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„Saw Lightning“: Beck und Pharrell versuchen den Blitz einzufangen

Der Song zum Sonntag: Beck - „Saw Lightning“

Von Christoph Sepin

Man möchte das alles am Anfang ja gar nicht aushalten: Verstörend zerrt sich der für Beck typische Slide-Riff herein, während im Hintergrund eine Stimme vor sich hin heult. Die Finger klammern sich fest, der Angstschweiß perlt auf der Stirn, in Vorahnung, was hier noch kommen könnte. Und wenn man nach vier Minuten am Ende von „Saw Lightning“ angekommen ist, dann schaut die Welt irgendwie anders aus.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

20 Jahre, so lange wollte Beck Hansen schon mit Pharrell Williams zusammenarbeiten, jetzt ist es auf diesem neuen Lied endlich so weit. „Drums, Keyboards und Gemurmel“, das sei Pharrells Beitrag zum Track gewesen. Ein neues Album namens „Hyperspace“ wird damit auch angekündigt, inspiriert vom Arcade-Klassiker „Asteroids“.

Schon zu Beginn wird hier mit Wortbedeutungen gespielt, mit saw und saw, dem Sägen und dem Sehen: „There was a day I saw lightning“, singt Beck, als würde er den Anfang des Endes der Welt prophezeien. „Hey, hey, saw lightning“, und man möchte sich diesen saw lightning vorstellen, wie er sich in die Erde gräbt, diesen zackenförmigen, unaufhaltsamen Blitz.

Dann kündet Beck von Wind und Regen, von Bergen, die einstürzen, und Tempeln, die brennen. Apokalyptisch die Lyrics, apokalyptisch auch die Instrumente, die trommeln und protzen, toben und sich überlagern. Weniger ist hier auf keinen Fall mehr, in dem akustischen Irrgarten von Beck und Pharrell.

Und fast wirkt das so, als ob hier ein Untergang, ein Blitzschlag provoziert werden soll. Als würden die beiden Musiker irgendwo in der Wüste um ihre Instrumente herumtanzen und nur darauf warten, dass der saw lightning nach unten kracht. Das würde sicher einen herrlichen Lärm machen.

„Then it came to me in a flash of light, by the sycamore tree in the dead of night“, rezitiert Beck vor sich hin und channelt seinen inneren Nick Cave. Pausiert wird hier nicht, Grenzen zwischen Refrain, Bridge und Strophe verschwimmen oder sind einfach gar nicht da, wie von Becks prognostiziertem Wind weggeweht. Dann das Stoßgebet nach oben: „Lord, won’t you take me and lead me to the light?“

Der Blitzeinschlag, der laute Knall vor der Ruhe als quasi Erlösung, trifft nie ein. Stattdessen wiederholt Beck immer wieder die eine Zeile: „I saw lightning“, bevor eine Mundharmonika plötzlich das Outro einläutet und die Signature-Gitarre noch einmal scheppert. „Geh weg!“, möchte man fast zu diesem Lied sagen und hört es sich aber trotzdem gleich noch einmal an.

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