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APA/AFP/Tobias SCHWARZ

„Sag was! Radikal höflich gegen Rechtspopulismus“ hilft gegen rechte Provokationen

Das neue Buch „Sag was! Radikal höflich gegen Rechtspopulismus“ von Philipp Steffan gibt eine Anleitung dafür, wie man auf rechtspopulistische Provokationen reagiert. Obwohl das Buch kein Patentrezept gegen rassistische Sprüche bietet, macht es Sinn rechte Rhetorik zu hinterfragen.

Von David Riegler

„Sag was!“ ist die Aufforderung im Titel, bei der sich wohl einige denken: Tun wir doch schon längst. Rechtspopulismus ist in Österreich kein neues Phänomen und rechtspopulistische Aussagen haben es schwer hier noch jemanden zu schockieren.

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Die politische Situation in Deutschland ist anders, denn dort ist die rechtspopulistische AFD erst seit 2017 im Bundestag vertreten. Es gab zwar auch schon davor rechtspopulistische Strömungen, doch diese haben es nie geschafft, ähnlich viele Menschen zu erreichen, wie es der AFD derzeit gelingt.

Die Bundestagswahl 2017 war auch für Philipp Steffan der Anlass sich politisch zu betätigen. Er ist Mitglied im Verein „Tadel verpflichtet!“, dessen Ziel es war „dem zunehmenden Rechtspopulismus vor der Bundestagswahl 2017 etwas entgegenzusetzen“, so der Autor. Das will er auch mit seinem aktuellen Buch schaffen, denn aus seiner Vereinsarbeit weiß er: „Viele Menschen wissen nicht, wie sie auf rechtspopulistische Parolen reagieren sollen.“ Das Buch soll eine Anleitung zur Argumentation gegen rechtspopulistische Meinungen sein.

Buchcover Sag Was Radikal höflich gegen Rechtspopulismus argumentieren

privat

Philipp Steffan

Ein gefährliches Sprachspiel

Philipp Steffan beschreibt das Sprachspiel der Rechtspopulist*innen folgendermaßen: „Erst provozieren und sich dann als Opfer darstellen.“ Die Provokation kann viele Formen annehmen, zum Beispiel als rassistischer Spruch oder als homophober Kommentar. „Erwartungsgemäß folgt darauf: Empörung und scharfe Kritik“, schlussfolgert Philipp Steffan.

Genau diese Reaktion wird erwartet und ausgenutzt in dem sich das Gegenüber als Opfer darstellt. Plötzlich rückt die „Nazikeule“ und die „linke Meinungsdiktatur“ in den Fokus der Diskussion und die ursprüngliche Thematik gerät in Vergessenheit. Im Buch findet man eine Zusammenfassung der wichtigsten rhetorischen Stilmittel.

Drei Beispiele rhetorischer Stilmittel

Gefährliche Inhalte

Philipp Steffan führt zwei Gründe an warum er die rechtspopulistische Rhetorik für gefährlich hält. Er sagt, dass die Provokationen von den eigentlichen Themen ablenken würden. Wenn jemand eine verallgemeinernde oder falsche Aussage macht über eine bestimmte Volksgruppe, beginnt selten eine konstruktive Diskussion über Fakten und Lösungen, sondern es geht mehr um Provokation und Empörung im ständigen Wechselspiel.

Buchcover: Sag was!

Verlagsgruppe Oetinger

„Sag was! Radikal höflich gegen Rechtspopulismus argumentieren“ von Philipp Steffan ist in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen.

Als zweiten Grund führt der Autor an, dass Sprache auch eine Gefahr für Minderheiten darstellen kann: „Wenn das immer wieder unwidersprochen gesagt wird, dann ist das gefährlich. Wer so spricht, spaltet und grenzt aus. So eine Sprache ist die Grundlage dafür, dass Menschen, die selbst vor Gefahren geflohen sind, sich bedroht fühlen oder tatsächlich angegriffen werden.“

Schweigen hilft niemandem

Muss man wirklich mit jedem Menschen diskutieren, der eine rechtspopulistische Aussage macht? „Nein“, sagt Philipp Steffan. Für ihn ist es nur wichtig klar Stellung zu beziehen: „Es reicht und ist vernünftig sich vom Gesagten abzugrenzen und klarzumachen, dass man nicht der gleichen Meinung ist, damit die Sachen nicht im Raum stehen bleiben und andere denken, das sei in Ordnung oder man selbst stimme dem sogar zu.“

Wer sich aber auf eine Diskussion einlassen möchte findet in dem Buch einige nützliche Tipps, wie man bestimmte Argumentationsmuster auffliegen lassen kann. Erfolgsgarantie gibt es dabei nicht, denn wer nicht konstruktiv sprechen möchte, kann auch nicht dazu gezwungen werden. Ein Blick ins Buch lohnt sich aber auf jeden Fall, denn auch wenn es nicht das erste Buch seiner Art ist, macht es immer wieder Sinn, sich damit zu beschäftigen, wie Sprache unsere demokratische Gesellschaft prägt und verändert.

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