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Die dicke Prinzessin Petronia, Comic-Cover

Avant Verlag, Katharina Greve

Comic: Die dicke Prinzessin Petronia ist die coole Cousine des kleinen Prinzen

Die Zeichnerin Katharina Greve erweitert das königliche Universum um eine großartig grantige Figur.

Von Zita Bereuter

Man kennt ihn: Der kleine Prinz, der auf einem kleinen Planeten mit drei Vulkanen lebt und Erkenntnisse findet, die Jugendzimmer wie Gemeindestuben zieren: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ oder „zähme mich“.

Auch die Deutsche Comiczeichnerin Katharina Greve fand den kleinen Prinzen in ihrer Kindheit „toll“. Aber irgendwann war er ihr zu „gefühlsduselig, gefühlig und kitschig“. Deswegen hat sie seine Cousine geschaffen: “Die dicke Prinzessin Petronia“.

Sie ist das Gegenbild vom kleinen Prinzen: Grantig und miesepetrig. No na, wurde sie doch von ihren Eltern auf einem Miniplaneten ausgesetzt.

Auszug aus dem Comic "Die dicke Prinzessin Petronia"

Avant Verlag, Katharina Greve

Outgesourced. Von den eigenen Eltern. Der Palast: zu eng – aber der Weltraum: unendliche Weiten, meint Mutti. Jetzt hast du einen EIGENEN Planeten, meint Mutti. Na toll. Das ist der vielleicht mickrigste und langweiligste Klumpen im Universum. Sogar mein blöder Cousin, dieser kleine Schleimer, hat einen größeren. Klar, könnte natürlich NOCH schlimmer sein und der Planet NOCH kleiner. Wie eine Erbse.

So sinniert Petronia ganz allein und ausgesetzt auf ihrem winzigen kleinen Steinklumpen und versucht, sich die Welt zu erschließen und irgendetwas spannendes in dieser Einöde zu finden.

Immerhin, damit Petronia nicht ganz allein ist, bekommt sie von ihrer strengen Mutter einen Freund geschenkt: Mirco, einen Multifunktionswurm. Dass es sich bei diesem Freund um einen Wurm handelte, hat vor allem praktische Gründe, erklärt die Erschafferin Petronias, Katharina Greve: „Ich bin eine faule Zeichnerin.“ Wenn sie schon ein zweites Lebewesen zeichnen sollte, dann etwas einfaches. Ein Wurm, der sich mit seiner hellgelben Farbe gut von der Prinzessin unterscheidet und der nicht nur als Schal oder Springseil nützlich ist, sondern auch als praktischer Reisebegleiter.

Auszug aus dem Comic "Die dicke Prinzessin Petronia"

Avant Verlag, Katharina Greve

Er könnte auch ein vergammelter Fleischklops oder von Mattel sein. Vielleicht hatte Mutti ausnahmsweise gute Laune bei der Verteilung.

„Ferne Sterne sind nur altes Licht“

Petronia ist eine Antiprinzessin. Sie pfeift auf Rosa und Rüschen und interessiert sich für Physik, Zahlen und Naturwissenschaften. Als sie etwas nettes in ein Freundschaftsbuch zeichnen soll, malt sie den Satz des Pythagoras.

Am Ende jeder Geschichte findet die dicke Prinzessin, wie ihr kleiner Prinzencousin, eine Erkenntnis, oder:

Die dicke Prinzessin Petronia, Comic-Cover

Avant Verlag, Katharina Greve

Die dicke Prinzessin Petronia von Katharina Greve ist im Avant Verlag erschienen.

„Mit der Lupe sieht man besser."

Entstanden ist „Die dicke Prinzessin Petronia“ 2015 als Serie für die Zeitschrift das Magazin. Monatlich gibt es seither eine Folge. Die ersten 47 Folgen – bis März 2019 - sind jetzt gesammelt als Buch erschienen. Damit erschließt sich eine unendliche Welt, in der Schrödingers Katze ebenso Platz findet wie David Bowie.

„Es gibt nur eine Jahreszeit - Tristesse“

Das alles ist reduziert gezeichnet und sehr lustig. Auch Katharina Greve hatte beim Zeichnen „großen Spaß“. In dieser Serie würde sie sich alles erlauben.
Zeitgleich mit der Geschichte um Pretonia hat Katharina Greve an dem Comicstrip „Das Hochhaus“ gearbeitet. Im Hochhaus hat sie das echte Leben abgebildet: gesellschaftliche Verhältnisse und aktuelle politische Entwicklungen. „Alles was mir an echter realer Erzählung begegnet ist, das ist dann im Hochhaus gelandet. Alles was mir an Absurdem und Phantastischem begegnet ist, das hat die Prinzessin gekriegt.“

Bei jeder Folge fange sie wieder bei Null an. Petronia sitzt auf dem Planeten und überlegt, wie sie mit der Einsamkeit klarkommt. „Es ist eine ewige Wiederholung, aber das in 20.000 verschiedenen Varianten bringt Spaß. Petronia entwickelt sich auch – ihre Persönlichkeit wird nuancenreicher und wie bei allen Phantasiefiguren entwickelt sie so eine Art Eigenleben. Ich mag sie einfach. Ich finde sie sympathisch. Ich verbring gerne Zeit mit ihr, obwohl sie so schlecht gelaunt ist. Oder vielleicht weil sie so schlecht gelaunt ist.“

So oder so. Mit der dicken Prinzessin verbringt man gerne viel Zeit.

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