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No more Dickpics mit alternativen Dating-Apps

In der Online-Datingwelt geht es nicht immer zivilisiert zu. Dating-Apps mit feministischem Anspruch wollen das ändern.

Von Ambra Schuster

Tinder, Badoo, Lovoo und Co. Wer schon einmal eine konventionelle Dating-App ausprobiert hat, weiß, dass soziale Regeln dort scheinbar nicht gelten, was sich im schlimmsten Fall zu unangenehmen Nachrichten oder Belästigung auswächst.

Pickable wurde 2018 in Frankreich gegründet. Die App gibt es bisher in Frankreich, Großbritannien, Italien und seit März 2019 auch in Österreich.

Dating-Apps können vor allem für Frauen ernüchternd sein. Ist die erste Hürde überwunden und Nummern ausgetauscht, gibt’s vor dem ersten „Hey, wie geht’s?“ schon mal das eine oder andere Dickpic. Das muss nicht sein, findet zumindest Clémentine Lalande, Gründerin und CEO von Pickable. Als sie eines Morgens noch vor dem Frühstück ein Dickpic bekommt, beschließt die Französin, eine eigene Dating-App ins Leben zu rufen. Das Ziel: Frauen eine Alternative bieten. „For me Pickable is a way to say ‘It’s not okay’. It’s about creating an alternative for women to not have to be exposed to this. I’m not saying, that everybody is a jerk on Tinder. I’m just saying, that it’s time for women to have a different experience and to be protected from this kind of random behavior.”

„It’s time for women to have a different experience and to be protected from this kind of random behavior“. Clémentine Lalande

Auf Pickable können ausschließlich Frauen durch Profile browsen. Wenn ihnen ein Mann gefällt, liegt es an ihnen, den ersten Schritt zu machen. Dafür müssen sie ihn liken und ein Foto mitschicken. Bis dahin sind sie vollkommen anonym, ein Profil müssen sie zum Browsen nicht anlegen.

Clementine Lalande

Philipp Lipiarski

Clémentine Lalande

Frauen machen den ersten Schritt

Männer hingegen müssen sich einfach nur online schalten und warten, bis sie angeschrieben, also gepicked werden. Sie sehen lediglich wie viele Frauen in ihrer Region online sind und ihr Profil gesehen haben. Ein Ranking zeigt, wie gut sie ankommen und sorgt für den Game-Faktor. Stundenlanges Swipen fällt für sie weg.

Update: Wir haben diesen Artikel am 11.4. um 15:30 überarbeitet

Bis zu drei Chatanfragen können kostenlos angesehen und akzeptiert werden. Für mehr Chats müssen die Männer zahlen. Ein wesentlicher Kritikpunkt, scheint die App so doch sehr auf Profit ausgelegt zu sein. Insgesamt eine Erfahrung, die von unseren männlichen Testern sehr unterschiedlich aufgenommen wird: „Die Idee einfach nur da zu sitzen und zu warten bis sich wer meldet, ist eigentlich eh ganz lustig“, sagen die einen. Die anderen meinen: „Es ist voll die passive Experience. Du meldest dich an, lädst ein Foto hoch und dann wartest du und kannst halt nichts machen.“ Während die einen die simple Handhabung und Oberfläche der App loben, bemängeln die anderen, dass es zu wenig Infos zum Gegenüber gibt.

Dating-Normen sollen aufgebrochen werden

Eine weitere App, die zwar nicht anonym ist, aber ebenfalls auf dem Woman-Move-First-Prinzip basiert, ist Bumble. Die App wurde 2015 von Whitney Wolfe gegründet. Sie hat zuvor Tinder mitbegründet, das Unternehmen aber verlassen, nachdem sie sich von Co-Founder Justin Mateen getrennt und ihn erfolgreich wegen sexueller Belästigung geklagt hatte. “What we wanted to do with Bumble was to create a place where we could meet in an empowered way and really reconfigure these gender norms that are so broken in our society and have become pervasive in how we connect.”

Im Unterschied zu Pickable ist Bumble für Frauen nicht anonym, sie brauchen ein Profil. Auf Bumble können außerdem auch Männer durch Profile swipen. Bei einem Match muss aber auch hier die Frau den ersten Schritt machen.

Fazit zum „feministischen Tindern“

Die grundsätzliche Idee beider Apps geht in die richtige Richtung: Weniger swipen, mehr Treffen im echten Leben und vor allem kein „Slutshaming“ mehr, wenn Frauen sich zuerst melden.

Sowohl Bumble als auch Pickable wollen eine Art „feministisches Tindern“ ermöglichen und Dating-Normen aufbrechen. Allerdings sind beide Apps sehr heteronormativ gedacht und auf Mann-Frau-Beziehungen ausgelegt. Fragwürdig ist auch, ob sich Dating-Muster dadurch tatsächlich ändern und ob sich diese Apps durchsetzen werden. Das Ziel von Pickable CEO Clémentine Lalande ist jedenfalls eindeutig:

„We want to take over Tinder basically.“ Clémentine Lalande

Was bisher fehlt, ist eine App für Frauen, die sich weder belästigen lassen, noch zwangsweise den ersten Schritt machen wollen. Alternativ empfehlen wir, das eigene Glück mal wieder ganz Old School im echten Leben zu versuchen.

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