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Busen

BUSEN.

Wie funktioniert Porno abseits des Mainstream?

Das Porn Film Festival findet zum zweiten Mal in Wien statt und zeigt alternative Pornos abseits des Mainstreams. Vertreterinnen der Post-Porn-Bewegung schildern ihren Zugang zu Porno.

Von Gersin Livia Paya

Einerseits ist mit dem Internet Porno groß geworden und andererseits haben sich dabei Nischen entwickelt, unter ihnen der sogenannte „Post-Porn“, Porno ohne den klassisch bekannten sexuellen Darstellungen. Es ist queerer, feministischer Porno, der alles hinterfragt und Lust machen soll aber das ganz abseits des Mainstream-Contents.

Wien bekommt sein erstes Porno Filmfestival

Jan Hestmann über die erste Ausgabe des Porn Film Festival Vienna, das mit alternativen Pornos jenseits des Mainstreams das Thema Porno stärker in die Öffentlichkeit bringen will.

Ein Grund für diese Nische ist auch die Rolle der Frau in der Porno-Industrie. Frauen sind in der Mainstream Industrie größtenteils nur Darstellerinnen und haben kaum die Chance in Schlüsselpositionen vorzudringen. Im alternativen Porno passiert die feministische Intervention. Regie und Produktion werden hier oft von Frauen besetzt. Natürlich schließt das nicht automatisch aus, dass die Bilder des Mainstream-Porno nicht einfach reproduziert werden. Es geht aber auch nicht darum, das Bild ins Gegenteil zu verkehren. Eine junge Pornofilme-Macherin hinterfragt Sexualität und die klassischen Geschlechterrollen in ihrem Debüt-Porno „a Manifesto“.

Die 23-jährige Ju Aichinger ist Teil der neuen Post-Porn Bewegung aus Österreich. Innerhalb ihres Kunststudiums hat sie sich mit der Performance von gefilmtem Sex beschäftigt und sich bald dazu entschieden, sich vor, aber auch hinter die Kamera zu begeben.

Filmstills aus "a manifesto"

Ju Aichinger

„Es hat sich so ergeben, dass ich ziemlich viel Porn einfach casual konsumiert habe und da war so viel dabei, dass mich frustriert hat.“

Der, von ihr in Eigenregie entstandene Porno „a manifesto“ wurde zuerst in einem Uni-Seminar gezeigt, dann war er Teil einer Ausstellung nun wird er auf dem Porn Film Festival erstmals der breiteren Masse gezeigt. Noch stellt sie ihren Film nicht online zur Verfügung. Da das Publikum eine gemeinsame Haltung hat, ist Ju Aichinger bei dieser Öffentlichkeit von wenig Scham betroffen. Sie freut sich vielmehr über den Austausch mit Gleichgesinnten, die sich bewusst mit ihren Inhalten und den Fragenstellungen ihres Manifests auseinandersetzen wollen, das sie für „a manifesto“ geschrieben hat und in dem sie Fragen stellt.

Welche Rolle spielt Authentizität?
Will ich Sex haben der Porn ist?
Will ich Porn sehen der Sex ist?
Wird mein Sex zur Perfomance wenn ich filme?
Ist eine Kamera allein schon ein Setting?

Mit diesen und anderen Fragen hat sie gedreht und geschnitten. Ihr Zugang ist der künstlerische auch deshalb möchte sie mit ihrem echten Namen dahinter stehen. Ihr Pornofilm-Setting ist ein WG-Zimmer, ihr eigenes wollte sie nicht zeigen, um sich dann doch etwas zu distanzieren. Erst durch den Schnitt merkt man, dass es nicht nur ein Amateur-Porno ist, den sie produzierte, sondern dass sie bewusst mit Fragestellungen arbeitet.

Busen

BUSEN.

Auch das Kollektiv BUSEN. ist auch Teil der alternativen Porno Bewegung, weg von Gratis oder „Freemium“ Content. Ihr neuester Film wird auch auf großer Leinwand während des Porn Film Festivals gezeigt. BUSEN. sind Amanda Augustin, Lorena Höllrigl und Veronika Schwaninger. Sie haben 2012 auf der Kunst-Universität in Linz begonnen, Post-Porn zu machen. BUSEN. beschäftigt sich mit dem natürlichen Umgang der weiblichen Brust. Daraus entstanden unterschiedliche Arbeiten, Fotos, Sticker, Filme und Visuals mit Porno-Aspekten. Sie versuchen Erotik aufzubrechen und in andere Medien zu bringen.

Das Pornfilmfestival findet von 4. bis 8. April in Wien statt. Beide Filme werden am Samstag, 6.April bei den Austrian Porn Shorts ab 21:00 Uhr gezeigt.

„Wir haben einen Porno mit Busen gedreht.“, und dieser Busenporno heißt „For Agatha“. „Wir haben einfach einen klassischen Porno, mit Aufgeilen, Sex und Abspritzen nur mit Busen nachgestellt“, erzählt Lorena Höllrigl vom Linzer-Kollektiv. Dabei zeigen sie nur Bilder vom Bauchnabel aufwärts bis knapp über die Brust. Ihnen geht es nicht um Inszenierung, sie wollen Porno so natürlich wie möglich gestalten.

„Wir suchen den künstlerischen Zugang in der Pornoszene, viele wissen auch eigentlich gar nicht dass es so einen Zugang zu Porno gibt“.

Die Hierarchie während der gesamten Produktion wird sehr flach gehalten. Jeder, der in diesem Film vorkommt, weiß zu 100%, was zum Schluss gezeigt wird und wo es gezeigt wird. „Bei uns läuft alles auf tiefem Vertrauen“, Verträge gibt es keine, sie sind sich alle einig und gleichgestellt. Auch das macht den Post-Porn aus. „Es ist nicht nur eine Super-Show“, beschreibt Lorena Höllrigl den Post-Porn, der klassische Bilder aufbrechen soll.

Die zweite Ausgabe des Porn Film Festival läuft unter dem Motto „What is Shame?“ Näheres zum Programm könn ihr hier erfahren. Das vielfältige Rahmenprogramm hat neben Filmen zum Beispiel auch eine erotische Rästelrallye, bei der man mitmachen kann.

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