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Buchcover "I'm every Woman"

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Das Comic „I’m Every Woman“ knöpft sich den Mythos männlicher Genies vor

Albert Einstein, Elvis Presley oder auch Jackson Pollock sind berühmte Männer, die in ihrem jeweiligen Bereich vieles erreicht haben und deren Erfolg ihnen nicht missgönnt sein soll. Aber wenn es um ihre Beziehungen zu Frauen ging, waren sie anscheinend ziemlich furchtbare Typen. Zumindest kommen sie im neuen Comic der schwedischen Autorin Liv Strömquist nicht besonders gut weg.

Von Conny Lee

Liv Strömquist hat schon für ihre früheren Comics viel positive Kritik geerntet. In „Der Ursprung der Welt“ (Avant Verlag, 2017) widmet sie sich der Kulturgeschichte der Vulva und in „Der Ursprung der Liebe“ (Avant Verlag, 2018) der Entwicklung von Liebesbeziehungen im Wandel der Zeit. In ihrem neuen Comic „I’m Every Woman“ hat sie sich den Mythos des männlichen Genies vorgeknöpft. Im titelgebenden Song von Chaka Khan heißt es:

„I’m every Woman“ von Liv Strömquist erschienen beim Avant Verlag, übersetzt aus dem Schwedischen von Katharina Erben.

„I’m every woman
It’s all in me
Anything you want done baby
I’ll do it naturally
I can read your thoughts right now
Everyone from A to Z“.

Die Frau, die alles ist und alles sein kann, Hure und Heilige, die den Mann bemuttert und befriedigt, das ist bis heute ein (Selbst-)Anspruch, mit dem viele Frauen zu kämpfen haben. Liv Strömquist erzählt von Frauen, die sich für den Erfolg ihrer Männer aufgeopfert haben, oder die versucht haben, das zu sein, was ihre Männer von ihnen verlangten, egal was es sie kostete. Sie erzählt von Frauen im Schatten ihrer Männer, die von der Nachwelt weggeschwiegen oder auch verunglimpft wurden.

Das Buch beginnt mit einem Ranking der „unsäglichsten Lover der Weltgeschichte“. Albert Einstein findet man in diesem Ranking, wegen seines Verhaltens gegenüber seiner ersten Frau. Mileva Maric hatte mit ihm gemeinsam theoretische Physik studiert und heutige Erkenntnisse legen nahe, dass sie wesentlich zu Einsteins Arbeit beigetragen hat, wahrscheinlich auch Co-Autorin war. Einstein verließ Maric allerdings für seine Cousine, ließ sie mit 2 Kindern zurück und sich für ihre gemeinsame Forschungsarbeit als Genie feiern. Außerdem soll Einstein gesagt haben: „Frauen sind nicht für das abstrakte Denken geschaffen. Marie Curie ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.“

I'm every Woman

Avant Verlag

Andere Männer, die in „I’m Every woman“ nicht besonders gut dastehen, was ihr Verhältnis zu Frauen angeht, sind z.B. Elvis Presley, der von Priscilla verlangte, immer makellos auszusehen. Über einige der Persönlichkeiten im Buch ist man vielleicht überrascht, andere sind aufgrund ihres Verhaltens auch bereits negativ in die Geschichte eingegangen, wie der Musikproduzent Phil Spector, der 2009 für den Mord an Lana Clarkson verurteilt worden ist. Strömquist erzählt die Geschichte seiner ersten Frau Ronnie Bennett, Sängerin der Ronnettes, die jahrelang von Spector überwacht und psychisch gequält wurde, bis sie schließlich floh und die Scheidung einreichte. Bei allen Geschichten legt Strömquist auch immer die Quellen offen, auf die sie sich bezieht - meist Biographien oder Autobiographien.

Es geht aber nicht nur um Männer, die sich schlecht verhalten haben, sondern Strömquist setzt auch tolle Frauen in den Fokus, die sich gegen Gesellschaftsstrukturen und Kritik zur Wehr gesetzt haben. Zum Beispiel widmet sie ein Kapitel der amerikanische Autorin und Anarchistin Voltairine de Cleyre. Die hat z.B. im Jahr 1907 (!) geschrieben: „Die einfachste, sicherste und parktischste Methode, eine Liebe zu zerstören, ist die Ehe - die Ehe wie ich sie definiert habe (nämlich als dauerhaftes Abhängigkeitsverhältnis).“

I'm every Woman

Avant Verlag

Die Geschichte wird am Ende bekanntlich von den Siegern geschrieben, die daraus als Genies und Legenden hervorgehen. Liv Strömquist hat mit ihrem neuen Comic „I’m Every Woman“ einige dieser Geschichten mal aus einer anderen Perspektive, jener der Frauen, neu erzählt.

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