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Nick Murphy alias Chet Faker, unser FM4 Artist of the Week

Willy Lukaitis

FM4 Artist of the Week

Mit seinem Album „Run Fast Sleep Naked“ ist Nick Murphy unser FM4 Artist of the Week

Nick Murphy ist jemand, der als Künstler ernstgenommen werden will - und nicht als Popstar. Er schreckt nicht vor Entscheidungen zurück, die Mensch als Karriere-Killer sehen könnte. Wie zum Beispiel seinen renommierten Künstlernamen Chet Faker aufzugegeben.

Von Natalie Brunner

Nick Murphy stammt aus Australien und arbeitete von dort aus mit Erfolg auf seinen internationalen Erfolg hin - unter dem sehr gelungenen Alias Chet Faker.

Nachdem 108 Millionen Menschen beim Superbowl seinen Hit „No Diggity“, eine Coverversion der Blackstreet Nummmer, gesehen haben, wurde es ihm wohl zu viel: Mit einer Coverversion und einem Künstlernamen, der eine humoristische Anlehnung an eine Jazzgröße ist, berühmt werden - das ist wohl nicht ideal für einen Sänger und Musiker, der seine künstlerische Eigenständigkeit und den Tiefgang seiner Werk gerne betont.

Nick Murphy Live

  • 09.10. TonHalle, München (D)
  • 10.10. X-TRA, Zürich (S)
  • 12.10. Lucerna Velký sál, Prag, (CZ)

Seit Anfang 2016 veröffentlicht Nick Murphy nicht mehr als Chet Faker Musik, sondern unter seinem bürgerlichen Namen. Manchmal kombiniert mit einem Schrägstrich, hinter dem sein altes Alias Chet Faker steht. Wohl ein Kompromiss, zu dem ihm das Management getrieben hat, das alle Hände voll zu tun hat, den wie es scheint sehr konsequenten Musiker zu kommerziellen Erfolg seiner Version von Future Soul zu verhelfen.

Weniger Experimentierfreude, mehr Soul-Pop

Einen Sprung drei Jahre nach vorne, in die Gegenwart. Das neue Nick Murphy-Album „Run Fast Sleep Naked“ erscheint. Die elektronische Experimentierfreudigkeit seines Frühwerks, wegen der ich ihn in der Liga von James Blake oder Jamie XX abgespeichert hatte, fehlt mir.

Nick Murphy in der Wüste, Albumcover von "Run Fast Sleep Naked"

Pias/Future Classic (Rough Trade)

Das Albumcover von „Run Fast Sleep Naked“

„Run Fast Sleep Naked“ ist ein konventionelles Soul-Pop-Album, und mit konventionell meine ich, dass die Stimme und ein gerader Narrativ im Vordergrund stehen und elektronisch-experimentellen Frickeleien keinen Platz lässt. Die Stimme von Nick Murphy erzählt das ganze Album hinweg von emotionalen Zuständen, und da ist nichts mehr mehrdeutig oder sinister. Das letzte bisschen Chet Faker, den ich mochte, scheint ausgetrieben zu sein. Ich weiß nicht, ob das für den Menschen und Musiker Nick Murphy gut ist.

Lese ich die Texte der Songs von „Run Fast Sleep Naked“, dann schreit für mich alles danach, dass Murphy dieses Album in einer persönlichen Krise geschaffen hat. Mehrmals erwähnt er in den Texten, dass er gerade den Verstand verliert, die Nummern tragen Namen wie „Sanity“, „Harry takes Drugs on the Weekend“ oder „Novocaine and Coca Cola“, und in den Videos stapft er in die Wüste hinein.

Man muss keine Psychologin sein, keine Hellseherin, Auraleserin oder Schamanin, um das als kaum sublimierte Artikulation von Orientierungslosigkeit und Seelenpein zu verstehen.

Nick Murphy erwähnt in seinen Interviews und in der Presseinfo den Autor Joseph Campbell, der sich mit der Funktion von Mythologie in der modernen Welt beschäftigt. Campbell hat mit seinem Entwurf der mit schnellen, leichten Erklärungen nicht geizenden Populärwissenschaft unter anderem George Lucas zu „Star Wars“ inspiriert und Nick Murphy zu „Run Fast Sleep Naked“. Im Interview erklärt Nick Murphy auch, dass er durch die Lektüre von Campbells Theorien über den Künstler als modernen Schamanen gelernt hat, dass der Mensch alle Orientierungslosigkeit mit einer Frage bezwingen kann, die da lautet: woran glaube ich?

Dass Nick Murphy für sich nicht als Antwort Ambivalenz und Komplexität gefunden hat, hört man auf den Songs von „Run Fast Sleep Naked“, die - wie es sich für einen Suchenden gehört - entstanden sind, als Nick Murphy mit Gitarre und Mikro auf Weltreise war.

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