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Tisch mit Bier, Tabak, Papers in einer dunklen Bar

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Reden wir übers Trinken

Auf Festivals, Maturareisen oder abends in der WG - überall fließt der Alkohol. Doch wie viel ist zu viel? Haben wir unser Trinkverhalten unter Kontrolle? Und ist es uncool, Nein zu sagen? In FM4 Auf Laut reden wir diesmal übers Trinken.

FM4 Auf Laut: Alkohol

Von Barbara Köppel

Im Wein- und Bierland Österreich sind die Kühlschränke gut gefüllt. Silvester, Geburtstag, bestandene Prüfung - zu jedem Anlass wird der passende Schaumwein eingekühlt, die Kids kriegen Kindersekt und dürfen mit den feinen Gläsern anstoßen.

„Die erwachsene Gesellschaft zeigt sich auch dadurch erwachsen, dass sie berauscht ist“, sagt Margit Bachschwöll vom Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien. Zwei, drei, vier Gläser Wein oder ein Sixpack Bier, das schaffen Mama und Papa locker an einem Abend, und wenn nicht die, dann die Nachbarn oder der Cousin mit seinen Uni-Freunden.

Vom vorgelebten und ausgiebig weiter zelebrierten Exzess zeugen auch jedes Jahr verwüstete Festivalgelände. Was bleibt, sind klebrige Abfülltrichter, abgefallene Partytrinkhelme und Berge von zerbeulten Bierdosen.

Alkohol ist hierzulande ein Kulturgut

Jedes Volksschulkind kennt die Geschichte vom lieben Augustin und weiß, dass das Bier vom Mundl „ned deppat is“. Der erste Rausch gilt noch immer als Initiationsritus ins Erwachsenenleben. In Serien und Teenie-Filmen ist es der ultimative Freundschaftsbeweis, wenn man der Freundin beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht hält. Wanda singen von stehen gelassenen Weinflaschen, Deichkind von ihrer Fahne und 5/8erl in Ehr’n tragen den Schwips schon im Namen. Vom Après Ski ganz zu schweigen. Zammzammzamm! Prost! Und auf ex! Wir sagen „Zum Wohl“ und stoßen auf unsere Gesundheit an.

Jugendliche trinken viel, aber immer weniger

In Österreich trinkt fast jeder und jede Jugendliche zwischen 11 (!) und 17 Jahren mindestens einmal pro Woche Alkohol. Mit 14 hat mehr als ein Drittel schon seinen ersten Vollrausch hinter sich.

Ähnlich wie beim Rauchen haben junge Leute heute allerdings ein stärkeres Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen von Alkohol. Das sogenannte Komasaufen gibt es zwar nach wie vor, aber es werde nun häufiger die Rettung gerufen, sagt Suchtpräventionsexpertin Margit Bachschwöll. Und diejenigen, die einmal mit einer Alkoholvergiftung im Spital waren, kämen tendenziell nicht mehr wieder.

Logo mit roter Flasche

dialogwoche-alkohol.at

Dialogwoche Alkohol

Unter dem Motto „Wie viel ist zu viel?“ wird von 20. bis 26. Mai in ganz Österreich über Alkohol gesprochen.

Veranstaltungen, Infos, Statistiken und Kontakt zu Beratungsstellen finden sich auf: dialogwoche-alkohol.at

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen nimmt seit einigen Jahren konstant ab. Manche trinken nicht, weil sie Sport betreiben. Manchen schmeckt es einfach nicht und trauen sich, das auch zu sagen. Trotzdem herrscht ein gewisser Rechtfertigungsdruck, wenn man Alkoholfreies bestellt: Bist du mit dem Auto da? Schwanger? Na komm, ein Drink geht doch noch. Kaum jemand würde versuchen, Nichtraucher*innen zu einer Zigarette zu überreden.

Margit Bachschwöll entwickelt Projekte zur Alkoholsuchtprävention bei Jugendlichen. Workshops mit Quizfragen und Rauschbrille, die eine verzerrte Wahrnehmung, Schwindel und Kopfschmerzen simuliert, oder Projekte wie Partyfit, die auf Festivals und in Clubs über Alkohol informieren, sollen zu einem verantwortungsvollen Umgang beitragen. „Dabei geht es nicht darum, das Trinken zu verbieten oder zu verteufeln“, erklärt sie. „Es geht vor allem darum, den ersten Konsum hinauszuzögern. Je früher ich anfange zu trinken, desto eher kommt es zu einem problematischen oder süchtigen Trinkverhalten.“

Risiken und Wirkungen von Alkohol

Alkohol ist ein Zellgift, das über Mundschleimhaut, Magen und Dünndarm ins Blut und damit zu allen Organen gelangt. Er wird über die Leber mit etwa 0,1 Promille pro Stunde abgebaut. Was über Urin, Schweiß und Atem ausgeschieden wird, ist vernachlässigenswert. Daher helfen weder Kaffeetrinken, schweißtreibendes Tanzen noch Erbrechen beim Ausnüchtern. Auch die sogenannte Unterlage bringt nicht viel. Nach einem fetten Essen verträgt man nicht mehr, der Alkohol braucht nur länger, bis er im Blut ist.

Wir trinken, weil es sich zunächst gut anfühlt. In geringen Mengen wirkt Alkohol entspannend, euphorisierend, enthemmend. Man traut sich mehr. Es flirtet sich leichter. Größere Mengen bringen oft impulsive Handlungen mit sich: Gewalt, ungeschützter Sex, Autounfälle. 2017 wurden durch Alkoholunfälle 2.932 Personen verletzt und 33 Personen getötet.

Chronischer Konsum wird mit etlichen Krankheiten in Verbindung gebracht: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Leberzirrhose - katastrophale Folgen für Familie, Schule und Job inklusive.

Dienstagabend in FM4 Auf Laut

Wo ist die Grenze zwischen Genuss und Kontrollverlust? Welches Image hat Trinken bzw. Nicht-Trinken? Welche Erfahrungen hast du schon mit Alkohol gemacht? Darüber spricht Claudia Unterweger in FM4 Auf Laut mit Margit Bachschwöll von der Suchtprävention Wien, einem Partyfit-Peer und einer jungen Frau, die Hilfe bei den Anonymen Alkoholiker*innen gefunden hat.

Ruft an und diskutiert mit, heute, Dienstag, ab 21 Uhr.
Die Nummer ins Studio: 0800 226 992

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