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No Ma’am: Mit „Haha“ in die ÖH

Politische Forderungen sucht man bei No Ma’am vergebens. Die Spaßfraktion aus Linz fordert seit 1997 hauptsächlich „Freibier“ und will damit den Weltfrieden erreichen. Seit ihrer Gründung wird den berüchtigten Spaßvögeln auch Frauenfeindlichkeit vorgeworfen.

von Lukas Lottersberger

Es ist das Jahr 1997, als bei einem Mensafest an der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) ein Besucher ein T-Shirt mit der Aufschrift „No Ma’am“ und einem durchgestrichenen Frauen-Symbol trägt. Der Aufdruck bezieht sich auf die Serie „Eine schrecklich nette Familie“, in der Protagonist Al Bundy den gleichnamigen misogynen Garagenverein gründet. Als sich der Student mit dem T-Shirt an der Bar ein Getränk holen will, soll er er es nicht bekommen haben. Die Bedienung an der Bar war Frauenreferentin an der JKU und habe sich geweigert, den Studenten mit dem provokanten T-Shirt zu bedienen.

Bei der ÖH-Wahl 2017 haben No Ma’am 2,46 Prozent der Stimmen erhalten. Das entspricht einem Mandate in der ÖH-Bundesvertretung.

Kurz darauf sollen der T-Shirt-Träger und einige seiner Freunde die Gründung von No Ma’am beschlossen haben. Laut eigenen Angaben sollen die erforderlichen Unterstützungserklärungen für die ÖH-Wahl 1997 in Linz binnen 48 Stunden zusammengetragen worden sein.

Spätestens seit 2003 ist No Ma’am in der Hochschulvertretung der Uni Linz vertreten. 2013 und 2017 schaffte man den Einzug in die Bundesvertretung und hielt je ein Mandat.

Der Spitzenkandidat von No Ma’am ist dieses Jahr Moritz Mager. Der 22-jährige kommt aus Bayern, studiert Kunststofftechnik an der JKU Linz und sitzt dort gemeinsam mit Philipp Roithinger für No Ma’am in der Hochschulvertretung.

No Ma'am Spitzenkandidat Moritz "Mo" Mager

FM4/Lukas Lottersberger

„No Ma’am“-Spitzenkandidat Moritz „Mo“ Mager mag Bier

Freibier, Weltfrieden, dreilagiges Klopapier

Programmatisch hat sich nichts getan bei No Ma’am. Die Spaßfraktion hat keine universitätspolitische Agenda und die Forderungen beschränken sich - wie schon bei den letzten Wahlen - auf Freibier, Weltfrieden durch Freibier und dreilagiges Klopapier.

No Ma’am stelle bewusst die Ernsthaftigkeit der ÖH infrage, betont Moritz Mager, „weil unserer Meinung nach jeder zu viel in das ÖH-politische Geschehen hineininterpretiert.“ Der Spaß und „Unseriosität“ stehen für die Fraktion im Vordergrund. Die Fraktion ist an der Uni Linz zudem für ihre Feste und die Vergabe von „Bierstipendien“ bekannt. „20 Jahre Erfahrung in den Bereichen des eskalativen Feierns und der unproduktiven Oppositionspolitik sprechen für uns“, erklärte uns die Fraktion bereits bei der letzten Wahl.

„Frauen sind ja ziemlich fesch“

Den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit ist die Fraktion bis heute nicht ganz losgeworden. Kritiker bezeichnen die Mitglieder der Spaßtruppe zum Beispiel als „Maskulinisten“ mit „Bro-Humor“. Der Fraktionsname alleine stehe für Frauenfeindlichkeit, sagen Kritiker. Die Fraktion bzw. der dahinter stehende Verein hat in seiner Geschichte außerdem nur Männer aufgenommen. Bisher hätten sich keine Frauen beworben, erklärt Moritz Mager diesen Umstand. Und: Die Entscheidung, wer bei No Ma’am aufgenommen werde, obliege dem Vereinsvorstand.

Alle Infos zur ÖH-Wahl 2019 gibt’s hier.

Den Vorwurf der Misogynie weist Moritz „Mo“ Mager dennoch zurück: „Wenn man sich unsere Feste anschaut, dann ist die Frauenquote deutlich höher als bei anderen Festen.“ Daraus schließt der Spitzenkandidat, dass Frauen nichts gegen die Prinzipien von No Ma’am oder generell gegen die Fraktion hätten. „Wir sind eher für Frauen, weil sie sind ja ziemlich fesch - wenn man das mal so sagen darf“, meint der Listenerste.

Bei der kommenden ÖH-Wahl will No Ma’am das Mandat in der ÖH-Bundesvertretung halten und auf drei Prozent der Stimmen kommen. Und auch im (Alkohol-)Promillebereich hat man sich ein Ziel gesteckt: „Zwei Komma neun.“ Na dann: Prost.

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