FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Filmszenen aus "Stan & Ollie"

Constantin Film

Blödeleien und Bitterkeit: „Stan & Ollie“ zeigt die Schattenseiten zweier Scherzkekse

Konventionell inszeniert, aber virtuos gespielt: „Stan & Ollie“ blickt auf die letzten Lebensjahre eines ungemein einflussreichen Komikerduos zurück.

Von Christian Fuchs

Im deutschen Sprachraum sind sie teilweise immer noch als „Dick & Doof“ bekannt, aber diese Bezeichnung wird dem künstlerischen Genie von Stan Laurel und Oliver Hardy nicht gerecht. Nur wenige Komiker brachten so viele unterschiedliche Generationen zum Lachen wie das britisch-amerikanische Blödel-Duo. Schließlich tauchten die unzähligen Kurz- und Langfilme, die Laurel & Hardy zwischen 1926 und 1951 drehten, auch Jahrzehnte später noch im Nachmittagsprogramm diverser Fernsehsender auf.

Mehr zum Thema:

Buchcover "Stan" von John Connolly

Radio FM4

„Another nice mess“: In der fiktionalen Biographie “Stan“ nimmt uns Krimiautor John Connolly mit in die schillernd-chaotische Welt des Stan Laurel.

Vor allem beeinflussten die beiden extrem gegensätzlichen Darsteller mit ihrem höchst physischen und bewusst infantilen Humor ganze Legionen von Nachfolgern. Jerry Lewis, Steve Martin, die Monty Python Crew oder die Zucker-Brüder, sie alle und viele andere schwärmen von den anarchischen Gags von Laurel & Hardy. Will Ferrell und John C. Reilly gehören zu den modernen Klamauk-Duos, die ohne das berühmte Slapstick-Vorbild nicht denkbar wären. Letzterer darf nun in einem neuen Hollywoodstreifen in die Rolle seines Idols Oliver Hardy schlüpfen, an den Part von Stan Laurel wagt sich der Brite Steve Coogan.

Comeback mit Schwierigkeiten

Dabei kann John C. Reilly, nachdem die Quatschparodie „Holmes und Watson“ extrem floppte, vielleicht sogar das Karrieretief nachempfinden, das als Ausgangspunkt des Films „Stan & Ollie“ dient. Wobei, der US-Komiker steckt angesichts einer Vielzahl spannender Rollen einen Misserfolg dazwischen wohl locker weg. Stan Laurel und Oliver Hardy fühlten sich im Jahr 1953, in dem das Biopic spielt, dagegen bereits an einem Endpunkt angekommen: Der einstige Ruhm ist verblasst, das sonnige L.A. liegt in weiter Ferne, die beiden schon älteren Herren versuchen bei einer Tour durch das verregnete Großbritannien noch einmal die Karriere in Gang zu bringen. Aber die Reihen im Publikum sind spärlich besetzt, der Applaus ist verhalten.

Filmszenen aus "Stan & Ollie"

Constantin Film

Erst als die beiden Ex-Superstars der Blödelei dann unzählige Promotionauftritte absolvieren und sich auch bei Supermarkteröffnungen zum Trottel machen, tut sich etwas. Der Kartenverkauf explodiert plötzlich und Stan und Ollie werden wieder euphorisch beklatscht. Der neue Erfolg könnte ein Comeback einleiten. Aber der schwerstens übergewichtige Oliver Hardy kommt bald an seine gesundheitlichen Grenzen. Und schließlich eskaliert auch ein Streit mit seinem manisch kreativen Partner Stan Laurel.

Gefällige, aber dennoch würdige Hommage

Glücklicherweise versucht Regisseur Jon S. Baird gar nicht erst das ganze Leben der beiden ikonischen Komiker in einen Film zu verpacken. „Stan & Ollie“ konzentriert sich auf die melodramatischen Momente in ihren Krisenjahren, wo die Freundschaft an ihre Grenzen gelangt ist. Um die Tragik rund um die alternden Slapstick-Könige zu steigern, ignoriert der Film auch historische Fakten.

Filmszenen aus "Stan & Ollie"

Constantin Film

Wirklich packend oder filmisch faszinierend wird „Stan & Ollie“ allerdings nicht durch diese Regieentscheidungen. Dazu erinnern die konventionelle Bildsprache und der etwas behäbige Tonfall zu sehr an Fernsehfilme. Aber dank der beiden grandiosen Hauptdarsteller begeistert das Biopic doch als bittersüßer Abgesang auf zwei strauchelnde Legenden. John C. Reilly verwandelt sich im Fatsuit auf berührende Weise in den konfliktscheuen Oliver Hardy. Und Steve Coogan spielt als Stan Laurel in einer eigenen Liga, so gespenstisch echt wirkt seine Darstellung. Fazit: Eine etwas gefällige, aber dennoch sehr würdige Hommage an zwei ganz große Komödianten.

Diskutiere mit!

mehr Film:

Aktuell: