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Kubrat Pulev geht K.O. im Boxring

JOHN MACDOUGALL / AFP

Mit akzent

So wird man sicher nicht Boxweltmeister

Den bulgarischen Schwergewichtsboxer Kubrat Pulev mit dem Spitznahmen „die Kobra“ haben bis vor Kurzem nur wenige gekannt. Nun steht er mitten im Fokus der Boulevardmedien auf der ganzen Welt.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Der Boxweltmeistertitel im Schwergewicht war schon immer eine besondere Ehre. Alle kennen Muhammad Ali und Mike Tyson. Ersterer ging in die Geschichte ein mit seinen Siegen im Ring und seiner Weigerung, in den Vietnamkrieg zu ziehen. An zweiteren werden wir uns immer erinnern, weil er das Ohr seines Gegners abgebissen hat und wegen Vergewaltigung verurteilt wurde.

Den bulgarischen Schwergewichtsboxer Kubrat Pulev mit dem Spitznahmen „die Kobra“ haben bis vor Kurzem nur wenige gekannt. Er ist ein Anwärter auf den Weltmeistertitel und hatte einen Kampf gegen den damaligen Weltmeister Wladimir Klitschko, den er durch K.O. verlor. Seine Niederlage wurde in Bulgarien wie eine nationale Tragödie wahrgenommen, der restlichen Welt war sie egal.

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Jetzt will Pulev wieder um den Titel kämpfen. Neulich kämpfte er gegen einen Rumänen in Kalifornien. Der Kampf war sehr wichtig für ihn, ein Sieg hätte ihn als offiziellen Titelanwärter bestätigt und war außerdem sein erster Kampf in den USA. Obwohl er früh im Kampf ein schweres Cut erlitt und blutverschmiert weiterkämpfen musste, schaffte er es, seinen Gegner zu Boden zu schicken.

Nach dem Kampf gab der euphorische Pulev Interviews. Und vielleicht genau wegen dieser Euphorie vom Sieg und den schweren Schlägen im Kampf zeigte sich, dass der Champion und Hoffnungsträger einer Nation eher doch die Manieren und das Gemüt eines Neandertalers hat. Er küsste die Interviewerin auf den Mund. Sie lachte und drückte sich weg. Doch ihr Schlag würde noch folgen. Trotz ihres Lächelns hat sie Pulev wegen sexueller Belästigung verklagt.

Ihren Fall hat Gloria Allred übernommen, eine der berühmtesten Anwältinnen für solche Fällen in den USA. Sie führte auch die Klagen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein und Michael Jackson. Auf einmal steht die Kobra mitten in einem Riesenskandal. Die Sportkommission in Kalifornien entzog seine Lizenz. Ihm droht eine riesige Geldstrafe. Obwohl sein Kampf nicht wirklich beachtet wurde, steht er nun mitten im Mediengeschehen. Alle Boulevardzeitungen der Welt berichteten über seinen Kuss.

Die Schläge der Reporterin wirkten wie kräftige Uppercuts. Pulev wackelte hilflos mit den Händen und versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Er erklärte weiter, dass er nichts Schlechtes gemacht habe, und dass es viele Frauen gäbe, die alles auf der Welt geben würden, um von ihm geküsst zu werden. Das ähnelt den Aussagen von Mike Tyson, der meinte, dass er einen Leibwächter vor sein Hotelzimmer stellen musste, um vor den Frauen, die mit ihm schlafen wollen, geschützt zu werden. Tyson wurde wegen Vergewaltigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Hilflos und hysterisch wurde seitens Pulevs Anhängern noch versucht, den Ruf der Reporterin zu ruinieren. Auf Pulevs Siegesfeier wurde ein Video verbreitet, in dem sie am Schoß von jemandem aus Pulevs Entourage tanzt und es werden Sachen behauptet, wie etwa, dass der Hauptberuf dieser Reporterin das Anbieten von Sushi auf ihrem nackten Körper sei. Einige verurteilen Pulev, andere sind auf seiner Seite.

Auf Anraten seines Anwalts entschuldigte sich Pulev endlich. Das wird ihn aber kaum vor den Strafen schützen. Es ist auch nicht klar, ob er je wieder in den Ring steigt. Vielleicht wird er jetzt Sushikoch...

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