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Szenenbild aus "Friedhof der Kuscheltiere"

Paramount Pictures

Tierischer Horror

Wem die aktuelle Version des „Friedhof der Kuscheltiere“ nicht gruselig genug ist - hier sind ein paar animalisch-grimmige Alternativen.

Von Christian Fuchs

Ja, die untote Katze Church ist den Machern der „Pet Sematary“ Neuverfilmung wirklich gut gelungen. Während der Film selber zwar ganz OK ist, aber sicher kein Meisterwerk, hat man mit ein bisschen Haargel und Make-Up-Schleim ein süßes Felinen-Exemplar in ein miefig-moderndes Fellknäuel verwandelt.

Dabei schließt Church, in all seiner fauchenden Pracht, nicht nur an viele sinistre Kino-Katzen an, in Filmen wie „Cat People“ oder „The Black Cat“. Die Zombie-Katze, auch sehr gespenstisch in Szene gesetzt im originalen „Friedhof der Kuscheltiere“ (1989), fügt sich in eine extrem reichhaltige Tradition von creepy animals im Horrorkino ein. Eine auch nur halbwegs umfangreiche Liste von Tier-Schockern würde den Rahmen hier mehr als sprengen, aber ein bisschen Zoologie des Grauens sei erlaubt. Also hereinspaziert und lasst euch vom bisweilen strengen Geruch nicht irritieren, von den folgenden Kinomonstern ist keines stubenrein, aber fast alle bissig.

„Wir brauchen ein größeres Boot“: „Jaws“, 1975

Vielleicht immer noch das beste böse Kinotier: „Der weiße Hai“ aus Steven Spielbergs gleichnamigen Klassiker, der als erster Blockbuster der Filmgeschichte gilt. Der mechanische Killerfisch, mit Gummi überzogen, hat Generationen von Urlaubern traumatisiert - und es soll Menschen geben, die sich danach auch nicht mehr in heimische Badeseen getraut haben. Eine ähnlich wuchtige Wirkung hat kein Hai-Horror danach mehr hinterlassen, ob es sich jetzt um „Jaws“-Sequels, „The Shallow“, „The Meg“ oder gar diverse „Sharknado“-Attacken handelte.

Der Bär gegen Leo: „The Revenant“, 2015

Dass man in amerikanischen Wäldern und Nationalparks besser den Kontakt mit einschlägigen Pelztieren meidet, wissen Schundfilm-Spezialisten seit „Grizzly“, anno 1976. Ein Jahr, nachdem „Der weiße Hai“ erfolgreich die Kinomeere durchpflügte, reagierte die B-Movie-Industrie mit einem menschenfressenden Riesenbär. Mit Hilfe von schnellen Schnitten, Zooms und viel Filmblut versuchte man die mangelnden Spezialeffekte zu kaschieren. Entschieden überzeugender wirkte da schon der CGI-Grizzly in „The Revenant“, der Leonardo diCaprios Hauptfigur aus dem Nichts angreift. Immer noch eine Wahnsinns-Sequenz. Prädikat: Zusehen mit Schmerzen.

„Das ist das Ende der Welt“: „The Birds“, 1963

Mysteriöse Vogelschwärme am Himmel gehören fast zur Standardausstattung apokalyptischer Filme, manchmal sausen sie auch im Sturzflug gefährlich auf die Protagonisten herab. Dabei lassen sich natürlich alle entsprechenden gefiederten Attacken auf einen der Urfilme des Tierhorrors zurückführen: „The Birds“ (Die Vögel) von Alfred Hitckcock. Was dem Suspense-Meister in seiner virtuosen Adaption einer Kurzgeschichte von Daphne du Maurier gelungen ist: Er holte den Horror aus dem Bereich des Übernatürlichen in den Alltag. Es sind keine übernatürlichen Monster, die manchen Figuren hier die Augen auspicken, sondern gewöhnliche Vögel.

Was kriecht dann da? - „Arachnophobia“, 1990

Dass Arachnophobie ziemlich ausgeprägt sein kann, weiß ich aus dem Freundeskreis. Ein Filmexperte aus meinem nahen Umfeld bekommt panische Zustände, wenn er Spinnen auf der Leinwand oder auf dem Bildschirm sieht. Dabei versäumt er tolle Grusel-Momente. Das „Spider-Pit“ in Peter Jacksons „King Kong“ Verfilmung ist ebenso schaurig-sehenswert wie die Riesenspinnen in dessen „Lord of the Rings“-Verfilmungen. Der Horrorklassiker „Tarantula!“ bezaubert mit Miniaturbauten, durch die eine echte Vogelspinne spaziert. Fragwürdig, aber beklemmend sind die ebenfalls realen Unmengen von Spinnen, die für „Kingdom Of The Spiders“ auf die Schauspieler losgelassen wurden. Der Meilenstein, der meinen Filmfreund aber vollends traumatiseren würden: Die Horrorkomödie „Arachnophobia“, die animierte und echte, kleine und riesengroße Spinnen vereint.

Glühende Augen in der Finsternis: „The Grey“, 2011

Auch Wölfe gehören, sehr zum Leid vieler Tierschützer, zum Standard-Repertoire des Schreckens im Kino. Von unzähligen morbiden, bizarren und blutigen Werwolfstreifen bis hin zu philosophischen Thrillern wie „Wolfen“ (1981) reicht dabei das Spektrum. Nur wenige Filme erreichen dabei die realistische Eindringlichkeit von „The Grey“ von Joe Carnahan. Liam Neeson gehört in diesem packenden Survivaldrama zu einer Gruppe Bohrarbeiter, die nach einem Flugzeugabsturz in der eisigen Tundra ums Überleben kämpfen. Kein simpler Tierschocker, sondern ein kleines Genre-Meisterwerk über die ganz großen Fragen des Menschseins.

Die Nacht des schleimigen Schreckens: „Squirm“, 1976

Jetzt wird es persönlich: Fragt man den Schreiber dieser Zeilen nach seinem Alltime-Lieblings-Tierschocker, dann fällt die Wahl auf diesen billig gedrehten Streifen des Regisseurs Jeff Lieberman. Das Grauen nimmt darin seinen Lauf, als nach einem Gewitter in einer Provinzstadt umgestürzte Starkstrommasten den Boden unter Spannung setzen. Unzählige Würmer werden plötzlich blutgierig und verlassen das Erdreich. Der grindig-gruselige Film, für den die Crew über 250.000 echte Würmer (!) sammelte, hat es noch heute in sich, vor allem punkto unübertroffenem Ekelfaktor.

Ameisen gegen Menschen: „Phase IV“, 1974

Das winzige Insektenvolk lässt den Horrorfilmern keine Ruhe. Ameisen-Schocker bilden beinahe ein eigenes Subgenre, so viele gibt es davon. Der Klassiker „Them“ (Formicula) bringt wieder einmal Radioaktivität ins Spiel und präsentiert charmant in Szene gesetzte Riesenameisen. In „The Naked Jungle“ kämpft Hollywood-Recke Charlon Heston gegen eine 15km lange Ameisenarmee. Aber „Empire of the Ants“, „Ants“ oder „The Hive“: Der beste Ameisen-Thriller bleibt der fantastische „Phase IV“ von Saul Bass. Ein blitzgescheiter, beklemmender Mix aus Sci-Fi und Horror, über ein Forscherteam, dass sich mit einer mutierten Ameisenwelt beschäftigt.

Slapstick-Humor und Todesangst - „Roar“, 1981

Produzent und Regisseur Noel Marshall und seine Frau Tippi Hedren (genau, die Hauptdarstellerin aus Hitchcocks „The Birds“) wollten eigentlich den ultimativ majestätischen Wildkatzen-Film drehen. Ganz nahe dran an echten Tigern und Löwen. Cast und Crew von „Roar“ erlitten dabei unzählige Verletzungen. Obwohl niemand starb, gab es etliche brenzlige Situationen, Kameramann Jan De Bont wurde von einem Löwen skalpiert, Kopfwunden, Brüche, Wundbrände waren an der Tagesordnung. Der Film, der seinerzeit an den Kinokassen brutal abstürzte, wurde wiederentdeckt. Und entpuppt sich als bizarrster Tierthriller, der je zu sehen war: Slapstick-Humor und Niedlichkeit treffen auf das Gefühl permanenter Todesgefahr und konstanter Angst.

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