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Wieso Magic mehr ist als nur ein Kartenspiel

Im Wiener Spielraum geht es seit 15 Jahren um ein und dasselbe Kartenspiel: Magic the Gathering. Wie kann das sein?

Von Felix Diewald

Ein Samstag in der Otto-Bauer-Gasse 17 im sechsten Bezirk Wiens. Im Spielraum, einem weitläufigen, orange gestrichenen Geschäftslokal, sitzen sich dutzende Magic-Spieler und Spielerinnen auf Bierbänken und -tischen gegenüber. Sie spielen ein Turnier gegeneinander.

Einer der Spieler ist Philipp. Er ist 34, Fantasy-Fan und Produktionsleiter. Vor zwei Jahren hat Philipp begonnen, Magic zu spielen. “Es ist nervenaufreibend”, sagt er. „Du sitzt einem gegenüber und überlegst: Was kann er in der Hand haben? Und du musst drei oder vier Züge vordenken.”

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Wie Schach & Poker gemeinsam

Das Kartenspiel Magic the Gathering gibt es seit 1993. Die Regeln haben sich seitdem kaum verändert und sind in ihren Grundzügen schnell erlernt. Zwei Spieler mit jeweils 20 Lebenspunkten treffen aufeinander und bringen Monster und Zauber ins Spiel. „Magic ist eine Mischung aus Schach und Poker”, sagt Emanuel Burtscher, der Gründer vom Spielraum. “Einerseits besitzt es die Spieltiefe von Schach und andererseits, durch das Ziehen der Karten, die Zufälligkeit von Poker.” Das Spiel gehört der Firma Wizard of The Coast, einem Tochterunternehmen von Hasbro. Wizard of The Coast hat das Monopol auf Magic-Karten.

Emanuel gründet 1999 den ersten Spielraum in Salzburg, um mit anderen Menschen das Brettspiel Siedler von Catan zu spielen. Später fokussiert er sich auf Magic und eröffnet 2004 die Filiale in Wien. Oft wird Emanuel gefragt, ob er mit dem Spielraum und Magic überhaupt Geld verdient.

2 Millionen Euro Umsatz mit Magic

„Wir haben mittlerweile 18 Mitarbeiter und auch unser Jahresumsatz ist kein Geheimnis: der beträgt mehr als 2 Millionen”, sagt Emanuel dann in staunende Gesichter. Eintritt bezahlt man im Spielraum jedoch nicht, wer Magic spielen will, kann einfach so vorbeikommen. „Wir leben rein vom Verkauf der Karten”, sagt Emanuel. Und das funktioniert so: Man kann sogenannte Booster-Packs kaufen, mehrere Karten abgepackt in Plastikpackerl, die jeweils ein paar Euro kosten, wie die Fußballsticker zu jeder WM.

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Außerdem kommt alle drei Monate eine neue Magic-Edition mit neuen Karten heraus. Dann veranstaltet der Spielraum Turniere, wo die neuen Karten schon zu Mitternacht gespielt werden können. Bis zu 500 Spieler und Spielerinnen treffen sich dann und Emanuel muss zusätzliche Räume anmieten. Wie können sich so viele Menschen in Wien für ein Kartenspiel begeistern, das es in fast derselben Form schon seit 1993 gibt? „Magic”, sagt Emanuel, „wird auch dann nicht fad, wenn du es schon viele Jahre lang spielst.“

Selbes Spiel, neue Karten

Denn durch die ständig hinzukommenden neuen Karten verändert sich das Spiel immer wieder. „Es geht nicht um die einzelnen Karten”, sagt Emanuel, „sondern um deren Wirkung aufeinander. Und es geht darum, wie ich mein Deck, also meinen Kartenstapel, möglichst effektiv zusammenstelle.” Aber nicht nur die Strategie ist wichtig, viele kommen auch wegen des sozialen Aspekts des Spiels in den Wiener Spielraum.

Wenn du Magic ausprobieren willst, kannst du das zum Beispiel auch hier:

  • Klagenfurt: Hive Games
  • Salzburg: Gamers Finest
  • Linz: DCI Magic Shop.
  • Graz: Rieger-Puchebner

Christopher etwa ist 34, Kreativmanager und Karatetrainer. Schon vor 23 Jahren hatte er zum ersten Mal Magic-Karten in der Hand. „Das Spiel”, sagt Christopher, „heißt ja Magic THE GATHERING. Und so ist es auch: Wir alle im Spielraum sind fürs Magic-Spielen gekommen, aber fürs Gathering (fürs Zusammenkommen, Anm.) geblieben.” Christopher hat zwei seiner besten Freunde beim Magicspielen kennengelernt. Produktionsleiter Philipp mag, dass in der Community „alle Altersgruppen und Berufsschichten zusammenkommen.” Bei Miriam, einer 19-jährigen Studentin, spielen “alle” im Umfeld Magic. „Es ist ein Teil unserer Freundschaft geworden. Es verbindet uns.”

Magic gibt es nicht nur als Kartenspiel, sondern auch für den Computer: Magic Arena. Die meisten, die an diesem Tag im Spielraum sind, spielen auch zuhause Arena. „Aber hier”, sagt Philipp, „redet man miteinander, kann sich nachher auf ein Bier setzen, das ist das Schöne: Man hat wen.” Auch Studentin Sabi spielt lieber face to face. „Du hast nicht die ganze Zeit einen Bildschirm vor Augen.” Karatetrainer Christopher: „Durch Magic hast du mit anderen Menschen Kontakt und kannst – im schlimmsten Fall – auch ein Sozialleben ‘bekommen’.”

Was an diesem Samstag im Spielraum auffällt: Es spielen kaum Frauen Magic. Das bestätigt auch die Studentin Sabi. Bei ihrem letzten Turnier war sie die einzige, sonst sind „vielleicht drei andere Frauen dabei.” Es stört sie nicht, oft die einzige Frau zu sein. “Man ist halt wirklich eine Seltenheit”, sagt sie. Sabi erzählt, dass es schwierig ist, andere Frauen für Magic zu begeistern. Wieso das so ist, weiß sie selber nicht.

Für die Menschen im Spielraum ist Magic weit mehr als nur ein Kartenspiel. Was Karatetrainer Christopher vom Spiel fürs Leben gelernt hat? Dass man die Scheuklappen ablegen soll. „Ich habe viele Menschen durch Magic kennengelernt, mit denen ich sonst aufgrund von Arbeit, Leben oder sozialem Status nie zusammengekommen wäre. Das habe ich von Magic gelernt: Du kannst aus jeder Schicht Freunde finden. Lass die Vorurteile weg und sag: Komm, wir spielen jetzt eine Runde Magic.”

Magic-Spezial in der Homebase und im FM4 Spielekammerl

Am Donnerstag Abend sendet FM4 in der Homebase ein Doppelfeature über den Spielraum und Magic the Gathering. Spielraum-Gründer Emanuel Burtscher ist ebenfalls in der aktuellen Folge des FM4-Spielekammerls zu Gast und wird ab 17:00 live mit uns spielen.

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