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„John Wick: Chapter 3“: Welcome to Actionporn

Wie kann man eine erfolgreiche Killersaga steigern? Mit noch mehr Kopfschüssen aus nächster Nähe. „John Wick: Chapter 3 - Parabellum“ stellt manche Keanu Reeves Fans auf eine harte Probe.

Von Christian Fuchs

Es gibt Porno-Regisseure, die wollen sich mit den üblichen nackten Tatsachen nicht abfinden. Also überlegen sie absurde Dinge, die man mit menschlichen Körpern anstellen könnte. In einem Actionporn-Film wie „John Wick: Chapter 3 - Parabellum“ stehen die Produzenten vor einem anderen Problem. Um auch etwas abgestumpfte Genrefans ins Kino zu locken, gilt es kreative neue Wege zu finden, wie man einen Körper zerstören kann.

Die 8 besten Filme mit Keanu Reeves

Wer sich das Gewaltspektakel „John Wick - Chapter 3“ nicht antun will: Hier sind einige Pflichtfilme mit Keanu Reeves.

Das diesbezügliche Alleinausstellungsmerkmal im dritten Teil der Killer-Saga sind Kopfschüsse aus allernächster Nähe. Wieviele Gegner John Wick auf diese Weise exekutiert, lässt sich nur erahnen. Aber es sind eine ganze Menge. Jeder Kopfschuss wird dabei ein wenig anders inszeniert, ist aber stets von digitalen Blutspritzern begleitet.

Weil es wirklich nur eine bestimmte Anzahl solcher Tötungsszenen gibt, bevor auch sensiblere Zuseher abstumpfen, bietet „John Wick 3“ auch zahlreiche knochenharte Kung-Fu-Kämpfe, eine Verfolgungsjagd durch das nächtliche New York, bei der Keanu Reeves im Titelpart schießend auf einem Pferd sitzt und Kampfhunde im Martial-Arts-Einsatz. Es gibt auch Spurenelemente einer Story. Nachdem Mr. Wick die mysteriöse Geheimgesellschaft der Auftragskiller betrogen hat, wird ein Kopfgeld in der Höhe von 14 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Jedes Hitgirl und jeder Hitman macht sich natürlich sofort auf die Suche nach dem Ausgestoßenen,

Filmstills aus John Wick 3

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Maschinelle Action, schwülstige Mythologie

Ja, die Gewaltszenen in „John Wick: Chapter 3 - Parabellum“ sind perfekt choreografiert, beeindruckend ausgeleuchtet und mittels greller Farbdramaturgie überstilisiert. Viel mehr hat der Film aber auch nicht zu bieten. Wenn sich das jetzt moralisierend und wie ein Fundamental-Angriff auf das zeitgenössische Actionkino anhört, dann stimmt das nicht ganz.

Denn der Beginn der blutigen Serie anno 2014 funktionierte innerhalb des Genres noch ziemlich gut. Weil russische Mafiosi darin den Hund des verwitweten John Wick umbringen, läuft der mysteriöse Ex-Killer Amok. Der Film lebt von einem Kontrast, mit dem der einstige Indie-Akteur Keanu Reeves vor allem auch in Streifen wie „The Matrix“ oder „Speed“ begeistert hat: Ein Schauspieler mit ewig androgynem Appeal und der Aura eines Stoner-Dudes schlüpft in eine Rolle, die lange muskelbepackten Klischeemachos vorbehalten war. Fast im Alleingang revolutionierte Keanu Reeves mit seinem speziellen Charisma, fern von groben Stereotypen, so den Actionfilm.

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In „John Wick 3“ wirkt der Auftritt des Hauptdarstellers nicht mehr wie eine ironisch angehauchte Brechung. Zu ausdruckslos läuft, fightet und schießt sich Keanu durch das Szenario, die Überfülle an Gegner*innen verleiht den Kämpfen etwas Maschinelles. Wenn der Mittfünfziger dann etwa gegen ein akrobatisches philippinisches Killerduo antritt (die direkt aus dem Action-Meisterwerk „The Raid2“ stammen) oder gegen die legendären Martial-Arts-Legende Marc Dacascos, dann wird es fast ein bisschen peinlich. Sicher, Keanu Reeves schlägt sich verdammt gut, im wahrsten Sinn des Wortes. Aber die genannten Auseinandersetzungen erinnern doch an das ikonische Duell zwischen Chuck Norris und Bruce Lee. Nur, dass der tumbe Amerikaner im Fall von „John Wick 3“ stets gegen die grazilen Asiaten gewinnt.

Was die Sache nicht gerade besser macht, ist die Mythologie hinter der Reihe, die nun vollends in den Mittelpunkt rückt. Der ständig beschworene pathetische Ehrenkodex der Auftragskiller, die schwülstigen dazugehörigen Wortbrocken, die sich (prinzipiell wunderbare) Darsteller*innen wie Halle Berry, Ian McShane and Lawrence Fishburne gegenseitig zuwerfen, die übertrieben stylischen Settings, in den die Geheimgesellschaft konferiert, all das nervt fast noch mehr als das lächerliche Universum hinter den „Matrix“-Sequels.

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Trotz all dem fragwürdigen Actionporn kann man Keanu Reeves einfach nicht böse sein. Wenn er in einer britischen Talkshow über „John Wick: Chapter 3“ spricht, wirkt die gute Laune ansteckend. Der gewohnt schrullige Kerl, dessen bubenhafter Charme immer noch vollkommen intakt ist, freut sich euphorisch über sein Comeback in die erste Hollywood-Liga. Es sei ihm gegönnt, wir vom Team Keanu haben in seiner Karriere auch über andere seiner Machwerke konsequent hinweggesehen.

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