FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Manic Youth

Markus Wapp

fm4 soundpark weekly

Neues von Manic Youth, RACCOON Rally, Avec u.v.m.

Die österreichische Musikwoche: Was sich neben dem Bilderbuch’schen Live-Wahnsinn in Schönbrunn sonst noch ereignet hat.

Von Lisa Schneider

Sie haben es also getan, und das nicht nur ein-, sondern zweimal. Bilderbuch haben ihre Bühne (deren alleiniges Equipment in sage und schreibe 25 LKWs gepasst hat) vor dem Schloss Schönbrunn in Wien aufgebaut und da gespielt, wo vor ihnen nur eine kleine handvoll Bands gestanden haben - Air und Lenny Kravitz gehören dazu. Für den ersten fantastischen Abend hat Katharina Seidler diese Worte gefunden.

Bilderbuch Open Air Konzert in Schönbrunn

Josef Beyer

Und auch andernorts wird schon mal resümiert, in Erinnerungen geschwelgt und sich auf nächstes Mal gefreut: etwa in Dornbirn, nach der fünften Ausgabe des Dynamo Festival. Gerade ist nämlich dieses schöne Aftermovie der heurigen Ausgabe, unter anderem mit Pressyes, Hearts Hearts, Mavi Phoenix und Granada, veröffentlicht worden:

Traditionsgemäß war die letzte Woche natürlich aber auch wieder voller neuer Musikvideos aus Österreich. Eine kleine Auswahl.

RACCOON RALLY: „Deep Water Bay“

In einer Welt, in der man Liebesbriefe nicht an das romantische Gegenüber, sondern an die Liebe seines Gaumens, des Pizzaverkäufers, schreibt - dort leben Raccoon Rally. So zumindest lässt es sich nach Erzählungen von Sänger, Songschreiber und Bandgründer Tom Gal erklären, ein Ungar, der vor sechs Jahren nach Wien gezogen ist. Abgeschürfter, verschnuddelter Lo-Fi-Pop in schönster DIY-Manier, ganz so, wie man es im neuen Video zu „Deep Water Bay“ auch über den Bildschirm flackern sieht.

Das Video entsteht mit Freunden von Tom, in seiner ehemaligen Wohnung, die so schön nah am Pizzalokal seines Vertrauens gebaut war. Danke an die Neumieter, danke aber vor allem an den Flair, die Freundschaft und die Musik, die dort entstanden ist. So gemütlich im Takt genickt hat man womöglich zuletzt beim neuen Album von Mac DeMarco. Der würde seine Salad Days für eine gute, knusprige Margarita sicher links liegen lassen.

Im Herbst gibt’s mit neuem Album von Raccoon Rally noch mehr Oden und Gelüste vereint.

Playing Savage: „I love myself“

Der Freudentaumel, der einsetzt, wenn man von innen heraus leuchtet. In gewohnter Funk-Rock-Schreibart macht sich Playing Savage das Robyn’sche Großmotto „I keep dancing on my own“ zu eigen und lobt und liebt vor allem einmal sich selbst. „I love myself“ ist das Statement, darunter gurrt ein saftiger Beat, subtile Ablehnungshaltung und lautes Lachen ins Gesicht aller Neider.

Das passt nicht nur gut zum Sommer und den aufkommenden, selbstzerstörerischen Gedanken der Bademodesaison: Selbstliebe statt Selbstoptimierung. Schwierig in Zeiten von Instagram, das kann man gerüchteweise aber auch ganz einfach entabonnieren.

Miblu: „Boy“

Zwiebel, Zitronen, Weintrauben. Fleisch, Fisch, die ganze pompöse, gedeckte Tafel: So muss ein Morgen danach aussehen. Klavierspiel und Beat sitzen - das Make-Up natürlich nicht mehr. Auch die Haare sind verstrubbelt, als Miblu zu den ersten Zeilen ihres neuen Songs „Boy“ ansetzt. „I look into your caramel eyes and it makes me wonder / if I could trust you down deep inside.“ Was ist da passiert, über Nacht, zwischen all der Völlerei und der großen Pomp-Party?

Eine handvoll der besten Musikvideos enden mit großen Essensschlachten, in denen die Mahlzeiten zur ungustiösen Waffe wird. Glibbernder Pudding, zerquetscht, Torte, verschmiert. Travis stehen da etwa mit ihrem Video zur Single „Sing“ ganz oben auf der Liste.

Bei Miblu aber wird ganz am Schluss noch das letzte Stückchen Unrat, Dreck, Tragödie des Vorabends grazil mit dem Messer aus den Zähnen gepult. Weg mit dem „boy“ und her mit dem neuen Leben.

Manic Youth: „Gold“

I’m a 90ies bitch“ - guter Spruch, und gute Beschreibung von Manic Youth, einer jungen Wiener Dreampop-Rasselbande, die ihre Zelte am besten artgemäß im Gürtel-, Gitarren- und Indietraditionslokal B72 aufschlägt. Wer die Maßstäbe der Gallagher-Brüder so verinnerlicht hat und Nada Surf im Gig-Ankünder zitiert („Always Love“, natürlich), muss Songs wie „Gold“ schreiben: Nostalgisches Zurückschielen in eine Ära, in der unsauber das neue schick war. In der man auf Wunsch lieb gepöbelt und die geradlinige Melodien unter Extremsaitenschrammeln versteckt hat.

„Gold“ also, eine Ode mehr an die Helden der großen Britpop-Ära, und trotzdem angenehm zeitgemäß. Alle Moden kehren wieder, das Gespür für den richtigen Moment muss man halt haben: der könnte mit dem 31. Mai zusammenfallen, da erscheint nämlich das Debütalbum von Manic Youth. Es heißt „Frail“.

Avec: „Over Now“ (Live @WUK Wien)

Und weil es letztes Mal an dieser Stelle ein Livevideo (Farewell Dear Ghost) zu sehen gab, wieso nicht einmal mehr: Gerade eben hat Avec eine Liveaufnahme ihres Songs „Over Now“ veröffentlicht. Aufgenommen letzten Oktober im Wiener WUK.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Zwischen Dramatik und Trompete: Queen Leer haben einen weiteren Song ihres Debütalbums „Dreams Pyre“ mit Video untermalt: „Dearest Meadows“.
  • In der österreichischen Musikszene ist nicht nur auf der Bühne, sondern natürlich auch dahinter viel los: Um das festzuhalten, hat Valentin Geiseder von Spoon Agency jetzt einen Podcast gestartet. Er widmet sich aktuell den Erfahrungen österreichischer Musikmanager*innen und soll noch weiter ausgebaut werden.
  • Der Award für die beste Kopfbedeckung (ist es eine Krone?) wechselt diese Woche von Wolfgang Möstl zu Wurst: Pomp, Tüll und Königinnenanleihen im neuen Video „To The Beat“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger kleine musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Experiment, Soundzerlegung, Sampling und Pop: der Wiener Produzent Velar Prana legt sein Debütalbum „Conflate“ vor. Am 28. Mai wird das gebührend im Wiener Fluc gefeiert.
  • Vielleicht ist es auch einfach ein trotziges Beharren auf diesen künstlerischen Strategien wo ich sage: Ok, darum geht’s mir“, sagt Andreas Spechtl über den Titel seines neuen Albums „Strategies“. Vielleicht ist es aber auch nur sein kongruentestes Popalbum seit langem. Beides gut.
  • Fuzzman und Pauls Jets interpretieren im Video zum Song „Ich tachinier“ das Ibiza-Video auf ihre Weise. Sehr amüsant, sehr sehenswert.
  • Wenn Mira Lu Kovacs nicht erst wie letzte Woche am C’est La Mü Festival in Oslip mit ihrer Band My Ugly Clementine spielt, lässt sie großartige Pressefotos für ihre andere Band, 5K HD anfertigen - oder kündigt, wie diese Woche, auch gleich deren neue Tour an. Unter anderem werden sie live am 29. Oktober in der Wiener Arena zu sehen sein.
  • The Base schließen mit dem Video zur Single „Simoom“ ihre „Disco-Bazaar“-Phase ab. Im Herbst gibt’s neues Material, Gerüchten zufolge sogar in schöner Doppel-Vinyl-Ausgabe.

Zur Soundparksendung vom letzten Sonntag zitiere ich meinen Kollegen Christian Pausch:

"Eine Soundpark-Sendung, die ein wahrgewordener FM4-Patchwork-Traum ist: Lisa Schneider interviewt die vorarlbergische Band THE HOLY SPIRIT OF NOTHING, Stefan Trischler spricht mit DIDI KERN und PHILIPP QUEHENBERGER, bei Dalia Ahmed spielen FARCE und ROJIN SHARAFI live im Studio, bei Thomas Edlinger spricht ANDREAS SPECHTL über sein neues Album „Strategies" und Al Bird Sputnik präsentiert uns eine neue lehrreiche Folge FM4 SCHNITZELBEATS. Außerdem: Ibiza-Gate geht auch an den österreichischen Musiker*innen nicht spurlos vorbei - der Fernseh-Remixer KURT RAZELLI, der Liedermacher WIENERZUCKER und die Songwriterin LENA MARIA haben dem Thema bereits Lieder gewidmet, sie alle werden in dieser Sendung vorgestellt. Schalten Sie ein, back to the island!

Nachzuhören hier:

Diskutiere mit!

Aktuell: