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Alexander Skarsgård und Florence Pugh im Geheimdienst-Einsatz.

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Eine etwas andere Spionage-Serie nach einem John le Carré Roman

Nach der 2016-er Serienadaption von „The Night Manager“ mit durchwegs großem Erfolg und Zuspruch, gibt es die nächste Miniserie nach einem Roman von John le Carré: den Sechs-Episöder „The Little Drummer Girl“ - deutscher Titel „Die Libelle“.

Von Martina Bauer

Als Charmian aka Charlie Ross beim Casting im dunklen-Betonblock-Ambiente zur Improvisation auf-, ja herausgefordert wird, ahnt sie noch nicht, dass sie soeben für die Rolle ihres Lebens vorspricht. Denn der israelische Geheimdienst Mossad hat ein Auge auf die britische Schauspielerin geworfen, will sie für den Kampf gegen eine palästinensische Terrorzelle rekrutieren. Es sind die ausklingenden 1970er Jahre – und Charlie wird die Rolle annehmen.

Was genau sie allerdings dazu bewegt, bleibt ein wenig vage. Später irgendwann wird sie Gadi als Auslöser nennen. Doch: Warum begleitet Charlie diesen ominösen Mann zu Anfang überhaupt nach Athen, weg vom Griechenland-Urlaub mit den Bekannten? Gadi Becker jedenfalls wird Charlies Ausbildner werden, sie auf ihre Untergrund-Rolle vorbereiten, mit ihr proben - amouröse Verstrickungen inklusive. Alexander Skarsgård gibt diesen gewissermaßen Mossad-Parteisoldaten ungreifbar-aalglatt - vielleicht derart, weil er im Geheimdienstspiel als Projektionsfläche fungiert? Etwas mehr „True Blood“-Funken oder „Big Little Lies“-Präsenz hätte eins sich aber doch gewünscht.

Alexander Skarsgård und Florence Pugh nachts über Athen.

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Theater des Wirklichen

Charlies Auftrag und quasi Skript sieht vor, eine kämpferische, palästinensische Gruppe zu infiltrieren und zu helfen, diese auszuschalten. Ihr Ziel ist dabei das Herz, ein gewisser Khalil, der als eine Art „Mozart der Bombenbauer“ bezeichnet wird.

Gespielt wird die Spitzel-Debütantin Charlie von Florence Pugh, die übrigens bald auch im Horrorfilm „Midsommar“ zu sehen sein wird, dem nächstem Projekt von „Hereditary“-Macher Ari Aster. Neben ihr und Skarsgård komplementiert den Kern-Cast ein großartiger Michael Shannon, zuletzt unter anderem bei „The Shape of Water“ oder „Nocturnal Animals“ mit dabei. Er brilliert als eigentlicher Mastermind wie Drahtzieher hinter der israelischen Geheimdienst-Operation namens Marty Kurtz. Und er tut das mit wunderbarem Akzent und Haar. Halb Beamter, halb Besessener.

Michael Shannon als Mossad-Agent Marty Kurtz.

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„There will be no cut, no curtain. Constant improvisation.“ (Marty Kurtz)

Die Serie „The Little Drummer Girl“, zu deutsch „Die Libelle“, lebt vom ihrem Spiel im Spiel. Der Spionage-Einsatz wird hier als eine Produktion verstanden: eine Fiktion wird kreiert, die anschließend permanente Schauspielperformance verlangt. Klingt beinahe wie Theatertheorie.

Rolle und Realitäten verschwimmen damit naturgemäß bald - wie auch Gut und Böse. Vor allem für Charlie. Als diese später ein Ausbildungslager im Libanon erreicht, ergänzt sich das Psychologische wie Manipulative des Handlungsbogens zudem um Drama und Thrill.

Florence Pugh alias Charlie lernt im Libanon Bomben zu bauen.

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Inszeniert

Serien-Regie führte Park Chan-wook, dessen Namen für viele wohl am schnellsten mit „Oldboy“ verbunden ist. Er hat „The Little Drummer Girl“ eine feine Bildkomposition gegeben sowie eine der vielleicht schlauesten Liebesszenen-Überblendungen überhaupt, die ein einzelnes Auge in den Mund des Gegenübers projiziert. Außerdem schön anzusehen: die 70er/80er Outfits und Ausstattung, Atmosphären wie sie jene damals so laut surrenden Leuchtstoffröhren kreierten oder die wallenden Tragödien-Gewänder (Zaunpfahl?!), die Charlie vor allem zu Beginn trägt. Bedingt durch das gesamte Setting schwingt auch ein RAF-Odeur mit. Die manchmal orientierungs-nervenden, wechselnden Schauplätze sind zwar international - und inklusive Österreich, Westdeutschland wird aber durchwegs fokussiert. Hier verfolgen wir zunächst den Anschlag auf einen israelischen Kultur-Attaché und hier bezieht der Mossad anschließend Quartier sowie die örtlichen Behörden mit ein. Etwa, wenn es um eine radikale Pastorentochter geht.

„The Little Drummer Girl/Die Libelle“ besteht aus sechs, knapp einstündigen Episoden, abrufbar via dem Prime Channel Starzplay , auf dem zuletzt übrigens auch das großartige „Killing Eve“ erschien. Insgesamt eine etwas andere Spionage-Mini-Serie, mit ein paar minimalen Überzeugungsschwächen sowie einem Cameo des Vorlagen-Autors wie Ex-Geheimdienstmitarbeiters John le Carré.

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