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„Godzilla II: King of the Monsters“: Lang lebe der König

„Godzilla II: King of the Monsters“ ist eine bombastische Hollywood-Hommage an 65 Jahre japanisches Kaiju-Kino.

Von Christian Fuchs

Klar, man kann sich zurecht über die erdrückende Markt-Dominanz des derzeitigen Blockbuster-Kinos empören. Oder auch den anstrengenden Spezialeffekte-Overkill kritisieren, der untrennbar zu den großen Eventfilmen dazugehört.

Ein Argument lässt sich gegen aktuelle Bombast-Produktionen wie beispielsweise „Avengers: Endgame“ aber nicht vorbringen: Dass die Macher eigentlich nur an die klingelnden Box-Office-Kassen denken, anstatt an die handelnden Figuren und das dazugehörige popkulturelle Vermächtnis.

Tatsächlich sitzen mittlerweile nicht nur bei Marvel obsessive Freaks und Geeks in führenden Positionen, wenn es um die großen Blockbuster-Universen geht. Schließlich goutiert das Publikum ja mehr und mehr ein Spektakelkino, das neben der Action auch unzählige nerdige Anspielungen, Easter Eggs und Verbeugungen vor obskuren Vorlagen bietet. Die Zeiten, als etwa ein Regisseur wie Roland Emmerich einen „Godzilla“-Film für die Massen präsentierte, der das japanische Erbe der monströsen Titelfigur eiskalt ignorierte, die sind also längst vorbei.

Heutzutage bekommen glühende Fanboys wie Michael Dougherty irrwitzige Summen zur Verfügung gestellt, um ihre entsprechende Kaiju-Begeisterung auf der IMAX-Leinwand auszuleben. Der junge US-Regisseur, gerade mal durch kleinere Horrorfilme aufgefallen, wurde auserkoren, um das MonsterVerse des Warner-Konzerns auf ein neues Level zu holen. Und Dougherty verwandelt das Sequel „Godzilla II: King of the Monsters“ fürwahr in eine gigantomanische Hommage an die 65-jährige Geschichte der japanischen Riesenechse.

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Spielzeugpanzer, Modellbauten und Gummianzüge

Persönliche Anmerkung: Dieser Text ist das Gegenteil von „objektiv“. Schließlich ist der Schreiber dieser Zeilen nicht nur mit Godzilla aufgewachsen. Ich habe auch ein Tattoo mit dem japanischen Godzilla-Logo, einen ferngesteuerten Miniatur-Godzilla, der meinen Balkon bewacht und alle essentiellen Godzilla-Filme im DVD-Regal stehen.

Um die infantil anmutende Begeisterung für eine Filmkreatur zu verstehen, die zerstörerisch durch Großstädte stampft, muss man ins Jahr 1954 zurückgehen. Damals ist Japan noch immer traumatisiert von den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Ein schwarzweißer Monsterfilm versucht die Katastrophe zu verarbeiten. „Gojira“ (zu deutsch: Gorillawal) taucht als todbringender Saurier aus dem Meer, durch Radioaktivität zu gigantischer Größe angewachsen.

Der Film wird zum Riesenerfolg, der legendäre Regisseur Ishiro Honda kann sich seine Kunstfilm-Ambitionen in weiterer Folge abschminken. Immer neue Godzilla-Variationen werden nämlich an die Fortsetzungs-Front geschickt, im Kampf gegen ein absurd wucherndes Ungeheuer-Universum. Bald watschelt der gefährliche Saurier als bizarres Pop-Phänomen durch die Häuserruinen. Anfang der 70er hat sich der atomare Alptraum vollends zum Freund aller Kinder gewandelt und sucht auch österreichische Provinzkinos heim. Godzilla-Filme sind damals ein Manifest für eine wundersame Welt der ferngesteuerten Spielzeugpanzer, detailgetreuen Modellbauten und japanischen Monster-Darsteller in Gummianzügen.

Die einzige wirkliche Bedrohung für das königliche Monster kommt 1998 aus Hollywood. Der erwähnte Roland Emmerich ignoriert die mythischen Qualitäten Godzillas, von dessen Aussehen ganz zu schweigen. Die infantile Magie mehrerer Jahrzehnte Monster-Kino ist Geschichte. Die japanische Firma Toho ärgert sich, die Rechte verkauft zu haben und antwortet mit weiteren Godzilla-Filmen, die noch knalliger und bunter wirken. Dann verabschiedet sich Gojia 2004 erstmal von der Leinwand.

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Gänsehaut-Monsterauftritte und dünne Story

Zehn Jahre später ist The Big G wieder da, aufgetaucht aus den Fluten des pazifischen Ozeans, erneut über den Umweg via Hollywood. Diesmal ist aber alles anders, der junge britische Regisseur Gareth Edwards kehrt in „Godzilla“ zu den originalen und düsteren Ursprüngen des Monsters zurück. Gleichzeitig bringt er das Monster digital auf den neuesten Stand, denn in Handarbeit hergestellte Monsteranzüge will das Gegenwartspublikum wohl nicht mehr sehen. In jedem Fall erweist sich der Film als episches Comeback, mit dem noch plakativ angelegteren „Kong: Skull Island“ werfen dann 2017 dieselben Produzenten ein weiteres Riesenungetüm ins Spiel.

„Godzilla – King of the Monsters“ geht nun noch einen Schritt weiter. Michael Dougherty setzt auf das beliebte „Mehr ist mehr“-Prinzip und holt auch die Riesenmotte Mothra, den Flugsaurier Rhodan und den dreiköpfigen Drachen King Ghidorah aus der japanischen Mottenkiste. Großteils extrem beeindruckend animiert erleben die Kult-Kaijus aus Filmen mit unvergesslichen deutschen Titeln wie „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ ihre Wiederauferstehung. Und natürlich hat der König himself auch gewaltige Gänsehaut-Auftritte, was sich auch dem gezielten Einsatz des ikonischen Godzilla-Themas auf der Tonspur verdankt.

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Falls sich Uneingeweihte über die abstruse und dünne Story rund um die mysteriöse Monarch-Organisation wundern: Die Handlung war auch schon in vielen japanischen Originalfilmen vergessenswert bis unfreiwillig komisch. „Godzilla – King of the Monsters“ schließt hier nahtlos an und verheizt tolle Darsteller*innen wie Vera Farmiga, Millie Bobbie Brown oder Kyle Chandler mit B-Movie-Dialogen.

Alles egal aber, denn es geht um Monster, Monster, Monster. Und in dieser Hinsicht ist der Film schwer toppen. Bis zum nächsten Jahr zumindest. Da tritt Godzilla dann gegen King Kong an. Die Gummianzüge wurden ausgemustert, aber im Monsterland geht es rund.

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