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Buchcover Buch "Sexuell verfügbar" von Caroline Rosales

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Caroline Rosales will mit „Sexuell Verfügbar“ Geschlechterklischees aufbrechen

In ihrem neuen Roman meint Caroline Rosales mit „sexueller Verfügbarkeit“ soviel wie das Prinzip des „körperlichen Kapitals“, das Frauen von klein an vermittelt wird. Diese Denke will sie mit ihrem Buch verändern.

Von Conny Lee

Seit einigen Jahren gibt es einen richtigen Boom von Büchern über weibliche Selbstermächtigung und Sexualität. Die deutsche Autorin Caroline Rosales schreibt dazu:

Autorin Caroline Rosales

Andreas Wilcke, bearbeitet von Julija Goyd

Die Autorin Caroline Rosales ist Autorin mehrerer Sachbücher und arbeitet als Redakteurin in Berlin. Sie schreibt hauptsächlich über Kultur- und Gesellschaftsthemen.

Viele Bücher und Artikel werden derzeit über die Selbstermächtigung der Frau geschrieben. [...], und doch sind diese Entwicklungen so fragil und alles kann jederzeit scheitern, das Pendel zurückspringen, die Welle brechen, wenn wir nicht auf die Offenheit der Debatte achten. Wenn die Argumente zu verschachtelt sind und von Ismussen und Fremdwörtern dominiert, verliert die ganze Diskussion an Substanz. Niemand debattiert über zwischenmenschliche essenzielle Themen, wenn er dafür Genderforschung studiert haben muss.

Und deswegen schreibt Caroline Rosales in ihrem neuen Buch sehr geradlinig und klar über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrer Rolle als Frau und ihre Sexualität, in verschiedenen Lebensphasen und -situationen.

„Sexuelle Verfügbarkeit“ beschreibt dabei soviel wie das Prinzip des „körperlichen Kapitals“, das Frauen von klein an vermittelt wird. Rosales schreibt darüber, wie sie als Kind eher pummelig war und daher eine Außenseiterin. Sie beginnt schon mit neun Jahren, die Diätzeitschriften ihrer Großmutter zu lesen und viel Sport zu treiben: „Irgendwann war ich dünn und plötzlich merkte ich wie die Wahrnehmung auf mich sich veränderte.“

Durch Erwartungen geprägt

Anhand verschiedener Altersstufen und Lebensphasen beleuchtet Caroline Rosales diverse Erwartungen, von denen Mädchen und Frauen häufig geprägt werden. Wenn zum Beispiel alle Mädchen in der Klasse schon den ersten Kuss erlebt hatten, später das erste Mal, und sie nicht übrig bleiben will als „die, die niemanden abkriegt“. Es geht im Buch auch um Arbeitskollegen, die ihre Machtposition ausnutzen oder darum, wie sich die Autorin gerne zu freier Liebe überwinden möchte, um nicht als spießig zu gelten.

Buchcover "Sexuell verfügbar" von Caroline Rosales

Ullstein Buchverlage

Das erzählende Sachbuch „Sexuell verfügbar“ von Caroline Rosales ist im Ullenstein Verlag erschienen.

In ihrem Kopf wird ständig debattiert. Auf der einen Seite bekennt sich Caroline Rosales ehrlich zu ihrer Angst, nicht mehr schön zu sein und dadurch keine Beachtung mehr zu bekommen. Auf der anderen Seite bezieht sich die Autorin auf eine lange Liste von klassischer und zeitgenössischer feministischer Literatur und hat auch diese Stimmen im Kopf, die sie dafür kritisieren, das System zu bestärken indem sie sich den Regeln unterordnet. Sie tut nicht so, als hätte sie alle Antworten und wäre das perfekte Vorbild für die Feministin von heute, sondern versucht vielmehr offenzulegen, was für innere Kämpfe wohl zahlreiche Frauen heute ausfechten. Sie dekonstruiert, wieso sie in manchen Situationen mitgespielt hat und welche äußeren Faktoren sie dahingehend geprägt und erzogen haben.

#metoo und Body Positivity

Caroline Rosales gibt viel sehr Persönliches preis. Das ist es ihr aber wert, meint die Autorin, wenn sie damit die Debatte am Laufen halten kann - über #metoo, über Body Positivity oder auch über die Entlastung von Müttern durch mehr Tagesbetreuung. Dabei bezieht sich die Autorin laufend auf andere Autor*Innen wie Eva Illouz, Lena Dunham, Laurie Penny und viele mehr, die auch in einem Literaturverzeichnis am Ende des Buches gesammelt sind. Es werde mittlerweile viel offener über Sex, über Emanzipation und das Frau Sein gesprochen, so Rosales.

Wenn junge Frauen nach Lesungen zu ihr kommen, dann sind die einerseits überrascht, wie anders und historisch einige der Dinge die sie schildert heutzutage klingen, wie Berichte aus einer anderen Epoche. Andererseits gibt es auch viele Dinge, bei denen es die jungen Frauen überrascht, dass sie schon vor 20 Jahren so waren und heute nicht anders sind. Caroline Rosales hofft mit ihrem Buch „Sexuell verfügbar“ dazu beizutragen, dass der Druck steigt, diese alten Probleme nun endlich zu beheben.

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