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Tischfußballtisch Nahaufnahme

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Garlando World Series 2019: Tischfußball ist mehr als nur Beisl-Sport

Wer denkt, Tischfußball spielt man nur im Pub, der könnte bei der Garlando World Series in St. Pölten vom Gegenteil überzeugt werden. 350 Spielerinnen und Spieler wuzeln dort vier Tage lang auf höchst professioneller Ebene.

Von Sophie Liebhart

Für die besten geht es bei diesem Turnier in der Prandtauerhalle in St. Pölten um den Einzug in den Weltcup. Ja, im Tischfußball gibt es sogar einen Weltcup. Die restlichen Teilnehmer*innen aus Österreich, der Schweiz, Deutschland, Russland, Finnland und den USA stellen ihr Können unter Beweis und messen sich in den Kategorien Einzel, Doppel und gemischtes Doppel.

Tisch ist nicht gleich Tisch

Die Garlando World Series finden zum 17. Mal in Österreich statt. Den Namen hat das Event aufgrund des Tisch-Herstellers. In Österreich wird Tischfußball auf Garlando-Tischen gespielt, während sich in anderen Ländern Tische von anderen Anbietern durchgesetzt haben. Bei internationalen Bewerben wird es dann interessant: Es gibt jeweils zwei Spiele – eines davon auf dem „Stammtisch“ des einen Teams und das zweite dann auf dem jeweils anderen Tisch.

Garlando World Series Tischfußball Turnier

Sophie Liebhart / radio fm4

In der Prandtauerhalle stehen am Wochenende des Events 70 Stück Garlando Turniertische. Spieler*innen aus dem Ausland haben für die Veranstaltung extra auf diesem Tisch trainiert. „Man muss sein Spiel schon an den jeweiligen Tisch anpassen, vor allem der Bodenbelag und die Banden sind bei allen Modellen unterschiedlich“, erklärt Astrid Franz. Sie spielt seit 13 professionell Tischfußball, seit 7 Jahren ist sie im Vorstand des österreichischen Tischfußballverbandes.

Regeln und Schusstechnik

Die Garlando World Series finden von 18. - 21. April 2019 in der Prandtauerhalle in St. Pölten statt.

Sie erklärt mir, was den professionellen Tischfußball vom wuzlen im Beisl unterscheidet: „Es gibt ein ganzes Rulebook mit Dingen, die nicht erlaubt sind.“ Es darf während einer Partie beispielsweise nicht gesprochen werden. „Das macht die Partie von Haus aus ernster als im Wirtshaus“, so Astrid Franz. Außerdem verboten ist Anschlagen, Wegreißen, unfaires Spielen, zu hartes Spielen und Durchdrehen. „Mitteschüsse, also Schüsse von der mittleren Reihe mit den fünf Figuren auf das Tor, sind hingegen erlaubt“, erklärt die Profi-Tischfußballerin. „Du musst den Ball einmal ins Spiel gebracht haben, das heißt drei Mal mit einer Figur den Ball berührt haben, und dann darf man mit jeder Figur ein Tor schießen.“

E-Game Festival

radio fm4 / Robert Glashüttner

Astrid Franz (rechts) mit einer Nationalteam-Kollegin.

Hat man diese Regeln einmal verinnerlicht, dann geht es darum, sich die verschiedenen Schussvarianten anzueignen. Da gibt es beispielsweise den Snake oder den Pinshot. Der Stürmer entscheidet sich meistens für eine bestimmte Schusstechnik und trainiert diese besonders gut. „Diesen Schuss spielt man dann bis der nicht mehr geht und erst dann steigt man auf etwas anderes um“, sagt Astrid Franz.

Frauen in einem Männersport?

Das alles klingt nach einer sehr ernstzunehmenden Sportart. Tischfußball wird als Sport aber oft belächelt, sagt Astrid Franz. Verstehen kann sie das nicht, denn es erfordert Konzentration, Taktik und auch körperliche Fitness. Nach so einem Wochenende spürt man vor allem seine Schultern, Ellenbogen und die Füße, sagt sie. Dass Tischfußball als professionelle Sportart unterschätzt wird, macht für Astrid Franz aber irgendwie auch den Reiz aus: „Wenn man als Frau in einem Lokal zu einem Match herausgefordert wird und dann zeigt, was man kann, dann ist auf der anderen Seite oft ein entsetztes Gesicht und das macht es schon auch lustig“, sagt sie.

Garlando World Series Tischfußball Turnier

Sophie Liebhart / radio fm4

Gespielt wird in unterschiedlichen Kategorien: Einzel, Doppel, gemischtes Doppel und Nationalteambewerbe.

Diesen Überraschungseffekt hat man vor allem als Frau. Denn Tischfußball auf professioneller Ebene spielen hauptsächlich Männer. Nur ca. 20 Prozent der Teilnehmenden sind laut Astrid Franz Frauen. Es gebe zwar viele Frauen, die in Wirtshäusern und auch im Ligabetrieb spielen, „die sich aber nicht trauen, zu einem Turnier zu gehen, weil da einfach das Niveau anders ist“, sagt Astrid Franz. „Da ist die Hemmschwelle bei Männern irgendwie anders. Die sagen schneller: Schau ich mir an, probier‘ ich mal aus. Und Frauen üben lieber noch einmal.“

In Wien gibt es deshalb extra Coachings für Frauen mit alteingesessenen Profis - wie etwa Astrid Franz. Wenn man sich am Anfang durchbeißt, dann zahlt es sich auch aus, sagt sie. Nicht nur auf sportlicher Ebene: „Ich hab‘ viele Freunde gefunden – nicht nur in Österreich, sondern Damen aus aller Welt. Und wenn man dann auf so ein Turnier fährt, trifft man eigentlich seine Freunde.“

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