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Szenenbild aus "Friedhof der Kuscheltiere"

Paramount Pictures

Die Neuverfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“

Gelingt es „Pet Sematary“, der neuesten Wiederverfilmung eines Horrorklassikers von Stephen King, das Grauen der Buchvorlage auf die Leinwand zu bringen?

Von Christian Fuchs

Der Titel ist weiterhin bewusst falsch geschrieben: „Pet Sematary“ steht in kindlich gekritzelten Buchstaben auf einem Schild mitten im Wald. Die Einwohner des kleinen Städtchens Ludlow begraben hier ihre einst so geliebten Kuscheltiere. Was nur wenige wissen: Geht man weiter in die Finsternis hinein, vorbei an einem Moor, befindet sich auf einem versteckten Felsplateau ein ganz anderer Friedhof, eine ehemalige indianische Begräbnisstätte. Und wer seinen Hund oder seine Katze hier in der Erde einscharrt, erlebt am nächsten Morgen ein gespenstisches Wunder.

I don’t want to live my life again

Der Arzt Louis Creed (Jason Clarke), der mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz) und den beiden Kindern gerade eben nach Ludlow gezogen ist, erfährt durch seinen Nachbar Jud (John Lithgow) vom „Pet Sematary“. Der Rationalist aus der Großstadt belächelt den Aberglauben des alten Provinzbewohners. Aber dann steht plötzlich Kater Church fauchend im Türrahmen. In der Nacht zuvor haben Louis und Jud das Tier auf dem Felsplateau vergraben, nachdem es unter die Räder eines Autos gekommen war. Church lebt plötzlich wieder - und doch nicht.

Ein beißender Gestank verbreitet sich im Haus der Creeds. Aber die unheimliche Präsenz der untoten Katze hält Louis nicht von einer wahnwitzigen Tat ab. Als eines seiner beiden Kinder ebenfalls auf der nahen Schnellstraße von einem LKW überrollt wird, hört er nicht auf, an den Indianer-Friedhof zu denken. Der von Schmerz und Trauer zerfressene Vater holt die Leiche aus dem Sarg und schleppt sie spätnachts in den Wald.

Szenenbild aus "Friedhof der Kuscheltiere"

Paramount Pictures

Fehlende psychologische Abgründe

Ältere Stephen-King-Fans kennen das gruselige Geheimnis des „Pet Sematary“ seit 1983. Damals veröffentlichte der Autor seinen gleichnamigen Roman, nachdem ihn zuvor Selbstzweifeln geplagt hatten. Zu düster und depressiv fand King zunächst sein eigenes Buch. Ausgerechnet die rabenschwarze Story der Familie Creed begeisterte aber die Massen, „Friedhof der Kuscheltiere“ gilt bis heute als eines der kommerziell erfolgreichsten Werke des Horror-Vielschreibers.

Profitabel war 1989 auch die Verfilmung des Buchs der Regisseurin Mary Lambert. Während die 90ies-Generation dem Streifen eventuell einige Kindheitstraumata und einen punkigen Soundtrack-Ohrwurm verdankt, zuckten eingefleischte Horrorkenner und strenge Kritiker aber mit den Schultern. Trotz einiger effektiver Schocks bleibt die Hollywood-Version (inklusive eines abstrusen Sequels) nämlich an der Oberfläche und verzichtet auf die morbiden Reflexionen über die Vergänglichkeit, von denen der Roman zehrt.

Szenenbild aus "Friedhof der Kuscheltiere"

Paramount Pictures

Ein paar gelungene Jumpscares und schaurige Setpieces hat auch die neueste Leinwandversion zu bieten, die im Gefolge der aktuellen King-Welle, rund um den phänomenal erfolgreichen „It“, in unsere Kinos kommt. Und weil sich die Zeiten geändert haben, geht es noch blutiger zu als im Vorgängerfilm. Die verstörenden psychologischen Abgründe von Stephen Kings Klassiker fehlen aber auch im „Pet Sematary“ anno 2019.

Selbst wenn sich die Darsteller Mühe geben, inszeniert das Regieduo Kevin Kolsch und Dennis Widmyer die grausige Geschichte einfach zu straight und den üblichen Genreregeln folgend. Da bringt es wenig, dass der Film im letzten Drittel vom Buch abweicht und mit einigen Überraschungen aufwartet. Wenn zum Abspann dann eine Coverversion eines sehr berühmten Ramones-Songs ertönt, hat man nur eine weitere von vielen durchschnittlichen King-Verfilmungen gesehen.

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