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Lafawndah "Ancestor Boy" Album Cover

Concordia

Der futuristische, globale Pop von Lafawndahs „Ancestor Boy“

Auf ihren Debütalbum „Ancestor Boy“ verschmilzt die ägyptisch-iranische Musikerin Lafawndah futuristisch-kühlen R’n’B-Pop mit Einflüssen aus ihren Heimatländern. Zentrales Motiv dabei sind verschiedene Formen von Weiblichkeit.

Von Katharina Seidler

Geboren und aufgewachsen in Teheran, Kunstgeschichte studiert in Paris, gewohnt in New York und L.A., heute lebend in London. Heimat, dieser Begriff bedeutet viele verschiedene Dinge für Yasmin Dubois, die seit 2016 unter dem Namen Lafawndah Musik macht. In Underground-Elektronik-Kreisen ist die ägyptisch-iranische Musikerin schon länger keine Unbekannte. 2016 hat sie bei dem britischen Label Warp Records die EP „Tan“ veröffentlicht, danach kamen Karriereschritte wie etwa eine Fashionshow von Kenzo, für die Lafawndah den Soundtrack geschrieben hat, oder eine Tour gemeinsam mit Kelela.

Die Frage nach Wurzeln, Herkunft und Identität ziehen sich als roter Faden durch die Songs von Lafawndahs Debütalbum „Ancestor Boy“, erschienen Ende März auf ihrem eigenen Label Concordia. Streckenweise kommt, wie etwa in dem Song „Joseph“, noch eine spirituelle oder gar religiöse Ebene hinzu. Der Titeltrack erzählt von einer Erlöserfigur, deren Geschichte an Jesus Christus erinnert.

He’s not of the living
He came back as a spirit
Must be our ancestor
Our own dead had returned

Did he come from the water?
Did he come from the sky?
Did he come from the mountains?

We wonder why
We thought we were
The only ones
(„Ancestor Boy“)

Lafawndah "Ancestor Boy" Album Cover

Concordia

„Ancestor Boy“ von Lafawndah ist am 22.3.2019 via Concordia erschienen.

Mit ihrer fragilen Stimme und sinnlichen Intonation konterkariert Lafawndah die teilweise brutalen Beat-Eruptionen ihrer Songs. Futuristische Beats und überwältigende Bässe stehen im Kontrast zu der Unmittelbarkeit ihres Gesangs und stellen Lafawndah in die Nähe von Musikerinnen-Kolleginnen wie FKA Twigs, Tirzah oder eben, siehe oben, Kelela.

The future is female

Ein zentrales Motiv auf „Ancestor Boy“ ist Weiblichkeit. Die Rolle von Frauen beschäftigt Lafawndah nicht nur im Kontext der verschiedenen Kulturen, in denen sie sich bewegt, sondern es geht auch um das allgemeine Frauenbild in der heutigen Gesellschaft. Lafawndah tritt hierbei einerseits als mystische Anführerin auf, die sich nichts gefallen lässt, andererseits lässt sie es sich auch nicht nehmen, als Frau lasziv und verführerisch-fragil aufzutreten.

Der avantgardistische Pop von Lafawndah schöpft Inspiration aus Musikstilen und Kulturen aus der ganzen Welt. Die zahlreichen Facetten ihres Debüt-Albums sind gleichzeitig Fluch und Segen. Kaum hat man sich mit einer Melodie oder einem Motiv vertraut gemacht, schlagen die Songs wilde Haken und ändern die Richtung. Von der Fülle an Ideen fühlt man sich so schnell erschlagen – was einer Zukunft von Lafawndah als wegweisende Popkünstlerin aber keinen Abbruch tut.

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