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Kreiml & Samurai

Olivia Felix Schwarz

Wie aus Kreiml & Samurai doch noch was wurde

Zehn Jahre nach ihrem Start als Atzen-Party-Rapper sind Kreiml & Samurai für den FM4-Amadeus-Award nominiert. Wie konnte das passieren?

Von Felix Diewald

2009 in einem Linzer Musikstudio: Flip von Texta sitzt an seinem Schreibtisch und pumpt über die Anlage das neue Mixtape der neuen Wiener Rap-Crew Wienzeile. In seiner Kolumne im Hip Hop Magazin The Message wird er später schreiben: „Keine Revolution, aber mit Sicherheit sehr livetauglich.“ Und: „Warum sie als Wienzeiler öfters von ‚Atzen‘ reden ist mir unklar, wahrscheinlich zu viel Berlinrap gehört.“ Außerdem: „Das Cover ist leider etwas hässlich geworden.“ Harte Kritik. Die Newcomer von der Wienzeile lassen sich davon nicht unterkriegen, wechseln aber den Kurs.

Der Schweinehund als Wappentier

Die Wienzeile löst sich als Gruppe auf, Kreiml & Samurai hören aber nicht auf, zu rappen. Vorbei sind die Zeiten von Rap mit Songzeilen wie „Was geht ab, bewegen deinen Arsch, heb das Glas“ (aus dem 2011er-Après-Ski-Hit „Moonboots“). Und obwohl die beiden in Wien aufgewachsen sind und hochdeutsch erzogen wurden, wählen sie fortan die Mundart als Ausdrucksweise. Ihr Logo: ein Schweinehund, das, wie sie sagen, „inoffizielle Wappentier Österreichs.“

Kreiml & Samurai sind heuer unter den Top 5 Nominees im Rennen um den FM4 Amadeus Award gelandet, gemeinsam mit Cari Cari, Jugo Ürdens Hearts Hearts und Mavi Phoenix. Wer den Award schlussendlich gewinnt, entscheidet bis zum 22. März ihr.

Klügere Texte

Auch die Themen sind neu: Sie äußern sich immer wieder politisch. Ein Beispiel: „Wien! Du bist a Stadt, die gern die Papp’m hoit/ weil oft wenn die Fassade foit, siacht ma nu des Hakenkreuz/“, rappen sie auf dem Lied „Wiener.“ Natürlich wird auch die Stadt selbst genau untersucht. In einem Interview mit The Gap vergleichen die beiden ihre verschlafene Heimatstadt, wo alles immer ein bisschen langsamer passiert als anderswo, mit einem „Wiener Walzer, bei dem die Eins auch mit etwas Verzögerung einsetzten sollte.“

Die Fans kommen auch außerhalb des klassichen Rap

2013 erscheint das Debütalbum, „Schweinehund“, mit einem tollen Video zum Lied „Das große Fressen“, bei dem das Duo möglichst viel Fleisch möglichst grauslich isst.

Mit „Die Rückkehr des Untiers“ folgt drei Jahre später der Nachfolger. Ein größerer Schritt in der künstlerischen Entwicklung von K&S ist jedoch das bisher letzte erschienene Album, „Wuff Oink“ (2018). Im Interview bei FM4-Tribe Vibes am 14.3. erzählen die beiden, dass sie seitdem eine neue Fanbase, auch außerhalb des klassischen Rap-Publikums, haben. „Das ging so richtig mit dem Album los.“ Das führte im vergangenen Jahr zu zahlreichen Live-Gigs quer über Österreich. „Selbst in der Provinz habe ich immer wieder Plakate für eure Konzerte gesehen.“, sagte Phekt im Studio. Kreiml & Samurai: „Es war wie ein Einjahres-Klassenausflug.“ Darüber gibt es auch einen Song, „104 Strassenpanne“, mit Zeilen wie „Jeder Logbuch-Bericht ein Bukowski-Gedicht.“

Von Trishes und Phekt danach gefragt, was die beiden Amadeus-Nominierungen für den FM4- und den Hip Hop-Award für sie bedeuten, zitieren Kreiml & Samurai den Rapper Kamp, der 2009 ebenfalls doppelt nominiert war: „Das ist der einzige Preis, mit dem man trotzdem ein Versager bleibt.“ Dennoch fühlen sie sich geehrt, „wenn wir gewinnen, stört es uns nicht, wenn wir nicht gewinnen stört es uns auch nicht. Aber es ist eine Form der Anerkennung und ist schön.“

Und auch wenn’s mit dem FM4 Award beim Amadeus 2019 nichts werden sollte, nächstes Jahr kommt jedenfalls ein neues Kreiml & Samurai Album. „Wir sind fleißig.“

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