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Andreas Gabalier beim Bauernbundball Graz

APA/ERWIN SCHERIAU

mit akzent

Jeder hat das Recht auf „Volks-Rock’n’Roll“

Wie kann man nur das freie Wort verbieten und unser Recht, von tanzenden, schwitzenden Körpern in Tracht umkreist zu werden?

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Auf einer SPÖ-Veranstaltung in Graz wurde das Aufführen von einem Gablier-Song verboten. Die Coverband, die die Nummer spielen wollte, beschwerte sich. Der Boulevard hat den Skandal aufgegriffen. Gabalier nannte die SPÖ „Faschisten“, die SPÖ-Funktionäre lachten Gabalier und seine Fans als Primitivlinge aus. Der Skandal ist perfekt.

Gabalier, der für seine reaktionären Ansichten bekannt ist, wird nicht auf FM4 gespielt. Doch sein Song, der in Graz nicht gespielt werden durfte, hat mehr als 134 Millionen Views auf Youtube. Würde man annehmen, dass das Video nur in Österreich geschaut wurde, dann bedeutet das, dass alle österreichischen Einwohner*innen das Lied auf Youtube mindestens 14 Mal gesehen haben. Nehmen wir an, dass die FM4 Hörer*innen dieses Lied auf Youtube nicht aufrufen, dann stellt euch vor, wie oft es die Nicht-FM4 Hörer*innen tun! Das kann man nicht mit Verboten bekämpfen.

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Die Menschen sehen in Musik Raum für ihre Vorstellungen. Das Vorstellungsvermögen von manchen Menschen reicht nicht weiter, als sich im Heu zu wälzen und unendlichen Geschlechtsverkehr zu haben. Und genau solche Lieder bieten ihnen Raum dafür. Genau diesen Geisteszustand beschreibt der Sänger Gabalier sehr treffend als „Volks-Rock’n’Roll“. Jeder weitere Skandal füttert das Selbstbewusstsein der Fans seiner Kunst. Jemand will das freie Wort verbieten und unser Recht, von tanzenden, schwitzenden Körpern in Tracht umkreist zu werden!

Ich weiß, dass viele von euch keine Gabalier-Nummer bis zum Ende aushalten können. Ich hab das machen müssen! Ich hatte einen Job als Security bei der Schlagerbühne am Donauinselfest. Alle Fans kannten die Texte auswendig und sangen mit, als ob sie eine Gottheit anbeteten. Die Menschen waren da, um ihr nichtiges Dasein zu vergessen. Zu vergessen, dass der morgige Tag scheiße sein wird, und dass sie kein Licht am Ende des Tunnels sehen.

Sie tanzten in Ekstase, egal ob zu Mittag, als es so heiß wie in einem Backofen war, oder am Abend, als Regen den Platz vor der Bühne überflutete. Sie tanzten, um zu vergessen. Sie tanzten wie Steinzeitmenschen, ohne kulturelle Prägung, ohne sich Gedanken über Moral und Gesetze zu machen. Einfach so - „Hodi hodi hodi hodi oh!“

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