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Warnschild vor Airbnb

PAU BARRENA / AFP / picturedesk.com

Fairbnb will das Kurzzeitvermieten fairer machen

Airbnb heizt den Wohnungsmarkt an. Für Eigentümer*innen ist es lukrativer, ihre Wohnungen an Kurzzeitbesucher*innen zu vermieten als an Langzeitmieter*innen. Fairbnb will eine Alternative bieten und es besser machen.

Von Anna Masoner

Ich kann mich noch gut an mein erstes Mal erinnern. 2010 muss es gewesen sein, im Sommerurlaub. Wir haben über Airbnb eine Bleibe in Ajaccio in Korsika gesucht und gefunden. Untergekommen sind wir bei einer ehemaligen Pilotin. Sie lebte allein und vermietete eines ihrer Zimmer sehr günstig. Beim Frühstück kamen wir ins Gespräch. Sie vermietet nicht, weil sie Geld brauchte, sie hatte eine Mission. Statt mitanzusehen, wie in Korsika ein Hotel nach dem anderen hochgezogen wurde, richtete sie in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung ein Gästezimmer ein. Sie wollte ihren Platz mit Urlauber*innen teilen. Und die neue Plattform aus Kalifornien, die ja auch viel vom Teilen und vom Ressourcensparen sprach, war ihr sympathisch.

Airbnb ist Big Business

Knapp 10 Jahre später ist Airbnb dieses Image eindeutig los. Heute ist Airbnb für Investor*innen und für viele Eigentümer*innen Big Business. Airbnb hatte 2017 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar. Als Nutzer*in der Plattform wohnt man nicht mehr bei „Freund*innen“, sondern in anonymen Wohnungen, die von einer Agentur verwaltet werden. Die Plattform steht für vieles, was in vielen Großstädten falsch läuft. Steigende Mieten, Touristenhorden, Gentrifizierung. Besonders Städte wie Amsterdam, Venedig oder Barcelona leiden unter ihrer Beliebtheit. Airbnb entzieht Städten kostbaren Wohnraum, sagt der Stadtplaner Jonathan Reyes aus Valencia. Er hat in seiner Heimatstadt erlebt, wie ganze Stadtviertel zu Touristenschlafstätten werden.

Seit ein paar Jahren ist er Teil einer Gruppe von spanischen und italienischen Aktivist*innen, die das nicht mehr dulden wollen. Statt an Texten und Protestaktionen arbeiten sie an einer Alternative zu Kurzzeitmietplattformen. Mit Fairbnb ist der Name Programm. An erster Stelle will sich Fairbnb an die lokalen Gesetze halten und mit den Behörden zusammenarbeiten, sagt Jonathan Reyes. Ein Seitenhieb auf den Namensgeber, der nicht gerade für Kooperation mit den Behörden bekannt ist.

Plakat am Strand, das sich gegenTouristen richtet

JOSEP LAGO / AFP / picturedesk.com

Protestplakat gegen Übertourismus am Strand von Barcelona

Pro Vermieter*in nur eine Wohnung

Fairbnb will garantieren, dass Vermieter*innen Steuern zahlen und Wohnungen nicht mehr als ein paar Wochen im Jahr vermietet werden. Außerdem gilt die Regel, pro Vermieter*in nur eine Wohnung. Die Hälfte der Provision für die Vermietung spendet Fairbnb obendrein einem guten Zweck in der Nachbarschaft. Das heißt, das Geld geht an lokale NGOs, Bürgerinitiativen oder Non-Profit-Projekte. Die Nutzer*innen können mitentscheiden, wofür ihr Geld verwendet wird. Dabei soll Fairbnb nicht teurer sein als das Original.

Testphase bis Mitte des Jahres

Derzeit wird Fairbnb in fünf Städten getestet, in Amsterdam, Barcelona, Valencia, Bologna und Venedig. Mitte des Jahres soll es dann offiziell an den Start gehen. Die Idee ist, eine globale Plattform zu bieten, sich aber lokal zu organisieren. Das Geschäftsmodell ist dabei nicht profitorientiert. Geld kommt derzeit von Investor*innen und von der Stadtregierung von Bologna, wo Fairbnb seinen Sitz hat.

Fairbnb ist ein ambitioniertes Projekt mit hehren Zielen. Ob es wirklich klappt, neben dem Platzhirsch zu bestehen, steht auf einem anderen Blatt. Das weiß auch Jonathan Reyes. Aber schon vor dem Start ist das Interesse an der Plattform groß.

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