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Hansjörg Auer und David Lama

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Hansjörg Auer und David Lama sind tot

Die beiden besten Alpinisten des Landes sind bereits letzten Dienstag in Kanada durch eine Lawine verschüttet worden. Die Einsatzkräfte haben jetzt bestätigt, dass sie nicht mehr am Leben sind. Ein Nachruf.

Von Simon Welebil

Es ist ein harter Schlag für die Bergsportszene und ein noch härterer für all jene, die David Lama und Hansjörg Auer gekannt haben. Die beiden Tiroler Spitzenalpinisten und der US-Amerikaner Jess Roskelley sind letzten Dienstag am Howse Peak in den Rocky Mountains in einer Lawine umgekommen.

Eine Such- und Bergeaktion per Helikopter wurde zunächst wegen der Lawinengefahr abgebrochen. Am Sonntag konnten schließlich nur mehr ihre Leichen gefunden werden.

Unterschiedliche Wege zum Alpinismus

David Lama und Hansjörg Auer haben beide unterschiedliche Wege zum Alpinismus beschritten. David Lama ist als „Kletter-Wunderkind“ bekannt geworden. Nachdem er zwei Mal Jugendweltmeister im Sportklettern wurde, durfte er mit 15 Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung bei den Erwachsenen starten und wurde prompt Europameister im Vorstiegsklettern, ein Jahr später auch im Bouldern. In beiden Disziplinen hat er auch Weltcupsiege gefeiert. Die Medien haben sich nicht nur für sein Talent oder sein Alter interessiert, auch Davids Familiengeschichte als Sohn einer Tirolerin und eines nepalesischen Sherpa hat ihr Interesse geweckt. Mit zahlreichen Artikeln, Interviews und Beiträgen haben die Medien den Teenager zum Star gemacht.

2010, mit 19 hat David Lama dem Wettkampfklettern schließlich den Rücken gekehrt und hat begonnen, sich zum Alpinisten zu entwickeln. Als erstes großes Projekt hat er sich damals vorgenommen, die historische Kompressor-Route am Cerro Terro in Patagonien erstmals frei zu klettern, in Begleitung eines großen Kamerateams seines Sponsors Red Bull. Diese Herangehensweise und auch das Verhalten des Filmteams in der Wand hat ihm in der Alpinistenszene viel Kritik eingebracht.

Im FM4-Interview sagt er 2014, er habe lernen müssen, dass es im Alpinklettern nicht nur darum geht, was man macht, sondern vor allem wie man etwas macht, um den Stil. Sein Projekt aufgeben wollte er damals allerdings nicht, er wollte es besser machen. Anstatt zur Heldengeschichte wurde der Film „Cerro Torre“ dann zur Selbstreflexion, ein Film über das Klettern und das Filmen.

Nach der freien Erkletterung des Cerro Torre über die Kompressor-Route liefert David Lama weiter alpinistische Schlagzeilen ab. Die Besteigung der Nordostwand Masherbrum 2 im Karakorum, einer „Eiger-Nordwand mit dem Cerro Torre obendrauf“, gemeinsam mit Hansjörg Auer und Peter Ortner, müssen sie zweimal abbrechen. Im Vorjahr allerdings erfüllt sich David Lama ein Herzensprojekt, die Erstbesteigung des 6.900 Meter hohen Lunag Ri in Nepal.

Vom Free-Solo-Kletterer zum Profi-Alpinisten

Hansjörg Auer hat sich anfangs zwar auch im Wettkampfklettern versucht, hat aber aber bald gemerkt, dass seine Stärken woanders liegen. Richtig bekannt geworden ist er 2007 mit einer Free-Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolata Südwand in den Dolomiten, mit der er eine neue Dimension im Free-Solo-Klettern eröffnet hat.

In den letzten Jahren hat es Hansjörg Auer aber auch vermehrt zu den ganz hohen Gipfeln, zum Alpinismus und Expeditionsklettern gezogen. Im Karakorum hat er 2013 etwa den Kunyang Chish East gemeinsam mit seinem Bruder Matthias und Simon Anthamatten bezwungen, letztes Jahr hat er den 7.157 Meter hohen Luphgar Sar West solo erstbestiegen. Sein alpinistisches Wissen hat er auch als Mentor im Projekt „Junge Alpinisten“ der Österreichischen Alpenvereinsjugend weitergegeben.

Die Risiken des Extrembergsteigens wurden Hansjörg Auer 2015 dann deutlich vor Augen geführt. Nachdem Auer gemeinsam mit Alexander Blümel und Gerhard Fiegl den 6.839 Meter hohen Nilgiri am Annapurna über die Südwand ersterklettert hatte, stürzte Fiegl beim Abstieg vor den Augen seiner Freunde in den Tod.

Mit dem 28-jährigen David Lama und dem 35-jährigen Hansjörg Auer verliert der Bergsport nicht nur zwei hervorragende Athleten, die neue Kapitel Alpingeschichte geschrieben haben, sondern auch zwei Charaktere, die sich selten ein Blatt vor den Mund genommen und ihre Träume nach ihren Vorstellungen gelebt haben.

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