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Die Vielen

Michaela Pichler

Die österreichische Kulturszene wehrt sich öffentlich gegen Schwarz-Blau

Heute startet in Österreich die Initiative „Die Vielen“ – ein Bündnis österreichischer Kulturschaffender, das sich klar gegen den restriktiven Kurs der Regierung positioniert.

Von Michaela Pichler

Unter dem Motto „Solidarität statt Privilegien! Es geht um Alle! Die Kunst bleibt frei!“ solidarisieren sich bisher mehr als 270 Unterzeichner*innen aus der österreichischen Kulturlandschaft, darunter Institutionen wie die Wiener Festwochen, das Donaufestival, das WerkX, die Diagonale, Ars Electronica, das Forum Stadtpark Graz oder die Universität Mozarteum Salzburg. Die Initiative „Die Vielen“ sieht die Freiheit der Kunst und Kultur in Österreich bedroht: Nicht nur durch die Kürzung von Fördergeldern, Zensurmaßnahmen oder das politisch motivierte Einsetzen unqualifizierter Personen in wichtigen Funktionsposten.

Die Causa Odin Wiesinger ist für letzteres für das Bündnis das jüngste Beispiel. Wiesinger ist nicht nur als Norbert Hofers Lieblingsmaler bekannt, sondern auch für seine deutschnationale Gesinnung, seine Burschenschafter-Vergangenheit und seine Nähe zu rechtsextremen Medien. Die FPÖ hat Odin Wiesinger für den oberösterreichischen Landeskulturbeirat nominiert. Regierungsschritte wie diese sind es, die „Die Vielen“ laut aufschreien lässt. In der „Erklärung der Vielen“ heißt es folgendermaßen:

"Wir, die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen

  • fördern und suchen den Dialog, bieten aber kein Podium für biologistisch-rassistische, völkisch-nationalistische Propaganda und wehren allen Versuchen, Kunst und Kultur zu instrumentalisieren;
  • führen kritische Auseinandersetzungen, um Strategien zu entlarven, die demokratische Grundwerte untergraben;
  • stehen gegen eine Politik der Abwertung und Ausgrenzung;
  • wehren der Verrohung und Entmenschlichung der Sprache;
  • verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme oder rechtspopulistische Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden;
  • verpflichten uns zur Solidarität mit Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen, die durch Hetze und Diffamierung unter Druck gesetzt werden."

Die Initiative „Erklärung für Alle“ möchte deshalb mehr als nur einen rein symbolischen Akt bezwecken. Durch das Bündnis soll Raum für ein bundesweites Netzwerk geschaffen werden, das sich aktiv gegen restriktive Maßnahmen der Regierung einsetzt. Als erste Aktion der Initiative wird die Teilnahme mit einem „Glänzenden Block“ an der europaweiten Großdemonstration „Ein Europa für Alle“ am 19. Mai angekündigt.

Die Initiative „Die Vielen“ wurde 2017 in Deutschland ins Leben gerufen und tritt mittlerweile als europaweiter Solidaritätspakt für die Freiheit der Kunst und Kultur grenzübergreifend in Erscheinung.

Die stellvertretenden Unterzeichner*innen und Initiator*innen, die sich in der Pressekonferenz präsentieren, kommen aus der bildenden Kunst, aus Literatur, Theaterbetrieben und Bildungsinstitutionen. Sie tragen goldene Buttons und sprechen über über die Wichtigkeit der bevorstehenden EU-Wahl, rechtsextreme Einzelfälle oder den „immer lauter polternden Rechtsruck“ in der österreichischen Gesellschaft.

„Wir stehen an der Kippe“, sagt Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren. „Wir haben es plötzlich mit einem umfassenden Problem zu tun. ‚Wir‘ - oder ‚Die Vielen‘ - heißt in dem Fall alle, die aus der Kunst- und Kulturszene kommen und es gewöhnt sind, sich vertiefend mit den Dingen zu befassen. Und das tun wir. Was wir bisher aber nicht getan haben bzw. zu wenig oder zu wenig gemeinsam getan haben, ist, sich endlich einmal gemeinsam hinzustellen und zu sagen: Mit uns nicht! Es steht zu viel auf dem Spiel.“

Zum Abschluss der Pressekonferenz zitiert Mit-Initiatorin und Schriftstellerin Gerhild Steinbuch ihren Kollegen Thomas Köck: „Kunst interessiert nicht, woher ihr herkommt, wie ihr aussieht oder mit wem ihr ins Bett geht. Kunst bleibt viele, Kunst bleibt frei und Kunst bleibt dreckig. Wir sind Viele – jede und jeder einzelne von uns!“

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