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Mercedes Spannagel

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Wie ist es Mercedes Spannagel nach dem Wortlaut-Gewinn ergangen?

Mercedes Spannagel, Wortlautgewinnerin 2018, gibt ein privates Interview und meint „Kann ein Interview perfekt sein? Wahrscheinlich nicht. Kann es privat sein? Immer.“

Von Zita Bereuter

Im Vorjahr hat Mercedes Spannagel Wortlaut gewonnen - mit der Kurzgeschichte „Jo und ich bilden uns einen Hund ein und gehen mit ihm spazieren“. Darin erzählt sie von einem eingebildeten Mops. Letzten Herbst meinte sie im Interview: „Einen Mops könnte ich mir schon einreden lassen“. Ein halbes Jahr später hat sie immer noch keinen, aber „Ab und zu sprechen mich Freunde darauf an, dass ich mir doch wirklich jetzt einen zulegen solle.“ Und, ergänzt sie: „Ich freu mich jedes Mal, wenn ich einen Mops sehe“.

Mit den Protagonisten der Gewinnergeschichte, der Erzählerin, ihrem Freund Jo und dem eingebildeten Mops, hat sich Mercedes Spannagel nicht mehr weiter auseinander gesetzt. „Was ich immer noch super finde, ist der Mops. Und ich versuche tatsächlich gerade wieder eine Geschichte mit Mops zu schreiben. Aber mit einem realen diesmal.“

Im Vorjahr hat Mercedes von einem längeren Schreibprojekt erzählt. „Da geht es um Meerjungfrauen und am Ende sind alle Männer tot.“ Dafür hat sie 2018 u.a. ein Arbeitsstipendium des BKA erhalten. Auch daran schreibt sie noch. „Das hat sich zu einer längeren Erzählung entwickelt.“ Erstmals habe sie über 100 Seiten geschrieben, wo sie sonst nur Kurzgeschichten schreibt. „Das war gut. Jetzt schau ich weiter, was man da noch draus machen kann.“

Studieren und Schreiben

Hauptsächlich studiert Mercedes Spannagel nach wie vor Maschinenbau an der TU Wien. „Ja, das studier’ ich auch noch länger.“ Mittlerweile hat sie eine wichtige Prüfung geschafft. Für das Schreiben bleibt ihr aber etwas weniger Zeit. „Dadurch, dass ich gerade sehr viel für die Uni mache, ist es so, dass ich am Abend immer sehr müde bin. Und am Abend habe ich dann so wahnsinnig euphorische Ideen, was irgendwelche Texte oder das Schreiben betrifft. Und am nächsten Tag ist dann alles wieder ein bisschen so relativiert und ich denke mir, was ich mir da wieder für einen Blödsinn gedacht habe. Aber dann hab ich mich doch mal hingesetzt und all das, was ich an einem Vormittag gedacht habe, aufgeschrieben. Und das ist dann doch gar nicht so schlimm.“

Wortlaut 19

FM4

Wortlaut, der FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb

Die Jury privat:

  • Verena Rossbacher, Autorin
  • Diana Köhle, Veranstalterin & Moderatorin von Tagebuchslams
  • Marc Elsberg, Autor

Im Rahmen ihres Studiums liest sie viele Formeln. „Wörter sind dann meistens überflüssig.“ Das zeigt sich auch in ihrem Schreiben. Alles ist genau konstruiert und sie kann nichts dem Zufall überlassen. „Ich weiß, wie die komplette Handlung ausschauen soll, wie die Leute sich verändern. Das ist wahrscheinlich auch schade, weil manchmal ist es sicher auch spannend, etwas zu schreiben und daran merkt man, ok jetzt verändert sich die Person. Bei mir ist das schon öfter einfach sehr konstruiert.“

Mercedes Spannagels Wortlaut-Gewinnerformel

Mercedes Spannagel hat mehrfach bei Wortlaut mitgemacht und war auch schon öfter unter den besten Zehn. „Ich hatte die Vorstellung, dass man eine Chance hat bei dem Wettbewerb, wenn man eine Geschichte schreibt, die auch sehr alltäglich situiert ist. Die tatsächlich real spielen kann. Wo Menschen vorkommen. Und die auch in gewissem Sinn einen Witz hat.“ Dementsprechend mag sie als Jurorin Kurzgeschichten, wenn handelnde Personen vorkommen. „Wenn tatsächlich eine Geschichte entwickelt wird zwischen Menschen, wenn gute Dialoge drinnen sind.“

Ausufernde Landschaftsbeschreibungen und zu viel Pathetisches mag sie hingegen nicht. Beim Schreiben glaube man oft, dass es ganz viel braucht. „Aber es sind dann doch irgendwie kleine Dinge und kleine Szenen, die das auch absolut lesens- und lohnenswert machen.“

alles privat

Was sich in ihrem Privatleben vor allem geändert hat, ist ihr Umzug in eine WG mit zwei anderen Mädels, die sie vorher nicht kannte. Einen Einschnitt in ihre Privatsphäre sieht sie nicht. „Ich hab da kein Problem, damit, jetzt plötzlich einen Wohnraum mit anderen Menschen, die ich nicht kenne, zu teilen.“ Und damit sind wir schon in den „privaten“ Fragen, ist „privat“ doch das Thema von Wortlaut 2019.

Wo fühlst du dich privat?
Privat im Sinne von „sicher“ fühle ich mich z.B. nach dem Fechten im Verein. Weil man ist da in einer Gruppe von Leuten und am Ende des Tages ist man super verschwitzt und schaut super fertig aus und trotzdem geht man da wieder hin.

Kennst du alle deine Facebookfreunde persönlich?
Nein.

Was wolltest du als Kind werden?
Geheimagentin

Hattest du je eine Zahnspange?
Nein

Wie viele Narben hast du?
Das weiß ich gar nicht. Genauso wie ich nicht weiß, wie viele Muttermale ich habe. Aber man sollte ja immer zur Muttermalkontrolle gehen.
Doch! Ich hab eine neue Narbe auf meiner Hand – vom Hockeyspielen. Da hab ich den Schläger sehr fest auf meinen Finger bekommen.

Bist du tätowiert?
Nein

Was ist deine größte Angst?
Früher hatte ich Angst vor Feuer. Rückblickend, das war eine Zeit, wo viele Brände waren – in Tunneln und Seilbahnen. Das war für mich sehr gegenwärtig und hat mir Angst gemacht. Ich zünde heute immer noch ungern Kerzen an.

Was ist deine guilty pleasure?
Ich glaube, das wechselt. Das zieht man eine Zeit lang durch und dann hat man keine Lust mehr und dann hat man das nächste. Jetzt zum Beispiel Zimtschnecken.

Um welche Zeit fühlst du dich am wohlsten?
Nach dem Aufstehen, wenn ich ausgeschlafen habe.

Bist du schüchtern?
Ich … glaube nicht so.

Woran zweifelst du?
An sehr viel. Natürlich auch an dem, was ich mache.

Zweifelst du gerne?
Ich würde vielleicht gerne manchmal nicht zweifeln. (Lacht)

Was war in deiner Jugend dein größtes Problem?
Sicher war es nicht immer ganz einfach mit dem Namen. Aber das hat sich auch herausgewachsen irgendwie.

Wann hat dein Bauchgefühl nicht Recht?
Mein Bauchgefühl hat immer Recht.

Anrufen oder SMS schreiben?
Bitte immer SMS

Taxi oder U-Bahn?
U-Bahn

Wovon träumst du?
Von ganz wilden Dingen. Vor allem die Nachmittagsschläfchen sind ziemlich intensiv.

Hast du einen privaten Tick?
Ich mag Ordnung. Ich mag Dinge anordnen. Ich glaub nicht, dass es jetzt so eine schlimme Sache ist, aber wenn ich dann am Tisch sitze, dann mag ich das Handy und die Sonnenbrille und alles schön geordnet und liegt nicht irgendwie herum.

Welche privaten Handynummern kennst du auswendig?
Keine

Wie oft wechselst du deine privaten Passwörter?
Nie. Darf ich das überhaupt sagen?

Wie sicherst du private Daten?
Ja. Das ist äh. Das mit den Daten. Das ist so was. Ähm. Ja, ich bin da lustiger Weise überhaupt nicht so ein dramatischer Mensch und hab da überhaupt keinen Stress oder so, ob da jetzt die Regierung oder welche Regierung mitliest. Oder was auch sonst so für Theorien gibt. Oder nicht Theorien. Also Passwörter gibt es. Und sonst nichts.

Wie sicherst du deine Texte?
Es gibt einen Ordner und der heißt „Texte“ und da sind die drin. Ich hab auch eine externe Festplatte und ich hatte früher einen Computer, der ist manchmal abgestürzt und dann hab ich mir immer gedacht „Oh, jetzt musst du etwas sichern.“

Hast du schon mal Texte neu schreiben müssen, weil sie nicht mehr da waren?
Nein. Aber ich habe alte Texte, die ich mal gesucht habe und die habe ich nicht mehr gefunden. Im Endeffekt ist es glaub ich auch nicht so schlimm. Und so. Das kam so aus eine Phase, in der man die Texte nicht noch mal liest.

Bist du privat anders wie in der Öffentlichkeit?
Ich glaube nicht. Mir ist ja wichtig, dass man irgendwelche Themen oder sich selbst immer authentisch gibt. Mir ist das zu anstrengend, mich irgendwie zu verstellen.

Eine Stunde nach dem Interview schreibt Mercedes in einem Mail:
Wahrscheinlich ist am Ende, auch in Bezug auf das, was ich über die Fechthalle gesagt habe, „privat“ ein Fehlen von Perfektion oder eben ein Zulassen von Nicht-Perfektion.
Wahrscheinlich denke ich jetzt mehr darüber nach was für mich „privat“ ist als davor. Aber das ist auch ok! Kann ein Interview perfekt sein?
Wahrscheinlich nicht. Kann es privat sein? Immer. :)

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