwartet. Der Kalender von Greta Thunberg ist dicht gefüllt. Denn die Zeit drängt. Nach Berechnungen des UN-Weltklimarats bleiben uns nur mehr rund 11 Jahre, bis der Ausstoß von Treibhausgasen unumkehrbare Kettenreaktionen auslösen wird, die jede menschliche Kontrolle übersteigen. Umstellungen der Wirtschaft in „nie dagewesenem“ Ausmaß sind notwendig, um die Kurve noch zu kratzen.

Greta Thunberg ist gefasst, selbstsicher, aber auch nervös, während sie mit belgischen AktivistInnen eine Front vor den Vorsitzenden des EU-Wirtschafts- und Sozialausschusses bildet. Der EU-Kommissar Jean Claude Juncker verschwindet im Hintergrund, als sie ihn angreift: „Ihr stehlt uns die Zukunft vor unseren Augen. Ihr habt eure Hausaufgaben nicht gemacht. Wir schon.“ Die Idee, freitags die Schule zu bestreiken, hat dem Klima-Umbruch die Dringlichkeit zurückgegeben, die dieses Thema medial immer wieder aufs Neue benötigt.

11 Jahre Zeit für einen radikalen Umstieg

11 Jahre sind eine überschaubare Zeit. Der Umstieg von einer Energiewirtschaft, die auf Erdöl, Gas und Kohle basiert, hin zu Sonne, Wind und Wasser wird allerdings immer teurer und schwieriger, je weniger Zeit für den Übergang bleibt.

Haben Menschen, die jetzt gerade erst 11 Jahre alt sind, ein realistischeres Zeitgefühl, was den CO2-Ausstieg betrifft? Da sie einen Großteil ihres Lebens in einer Zeit verbringen werden, die existenziell davon abhängt, ob und wie der Systemwechsel jetzt vollzogen wird, ist es nur logisch, dass ein paar unentschuldigte Unterrichtsstunden weniger wiegen als die Aufgabe, Weckrufe zu versenden.

Wenn sie engagierte Lehrer*innen haben – also einfach Glück – dann gelangen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bis in ihr Klassenzimmer. Sonst ist im österreichischen Lehrplan für die erste Klasse AHS nur im Unterrichtsfach Geographie ein „erster Überblick“ zum Thema Klima vorgesehen: „Erfassen, dass es auf der Erde eine Regelhaftigkeit in der Anordnung klimatischer Erscheinungen gibt.“ Dass Menschen durch CO2-Emissionen Atmosphäre und Geoökosysteme beeinflussen, findet im Lehrplan erst für die 5. Klasse Erwähnung.

Die Woche für Woche wachsende Schulstreik-Bewegung hat nun ihre ersten natürlichen Verbündeten gefunden: besorgte Eltern und die Wissenschaftsgemeinde, die dankbar darüber ist, dass ihre Erkenntnisse wahrgenommen werden. So begann die weltweit renommierte österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ihre heutige Pressekonferenz zur Vorstellung der Plattform scientists4Future gleich mit einer ganzen Reihe von Zitaten der um 54 Jahre jüngeren Greta Thunberg: Deutlicher als die schwedische Aktivistin kann man es kaum sagen.

„Wir müssen die fossilen Energien im Boden lassen und wir müssen auf Gerechtigkeit fokussieren. Und wenn es unmöglich ist, Lösungen innerhalb des Systems zu finden, vielleicht sollten wir das System ändern.“ Greta Thunberg

Ein Mitstreiter der Initiative #parentsforfuture ist daraufhin so emotional geworden, dass er kurz überhaupt kein Wort sagen konnte. Nicht jeder kann die Mischung aus Wut, Angst, Verzweiflung, Ohnmacht, Trotz, Mut und Hoffnung spüren und gleichzeitig noch sachliche Argumente vorbringen: „Wir wollen, dass es für unsere Kinder nicht mehr notwendig ist zu streiken und dass sie am Freitag wieder in der Schule sind. Das wird aber erst geschehen, wenn die Regierungen durch Taten vermitteln können, dass die notwendigen Maßnahmen gesetzt werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.“

FM4 Auf Laut – am Dienstag live ab 21 Uhr

#FridaysForFuture - Streik für sofortigen CO2-Ausstieg

Claus Pirschner diskutiert mit SchülerInnen, WissenschafterInnen und mit Dir! Die Nummer ins FM4 Studio: 0800 226 996

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