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Bernhard Aichners „Kaschmirgefühl“: Liebe in der Sex-Hotline?

Ein Mann ruft bei einer Sex-Hotline an, will aber nur reden. Thriller-Autor Bernhard Aichner zeigt in „Kaschmirgefühl“, dass diese abgedroschene Idee im Roman funktionieren kann. Mit Witz, Spannung und Tragik.

Von Lena Raffetseder

„Hörst du mich? – Ja. – Ich bin Yvonne. Und ich werde mich jetzt um dich kümmern. Ich werde dafür sorgen, dass du diesen Anruf nie wieder vergisst.“

Cover von "Kaschmirgefühl"

Haymon Verlag

„Kaschmirgefühl“ von Bernhard Aichner ist im Haymon Verlag erschienen

Yvonne heißt eigentlich Marie und spielt Männern auf einer Sex-Hotline Lust vor. Sie wird die ganze Nacht mit Gottlieb telefonieren. Das Gespräch beginnt wie jedes Telefonat von Marie: mit Lügen. Name, Aussehen, Beruf – alles wird frei erfunden. Marie verwandelt sich in die Frau, die der Anrufer haben möchte. Aber auch Gottlieb lügt.

Unter dieser Nummer gibt es keine Wahrheit

Autor Bernhard Aichner ist für seine Krimis und Thriller bekannt, etwa die „Totenfrau“-Trilogie und „Bösland“. Jetzt hat er sich zwischen zwei Thrillern dazu hinreißen lassen, seinen ersten Liebesroman zu schreiben. Halbwahrheiten und Lügen gehören zum Kennenlernprozess dazu, sagt Aichner: „Man verliebt sich in ein Bild des Anderen, das man selber hat. Und den Anderen dann wirklich zu entdecken, das ist ja nach diesem Verliebtsein die große Challenge in der Liebe.“

Komik der Sex-Hotline

Je länger sich Marie und Gottlieb unterhalten, desto mehr verwandelt sich ihr Gespräch in einen Austausch von vermeintlichen Wahrheiten. Sie erzählen unglaubliche Geschichten, man muss aber ständig mitraten: Erzählen sie das nur, um sich selbst interessanter darzustellen oder hat sich doch Wahres in die Lügengeschichte gemischt? Das Gespräch ist ein tragisches; es geht um Tod, Suizid und Hoffnungslosigkeit. Durch das Setting der Sex-Hotline kommt aber ein komisches Element dazu.

„Spannende Geschichte. Vielleicht sollten wir trotzdem eine kurze Pause machen. – Bitte nicht auflegen jetzt. – Nein, ich will nicht auflegen. Ich möchte nur kurz Luft holen. Was du hier auspackst, ist schwer zu verkraften. Vielleicht können wir ja kurz über etwas anderes reden. Geht das? – Worüber denn? – Sex vielleicht?“

Autor Bernhard Aichner

www.fotowerk.at

„Kaschmirgefühl“ ist der erste Liebesroman von Bernhard Aichner

„Totenfrau"
Mit einer außergewöhnlichen Protagonistin schafft Bernhard Aichner, was selten einem österreichischen Autor gelingt: einen internationalen Hype auszulösen.
(Artikel von Simon Welebil)

Interview mit dem Vorbild von Bernhard Aichners Hauptfigur über die Praxis der Thanatologie. (von Boris Jordan)

Er sagt, sie sagt

„Kaschmirgefühl“ ist ein reiner Dialog zwischen zwei Personen und kommt ganz ohne Erzählstimme aus. Das war schwieriger als erwartet, sagt Aichner: „Jeder Satz zählt und es gibt kein Spiel rundherum. Das muss sitzen. Aber es war cool, da dran zu feilen. Was wirklich übrigbleibt ist, was er sagt und was sie sagt.“

Das Gespräch von Gottlieb und Marie ist kurzweilig und Lesende erreichen rasch den Plot-Twist am Ende. Man erfährt also schnell, ob eine Liebesgeschichte in der Sex-Hotline wirklich möglich ist.

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