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Cate Le Bon

Ivana Klikovic

Neuer Art Pop von Cate Le Bon

Faszinierender Art Pop und hübsche Melancholie: das fünfte Album der walisischen Songschreiberin Cate Le Bon.

Von Eva Umbauer

„Reward“, so heißt der Titel von Cate Le Bons fünftem Album. Für Cate Le Bon, die eigentlich Cate Timothy heißt, ist eine „Belohnung“ eher etwas Bedrohliches als etwas Gutes, weil „Belohnung“ viel über die Beziehung zwischen dem gebenden und dem nehmenden Menschen aussagt.

„Reward“, das neue Album von Cate Le Bon, ist beim New Yorker Plattenlabel Mexican Summer erschienen. Label-KollegInnen sind dort etwa Jessica Pratt, Ariel Pink oder der Neuseeländer Connan Mockasin.

Cate Le Bon, diese surrealistische Songschreiberin, zelebriert auf ihrem neuen Album das Kühle. Das Kühle im Stil von großen englischen Bands wie Roxy Music. Oder vielleicht ist diese Empfindung des Kühlen ja nur wegen dem gelegentlich metallischen Percussions-Sound in den Songs.

Aber Cate Le Bon liebt ja auch etwa die Musik von David Bowie, und so führt sie uns mit dem Album-Opener, mit „Miami“, weniger nach Miami als nach Berlin, nämlich in die Zeit, als Bowie in den späten 1970er Jahren dort lebte. Auf eine Weise setzt Cate Le Bon Bowies legendäres „Low“-Album fort. Und wenn Cate das Wort Miami singt, dann klingt das mehr nach „my army“ als nach der Stadt in Florida.

Kühlheit und Melancholie

Die Musik von Cate Le Bon ist insgesamt immer „hübsch“, zumindest beim ersten Hören. Hübsch mit einer gewissen Melancholie - Kühlheit hin oder her, allein schon wegen Cates schöner Stimme und den oft sehr persönlichen Texten wie „Love you, I love you, but you´re not here, you´ve gone“. Einsamkeit, Isolation - selbstgewählt oder erzwungenermaßen. Das ist das Thema am neuen Album von Cate le Bon.

Die Musik von Cate Le Bon ist eigentlich ziemlich komplex, wegen des Saxofons, das Cate gern einsetzt, oder wegen ihres unverkennbaren Gitarrespiels. Ihr neues Album hat Cate Le Bon aber nicht mit der Gitarre, sondern am Piano komponiert, und zwar im nordwestenglischen Lake District, einer wunderschönen Gegend, in der es aber auch ordentlich finster und regnerisch sein kann. Erstmals besaß Cate le Bon hier ein Klavier.

No Fun

Cate Le Bon schreibt oft Melodien wie aus Kinderliedern, aber dahinter lauert das Dunkle. Die Post-Punk-Energie, die sie in der Vergangenheit ausstrahlte, ist beim neuen Album nicht zu spüren. Kontrolle ist angesagt, sich zurücknehmen. Und Hedonismus gibt es infolge auch keinen auf „Reward“. Ja, es gibt gerade nicht so viel Spaß in der Welt, scheint Cate Le Bon gedacht zu haben, als sie ihr neues Album erschuf.

Die neue Single von Cate Le Bon ist Psychedelia-angehaucht und heißt „Home To You“. Cate fragt: „What´s home to you?“. Es geht letztlich um das Nicht-Akzeptiert-Sein. Dazu gibt es ein starkes Video vom in Berlin lebenden englischen Künstler Phil Collins.

Phil Collins fuhr für das unter die Haut gehende Video zu „Home To You“ in die Ostslowakei, wo viele Menschen der Volksgruppe der Roma mehr oder weniger isoliert und unter schlechten Bedingungen leben. Aber Musik eint die Menschen, wenigstens zwischendurch, lässt sie strahlen und Mensch sein.

Cate Le Bon als Produzentin

Cate Le Bon ist Sängerin, Songschreiberin, Gitarristin, aber auch Produzentin. So wurde sie etwa letztes Jahr von der US-Band Deerhunter gebeten, das neue Album der Band zu produzieren. Die Art-Rock-Künstlerin aus Wales und die Artrocker aus den US-Südstaaten nahmen zusammen „Why Hasn´t Everything Already Disappeared?“ auf.

Auf dem neuen Album von Cate Le Bon ist die australische Schlagzeugerin Stella Mozgawa zu hören. Stella trommelt beim L.A.-Quartett Warpaint, und wo Warpaint sind, da ist auch der Gitarrist der Red Hot Chili Peppers, Josh Klinghoffer, meist nicht weit. Josh ist auf „Reward“ ebenfalls zu hören. Stella Mozgawa saß auch schon auf „Crab Day“ am Schlagzeug. Man kennt einander aus Los Angeles, wo Cate Le Bon lebte, bevor sie in den Lake District zog.

Während Cate Le Bon an “Reward“ gearbeitet hat, hat sie übrigens einen Kurs besucht, um Möbeltischlerin zu werden. Dabei ist ein Sessel entstanden, ein minimalistischer, aber gleichzeitig hat er etwas Großes, wie von einem Thron. Er sieht aus wie das neue Album von Cate Le Bon klingt. Die Art-Pop-Musikerin als Kunsttischlerin. Cate beschreibt ihren Sessel so:

„I wanted to reinterpret the record as a piece of furniture. It´s a modest, minimal, functional throne with two black spheres on the back.“

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