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Gregoritsch mit U21-Spielern

GEPA | Walter Luger

Blumenaus Fußball-Journal

Mit einer waschechten EM-Teilnahme...

... wird’s wohl nichts für das A-Team, für die U21 aber geht’s nächste Woche los, heute war die Bekanntgabe des Kaders für diese Euro-Endrunde. Eine Einschätzung der Perspektiven.

Von Martin Blumenau

Es ist die erstmalige Teilnahme an einer Endrunde der Unter-21-Jährigen, also der ältesten Junioren-Kategorie. Bis dato war immer schon in den Qualifikationen Schluss, was auch mit der traditionellen, von ÖFB und Liga brüderlich geteilten Schwierigkeit zu tun hat, die talentierten Jungen über das komplizierte Alter (mit all seinen Verlockungen) in den Erwachsenen-Fußball hinüberzugeleiten. Mit der aktuellen Generation, die überwiegend bereits im Ausland oder heimischen Spitzenteams stammspielt, gelang jetzt endlich, was für gute Ausbildungs-Verbände Alltag ist.

Den Text gibt’s auch zum Anhören als Podcast.

Blumenaus Fußball-Journal 060619

Mehr Info dazu hier.

Morgen in Blumenaus Fußball-Journal, das jetzt wieder regelmäßig erscheint: die Preview auf das Slowenien-Länderspiel des Nationalteams. Gestern gab’s die Liga-Saison-Bilanz.

Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website oder im langjährigen Journal. Ein regelmäßiges Journal zu diesen Themenfeldern wird folgen.

Dort, bei der Euro in Italien, wird nicht viel jenseits der Gruppenphase möglich sein. Nur der Gruppen-Erste kommt fix weiter, und die Gegner sind Deutschland (mit Tah, Henrichs, Dahour, Amiri, Eggestein, Klostermann und Co, also bereits etablierter Klasse), Serbien (die als Quali-Gruppensieger Österreichs Team schon sehr klar überlegen waren, Stichwort: Superstar Jovic) und Dänemark (gegen die der ÖFB im März testete und krachend mit 0:5 verlor).

Letztlich geht es also am 17., 20. und 23. Juni (wie immer ist das letzte Match das gegen die Deutschen) darum, dass eine Generation künftiger und eh-schon-aktueller Nationalspieler sich das holt, was man gemeinhin Turniererfahrung nennt, also eine Selbstverständlichkeit, mit Druck umzugehen, eine Lockerheit in Situationen, die jenseits der alltäglichen Routinen stehen. Allesamt Fertigkeiten, die – nur als Beispiel – dem derzeit unter gehörigem Druck stehenden A-Team helfen könnten. Dessen selbsterabeitete Euro-Premiere von 2016 hatte ja, was den Gewinn von Selbstbewusstsein in wichtigen Momenten betrifft, nicht so gut geklappt. Auch deswegen wär’s diesmal wichtig.

Coach Werner Gregoritsch (zu dessen Team unter anderem noch sein langjähriger Assi Didi Pegam, Ex-Rapidler Raimund Hedl, Ex-Altacher Wolfgang Luisser und Mentalcoach Enrico Kulovits, der dafür seinen GAK-Job aufgab, gehören) hat heute Mittag seinen 23er-Kader fixiert. Und da sind bis auf vier Ausnahmen (Tino Lazaro und Konny Laimer wurden von ihren Vereinen nicht freigestellt, Maxi Wöber und Dominik Baumgartner fallen verletzt aus) alle Wunschkandidaten dabei.

Philipp Lienhart, Kevin Danso, Stefan Posch, Marco Friedl, Christoph Baumgartner und Mathias Honsak sind aktuell Legionäre, Johannes Kreidl, Sascha Horvath, Marko Kvasina und Adrian Grbic sind ehemalige. Alexander Schlager, Patrick Pentz, Sandro Ingolitsch, Emir Karic, Hannes Wolf und Xaver Schlager wurden in Salzburg ausgebildet. Dario Maresic, Max Ullmann, Dejan Ljubicic, Ivan Ljubic, Sandi Lovric, Husein Balic und Sasa Kalajdzic sind Stammkräfte in der obersten Liga. Was Erfahrung und Spielpraxis anbelangt, ist das das beste Junioren-Team aller Österreich-Zeiten, auch besser als die U20-WM-Helden von Kanada 2007.

Neuentdeckte Technik ist ohne Ideengeschichte dahinter nichts wert

Ihr Nachteil: sie haben keinen Paul Gludovatz, sondern einen Werner Gregoritsch. Der hat eine veritable Saulus/Paulus-Wandlung vom abgemahnt an der Kippe stehenden Choleriker ältester Schule zu einem empathischen Förderer der Übergangs-Talente hinter sich. Sein Problem ist ein Ähnliches wie das seines quasi-steirischen Landsmanns Franco Foda: Beide waren lange Jahre mit simpel-einförmigen Spielanlagen durchgekommen und wirken jetzt wie erschlagen von der überbordenden Flut an Möglichkeiten, die ein zeitgemäßer Umgang (den der ÖFB seit seinem Umbau durch Willi Ruttensteiner erkannt hat) mit Fußball bietet, und agieren so wie der neugierige Opa, der die digitale Welt für sich entkundet. Die neuentdeckte Technik (also das Wissen um Systeme, Strategien etc.) ist aber ohne Ideengeschichte dahinter wenig wert.

Gregoritsch ist (sagt er dann auch heute wieder) stolz darauf, dass sein Team eine Vielzahl an Systemen drauf hat (vom 4-4-2 über 4-2-3-1 bis zum 4-1-4-1), will in der Vorbereitung auch noch die Mittelfeld-Raute (wohl mit Hannes Wolf auf der Zehner-Position) einstudieren, kann damit aber die Mängel im In-Game-Coaching und der punktgenauen Gegnereinstellung nicht wettmachen. Und kopiert damit die Probleme des A-Teams; und pervertiert den Wunsch nach besserer Abstimmung aller ÖFB-Mannschaften.

Es wird also, in schlechter alter österreichischer Tradition auf die individuelle Klasse Einzelner ankommen. Und da ist genug Potenzial da, vor allem in der zentralen Achse mit Lienhart, Danso oder Posch hinten und Xaver Schlager und Hannes Wolf als offensiven Lenkern. Mit Ullmann und Honsak ist die linke Seite auch gut besetzt. Ob die Wahl der Angreifer die richtige war (Grbic, Kvasina und Kalajdzic sind dabei, Pippo Schmidt und Jakupovic außen vor) wird sich weisen. Dass viele Kandidaten für die Sechser-Position (Ljubic, Lovric und Ljubicic) schreckliche letzte Wochen hinter sich haben, kann sich ebenso auswirken.

Ich gehe davon aus, dass sich fast die Hälfte dieses EM-Kaders in den nächsten Jahren in die A-Nationalmannschaft hineinspielen wird. Und ein solides Abschneiden bei dieser ersten U21-Euro kann ein psychologisches Fundament für erhöhte Qualität legen, sprich: die Spieler um ein Hauseck besser machen.

ÖFB-Aufgebot für die U21-EM (Jahrgänge ’96 und jünger)

Tor: Johannes Kreidl (SV Ried), Patrick Pentz (Austria Wien), Alexander Schlager (LASK)

Abwehr: Sandro Ingolitsch (St. Pölten), Marco Friedl (Werder Bremen/GER), Kevin Danso (FC Augsburg/GER), Philipp Lienhart (SC Freiburg/GER), Stefan Posch (1899 Hoffenheim/GER), Dario Maresic (Sturm Graz), Maximilian Ullmann (LASK), Emir Karic (SCR Altach)

Mittelfeld: Ivan Ljubic, Sandi Lovric (Sturm Graz), Dejan Ljubicic (Rapid Wien), Christoph Baumgartner (1899 Hoffenheim/GER), Mathias Honsak (Holstein Kiel/GER), Sascha Horvath (Dynamo Dresden/GER), Husein Balic (St. Pölten), Xaver Schlager, Hannes Wolf (RB Salzburg)

Angriff: Adrian Grbic (SCR Altach), Sasa Kalajdzic (Admira), Marko Kvasina (SV Mattersburg)

Auf Abruf: Petar Gluhakovic, Alexandar Borkovic (Austria Wien), Michael Lema (Sturm Graz), Patrick Schmidt (FC Admira) sowie Paul Gartler (Rapid Wien), David Cancola (TSV Hartberg), Dominik Prokop (Austria Wien) und Fabian Ehmann (Kapfenberger SV), Emanuel Aiwu (FC Admira), Stefan Peric (Wacker Innsbruck), Manuel Haas (St. Pölten), Wilhelm Vorsager (FC Admira), Arnel Jakupovic (Sturm Graz).

Nicht abgestellt wurden Valentino Lazaro (Hertha BSC/GER) und Konrad Laimer (RB Leipzig/GER). Verletzt ausgefallen sind: Maximilian Wöber (FC Sevilla/ESP) und Dominik Baumgartner (VfL Bochum/GER).

Out: Manuel Maranda (Wacker Innsbruck), Luca Meisl (SKN St. Pölten), Kelvin Arase (Rapid Wien) und Mathias Taferner (Wacker Innsbruck) sowie Osman Hadzikic (FC Zürich/SUI), Fabian Gmeiner (Hamburger SV/GER), Michael Lercher (SV Mattersburg), Christoph Rabitsch (Dundee/SCO), Vesel Demaku (Austria Wien), Manuel Thurnwald (Rapid Wien), Valentino Müller (LASK). Nicht mitgedacht wurden Ahmed Ildiz (Malatyaspor/TUR), Renny Smith (Dordrecht/NED), Kubilay Yilmaz (Spartak Trnava/SVK) oder Edin Bahtic (Lokomotiv Plovdiv/BUL).

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