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Wie Minecraft die kreative Kultur verändert hat

Auch ein Jahrzehnt nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung - als anfangs unfertiger Baukasten - ist „Minecraft“ höchst relevant. Spannend ist nicht nur die ständige Weiterentwicklung des Spiels selbst, sondern auch die Vielfalt der kreativen Kultur, die sich darum entwickelt hat.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Laut Statistik wurde „Minecraft“ bisher 176 Millionen mal gekauft (Stand Mai 2019). Minecraft ist Pop - nicht nur aufgrund seiner hohen Zahl an Spieler*innen, sondern auch mit Tausenden Youtube- und Twitch-Kanälen, mit einer extrem unterhaltsamen South-Park-Folge zum Spiel, mit Plüschmonstern, Lego-Sets und einer jährlich stattfindenden Convention, auf der es einzig und allein um „Minecraft“ geht. Vor allem aber, weil eine vielfältige und kreative DIY-Kultur rund um das Spiel existiert.

Schönbrunn

Minecraft Vienna

Schloss Schönbrunn in „Minecraft“

Schon die Erstveröffentlichung von „Minecraft“ im Jahr 2009 ist ungewöhnlich. Denn der schwedische Programmierer Markus „Notch“ Persson verweigert sich den bis dahin üblichen Gepflogenheiten von Marketing und Vertrieb. Er bietet weder eine Schachtel fürs Regal, noch eine Download-Version auf etablierten Games-Plattformen wie Steam an. Die frühen Versionen des Spiels sind lediglich auf Notchs eigener Website erhältlich, mit dem Versprechen auf lebenslange Updates. Trotzdem wird „Minecraft“ zum erfolgreichsten Indiegame der Welt. Viele Entwickler*innen nehmen sich diese Art der Veröffentlichung heute zum Vorbild, und auch bei Steam und anderen Games-Plattformen gibt es nun eigene Abteilungen für Early-Access- und Beta-Versionen.

Kreativität – sie steht im Mittelpunkt von „Minecraft“. Die Spielwelt besteht aus Blöcken und kann frei verändert und gestaltet werden. Dass unendlich viele Welten prozedural generiert werden können und jede davon unendlich groß ist, hilft, den Mythos von grenzenloser Freiheit und Vielfalt zu etablieren. Dem ursprünglichen Kreativmodus des Spiels wird erst im Lauf der ersten Updates ein Survival-Modus hinzugefügt, in dem Zombies und Riesenspinnen Jagd auf die Spieler*innen machen - falls man das will.

Minecraft

Minecraft

Auf Online-Servern, die jeder selbst betreiben kann, wird gegeneinander oder miteinander gespielt, wobei die Regeln selbst bestimmt werden können. Im Lauf der Jahre erfindet die „Minecraft“-Community immer neue Spielvarianten wie z.B. Hunger Games, diverse Rollenspiel-Abenteuer mit Geschichte oder eine Survival-Welt mit integrierten Bitcoin-Transaktionen.

Beliebig verändert werden kann auch die Grafik. Viele Minecraft-User*innen nutzen selbst gemachte Texturen, um ihre eigenen Welten zu verschönern – zum Beispiel auch das Team Minecraft Vienna, das seit einigen Jahren die Stadt Wien nachbaut. Dem von Markus „Notch“ Persson gegründeten Entwicklerstudio Mojang - das schwedische Wort heißt übersetzt Apparat bzw. Gadget – ist es von Beginn an wichtig, die Modding-Kultur zu fördern. Schon nach kurzer Zeit führt das dazu, dass auch die Spielmechanik ständig von Moddern erweitert wird. Es gibt unzählige inoffizielle „Minecraft“-Varianten wie „Mindcrack“ und Erweiterungspakete wie „Feed The Beast“ mit hunderten neuen Spielfunktionen und Items.

Oft sind es auch die Modifikationen und Erweiterungen von Fans, die Mojang selbst zu Updates des Spiels veranlassen. Beispielsweise hat die Minecraft-Community bereits 2014 eine Virtual-Reality-Variante des Spiels programmiert, die mit den frühen Entwicklerkits des Oculus Rift funktioniert. Eine offizielle VR-Version des Spiels erschien drei Jahre danach.

Vienna

Minecraft Vienna

Mit dem „Red Stone“-Update fügt Mojang dem Spiel logische Schaltkreise hinzu. Nun können aufwändige Maschinen virtuell gebaut werden. Einige Spieler*innen treiben das so weit, dass sie real existerende Mikroprozessoren in „Minecraft“ nachbauen - virtuelle Computer, die tatsächlich funktionieren.

2014, im fünften Jahr seines Bestehens, geht ein Schock durch die „Minecraft“-Community: Notch verkauft sein Entwicklerstudio Mojang an Microsoft – für 1,9 Milliarden Euro. Jetzt wird das Spiel aggressiver vermarktet als vorher – und eine neue Windows-10-Version des Spiels macht es der Modding-Community schwerer, das Spiel selbst zu verändern. Trotzdem erhält auch die Originalversion des Spiels (jetzt Java Edition genannt) weiterhin alle Updates, und es scheint es so, dass sowohl Mojang als auch die Modder weiterarbeiten können wie bisher.

2017 erscheint das „Better Together“-Update: Nun kann plattformübergreifend zwischen den Versionen für Windows 10, iOS, Android und diverse Konsolen online gespielt werden. Und auch 2019 gibt es - anlässlich des Jubiläums - eine riesige, offizielle Erweiterung. „Village Pillage“ bietet mehr Interaktionen mit den computergesteuerten Dorfbewohnern, neue Blöcke fürs Bauen und vieles mehr. Es sind sowohl diese ständigen Erweiterungen seitens der Entwickler*innen, als auch die immer wieder überraschenden Modifikationen seitens der Spieler*innen, die „Minecraft“ zu etwas Größerem machen als „nur“ einem sehr guten Survival-Game. Es ist eine Plattform für die Gestaltung virtueller Welten.

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