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Ausschnitt aus dem Film "Muttertag": Mann mit Pistole im Supermarkt

Geco Tonwaren / Hoanzl

„Muttertag“, ein moderner Klassiker des österreichischen Kinos wird 25!

Die FM4 Schnitzelbeats widmen sich dem Kultfilm und dem dazugehörigen Soundtrack.

Von Al Bird Sputnik

Wer sich nicht mehr erinnern kann: „Muttertag“ war der Name einer äußerst erfolgreichen schwarzen Komödie von Harald Sicheritz, die in der Retrospektive als Blaupause des österreichischen Kabarett-Films („Freispiel“, „Hinterholz 8“ usw.) gewertet werden kann. Basierend auf dem gleichnamigen Bühnenstück des Wiener Kleinkunst-Ensembles Schlabarett, verhalf der Film seinen DarstellerInnen einst zum Durchbruch: Eva Billisich, Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler und Reinhard Novak. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums wird der Soundtrack nun erstmals auf LP – in limitierter Auflage und roten Vinyl – veröffentlicht.

FM4 Schnitzelbeats: Interview mit Peter Janda, Filmkomponist von „Muttertag“

In der aktuellen Ausgabe der FM4 Schnitzelbeats zu hören: Ausschnitte aus einem Interview mit dem Musik-Produzent und Filmkomponist Prof. Peter Janda, der im Jahr 1993 für das Entstehen der „Muttertag“-Filmmusik verantwortlich war.

Peter Janda in seinem Studio

Trah Rock Archives

Peter, du hast deine Musikerlaufbahn Mitte der 1970er-Jahren als Organist der Progressive Rock-Band Orange Power gestartet. Wie bist du zum Film gekommen?

Es gab eine lebhafte Szene in Österreich und Zusammenarbeiten mit einzelnen Regisseuren haben sich immer wieder ergeben. Ich bin da irgendwann hineingewachsen. Genau genommen ist Filmmusik eine untergeordnete Kunstgattung, die im Idealfall möglichst unauffällig sein sollte. Das heißt, eine gute Filmmusik zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie die Dramaturgie nicht stört und keine zu große Aufmerksamkeit auf sich lenkt, sondern der „emotional Guide“ zum Film ist, den du unterbewusst wahrnimmst. Und das ist mir damals, glaube ich, immer wieder recht gut gelungen.

Wie kam es zu der Kollaboration mit dem „Muttertag“-Regisseur Harald Sicheritz?

Das hat sich aus der damaligen Szene heraus ergeben. Harald Sicheritz ist ja auch der Bassist von Wiener Wunder. Wiener Wunder war auch schon die Band im Film „Müllers Büro“ (1986), für den ich – gemeinsam mit Lothar Scherpe und Freddy Gigele – ebenfalls die Musik gemacht habe. Das war eine Szene, in der man sich kannte. Dann hab’ ich mit Wiener Wunder die Single „Loretta“ produziert. Und aus dieser ganzen Szenerie heraus hat sich das dann ergeben: OK, wir machen die Musik zu „Muttertag“. Wieder mit Wiener Wunder.

"Muttertag"-Filmplakat

GECO Tonwaren/Hoanzl

Neben Wiener Wunder sind etliche wesentliche Protagonist*innen der heimischen 80er- und 90er-Musikszene in den Filmsoundtrack eingearbeitet. Fangen wir mal beim Titeltrack an.

Harald hat gemeint, „Muttertag“ muss die Barbara Spitz singen. Sie ist ja in London aufgewachsen und wenn du genau hinhörst, singt sie nicht „Muttertag“ sondern eher „Muttertog“ (lacht). Also ich finde, das ist irrsinnig gut gelungen.

Der Roland Neuwirth war wiederum eine Idee meinerseits. Der konnte dieses „Alles ned woar“ richtig authentisch bringen. Ich habe mit dem Roland zuvor schon die LP „Guat drauf“ produziert. Da gab es einige Titel, die stilistisch in diese Richtung gegangen sind.

Mandy von den Bambis in "Muttertag"

GECO Tonwaren/Hoanzl

Mandy von den Bambis war klar, weil wir gesagt haben, wir wollen so einen richtigen Schlager-Sound der 60er-Jahre hinbekommen. Vom Arrangement und der Stilistik. Die Nummer hieß „Hand in Hand am Palmenstrand“, da war der Mandy die erste Wahl. Ich habe ihn angerufen und gefragt: „Kannst Du Dir das vorstellen?“ Und er hat gesagt: „Ja, ich komm gern vorbei“. Er ist dann im Studio gestanden und hat die Nummer gesungen und es war wirklich so, wie damals in den 60er-Jahren.

Der große Musik-Anteil im Film „Muttertag“ ist auffallend. Wie auch schon bei „Müllers Büro“ unter der Regie von Niki List.

Es war so, dass es damals eine große Affinität zwischen einzelnen Film-Regisseuren und der Musikszene gegeben hat. Und Niki List und Harald Sicheritz sind sich des Stellenwerts der Musik damals schon sehr bewusst gewesen und haben das ganz zentral in ihren Filmen eingesetzt. „Malaria“, „Müllers Büro“, „Muttertag“, das waren ja richtige Musikfilme. Da wurden die Szenen wirklich musikalisch ausgekleidet und eine Nummer ist der anderen gefolgt. Aus heutiger Sicht wirkt das Ganze sogar etwas überbordend. Aber das war eben damals eine Stilistik, die eine Menge Leute ins Kino gebracht hat.

"Muttertag" (LP)

GECO Tonwaren/Hoanzl

Wie kam es zur aktuell erschienenen „Muttertag“-Jubiläumsedition?

Die Premiere von „Muttertag“ war im Dezember 1993 in Salzburg. So richtig losgegangen ist es dann mit dem Film aber erst im Jahr 1994. Ich hab dann im vorigen Jahr darauf hingewiesen, dass man zum 25-jährigen Jubiläum etwas machen könnte und sollte. Und das wurde relativ positiv aufgenommen, sowohl von Harald Sicheritz als auch von Hoanzl. Und da haben wir uns Anfang des Jahres zusammengesetzt und jetzt gibt’s das Ganze eben auf Vinyl und auf CD, wobei auf der CD noch etliche Wort-Gimmicks dazugekommen sind. Also die ganzen Sager aus dem Film, die über die Jahre zu Standards geworden sind, sowas wie „I sag’s glei’, I hab mi ned auf den Willi g’setzt“ (lacht).

Lukas Resetarits in "Muttertag"

GECO Tonwaren/Hoanzl

Out now! Wiener Wunder- „Muttertag“ (LP/CD), erschienen bei GECO Tonwaren/Hoanzl.

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