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Quentin Tarantino in Cannes

APA/AFP/Sébastien BERDA

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Filmfestival von Cannes: Palmauftrieb, die 72e

Das 72. Filmfestival von Cannes ist vorbei – und es war einmal mehr eine großartige Kombi aus Substanz und Schaumschlägerei, aus Kunst und Kommerz, aus Schönheit und Schatten.

Von Gini Brenner aus Cannes

Ich hab ihn ja gestern schon in der Morning Show gefeiert – aber dass die schräge, clevere Satire „Parasites“ des koreanischen Regisseur Bong Joon Ho tatsächlich die Goldene Palme gewinnt, das hätt ich mir nicht träumen lassen. Hut ab vor der Festivaljury unter Alejandro Gonzéles Iñárritu, dass sie sich für dieses durchgeknallte und auf so many Levels innovative Stück Kino entschieden haben. Es geht hier nämlich um so viel mehr als vordergründige Sozialkritik. Und freut euch, es gibt auch schon einen Verleih für Österreich, also ein Kinostart ist gesichert. Hingehn, anschaun!

Regisseur Bong Joon Ho in Cannes

APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON

Der koreanische Regisseur Bong Joon Ho gewann die Goldene Palme für „Parasites“.

Nicht alles Gold, was glänzt

Leer ausgegangen ist dafür Quentin Tarantinos „Once Upon A Time in Hollywood“. Unerwartet, denn seine lang erwartete Ode an die Glanzzeit der Traumfabrik war einer der Favoriten auf der Croisette. Aber vielleicht war sein 2-Stunden-40-Epos mit den alternden Superstars Brad Pitt und Leo DiCaprio in der Hauptrolle und einer doch recht konventionell erzählten Story der Jury einfach zu vorhersehbar. Das Kino ein bissl neu erfunden, wie einst mit „Pulp Fiction“ oder auch „Jackie Brown“ hat er damit nicht.

Ebenfalls keine Preise gabs für Terrence Malicks „A Hidden Life“, der Verfilmung der Geschichte des erzkatholischen Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter, mit August Diehl und der superen Valerie Pachner („Der Boden unter den Füßen“) in den Hauptrollen. Und das passt so, find ich, denn auch wenn Herr Malick ein wenig von seinem Cine-Narzissmus-Trip zurückgekehrt scheint (aka man hat eine ungefähre Idee, was er erzählen will), ganz geglückt ist sein Film nicht. „Sound of Music for Intellectuals“ hat wer geschrieben, und das triffts recht gut.

Die Quote kommt, ob ihr wollt oder nicht

In der Jury gabs dieses Jahr tatsächlich fast Parität – Unter erwähntem Jury-Präsidenten Iñárritu waren es vier Filmemacherinnen und vier Filmemacher, die die Entscheidungen über die Palmenvergabe trafen. Im Wettbewerb allerdings gab es nur vier Filme von weiblichen Regisseurinnen, und wenn man sich ansah, was sich da sonst für, uh, Schas fand (Abdellatif Kechiche, looking at you), dann ist da noch sehr viel Luft nach links oben.

Emily Beecham in Cannes

APA/AFP/Alberto PIZZOLI

Emily Beecham wurde für ihre Rolle als getriebene Wissenschaftlerin in „Little Joe“ ausgezeichnet.

Um so größere Freude daher für den Darstellerinnenpreis für Emily Beecham für ihre Rolle als getriebene Wissenschaftlerin in Jessica Hausners „Little Joe“, der erste Film einer österreichischen Regisseurin in Competition. Und natürlich für den Grand Prix der Jury für Mati Diops „Atlantique“ – der allererste Film einer afrikanischen Regisseurin im Wettbewerb. Und das war definitiv keine „Political Correctness“-Entscheidung: Dieses Mystery-Dokudrama, das ganz zu Beginn des Festivals lief, hält einen bis zum Schluss gefangen. Keine leichte Aufgabe bei dem bunten Irrsinn, der sich hier täglich abgespielt hat.

Die französische Schauspielerin und Regisseurin Mati Diop in Cannes

APA/AFP/Alberto PIZZOLI

Die französische Schauspielerin und Regisseurin Mati Diop gewann eine Trophäe für ihren Film „Atlantique“.

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