Sinkane sind der FM4 Artist Of The Week

Mit Sinkane veröffentlicht Ahmed Gallab nun sein siebtes Studioalbum „Dépaysé“ und es erscheint zur genau richtigen Zeit.

Von Dalia Ahmed

Er war schon Sessionmusiker und Tour-Gitarrist bei den großen Indie-Formationen der Nuller-Jahre und ist Bandleader der Supergroup Atomic Bomb! Band, bei der Künstler*innen wie David Byrne, Alexis Taylor (Hot Chip), Damon Albarn, Amadou & Mariam oder Dev Hynes abwechselnd und immer wieder die Musik des nigerianischen Funk-Musikers William Onyeabor covern. Aber die allerbedeutendste Rolle Ahmed Gallabs ist die als Sinkane mit seiner gleichnamigen Shoegaze, Funk, Prog-Rock und Sudanesischer Folk-Band. All diese Einflüsse kommen aus Ahmed Gallabs Biografie.

Als Sohn einer sudanesischen Uni-Professorin und eines Journalisten floh die Familie Gallab in den frühen 80ern vor der Diktatur Jaafar Nimeirys. Zuerst nach London, wo Ahmed zur Welt kam und ließ sich schließlich nach etlichen Umzügen innerhalb der USA in Columbus, Ohio nieder. Dort verliebte sich der junge Gallab in die lokale Hardcore Punk-Szene und rutschte so als Multi-Instrumentalist in die Aufnahme-Sessions von Formationen wie Yeasayer, Caribou, Of Montreal oder den Born Ruffians.

Ein Missverständnis gab den Namen

Nachdem Gallab ein Weilchen für andere musizierte, mit ihnen auf Tour ging und nach Brooklyn zog, wurde es für ihn Zeit, sein ganz eigenes Ding aufzuziehen. Den Namen Sinkane holte er aus falsch-gehörten Kanye West-Lyrics. In „Never Let Me Down“ rappt Kanye „I’m trying to get us ‚us free‘ like Cinque“ und bezieht sich auf Joseph Cinque, den Anführer der Revolte auf dem Sklavenschiff Amistad. Gallab verstand beim Hören aber „Sinkane“, eine afrikanische Gottheit, die sich in der Folklore der unterschiedlichsten Regionen des Kontinents wiederfindet und so ward der Name des Projekts geboren.

Mit Sinkane veröffentlicht Ahmed Gallab nun sein siebtes Studioalbum Dépaysé und es erscheint zur genau richtigen Zeit. Während das Vorgängeralbum „Life & Livin’ It“ Trump und die diasporische Identität im Allgemeinen knapp nach dem Inkrafttreten des sog. „Muslim Bans“ thematisiert, ist Dépaysé noch viel näher an Gallab und seiner Identität dran. Genau zur Zeit der riesigen politischen Umwälzungen im Sudan, der Heimat seiner Eltern und seinem spirituellen Zuhause, bringt Gallab ein Album heraus, auf dem er zu sich selbst und „seinem Sudan“ findet. Dafür singt er nun auch vermehrt im sudanesischen Dialekt des Arabischen und bezieht sich direkt auf das Land, dessen Kultur und Menschen.

Internationale Einflüsse

Bei Sinkane läuft aber nicht nur textlich Gallabs Biografie zur Liebeserklärung ans „Global Citizen“-Sein zusammen, auch musikalisch kommt eben ganz vieles von überall her zusammen. Deutsche Krautrock-Einflüsse, amerikanischer Jazz, Funk, Shoegaze und Prog-Rock, Pop aus den nördlicheren Bereichen von Subsahara-Afrika und Folk aus dem Sudan, Äthiopien und Somalia. Die Band setzt sich außerdem - neben Frontman Gallab - aus dem chinesischen Gitaristen Jonny Lam, der philippinischen Keyboarderin Elenna Canals, dem trinidadischen Drummer Chris St Hilaire und dem afro-amerikanischen Bassisten Michael „Ish“ Montgomery zusammen. All diese Einflüsse und diese Liebe zum Leben trotz all seiner Verstrickungen und dem Leid, bringen Sinkane bei ihren Liveshows auf die Bühne. Eine Ode an den echten American Dream.

FM4 Überraschungskonzert

Sinkane haben am Mittwoch, den 5. Juni 2019, im Wiener Fluc ein FM4 Überraschungskonzert gespielt und dabei auch die politische Lage im Sudan thematisiert. Hier gibt es den Konzertbericht und Fotos.

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