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Sandra Koblmüller beim Laufen

FM4 | Simon Welebil

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Warum jetzt auch Laufen auf Social Media funktioniert

Laufen hat nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um auf Social Media erfolgreich zu sein. Mit dem Trailrunning-Trend hat sich das allerdings geändert. Athlet*innen wie Sandra Koblmüller profitieren davon, müssen sich aber auch damit arrangieren.

Von Simon Welebil

Recht abwechslungsreich gestaltet sich die Strecke auf den Kleinen Barmstein oberhalb von Hallein. Zuerst geht es einen Waldpfad entlang, weiter ein kurzes Stück auf einer Straße zwischen Wiesen, bis es zum Schluss dann felsig wird. 30 Minuten sind Sandra Koblmüller, eines der Aushängeschilder der heimischen Trailrunning-Szene, und ich schon unterwegs und ich habe noch keinen Moment daran gedacht, ein Foto zu machen. Auch Sandra gesteht, dass schon ein Wow-Moment eintreten muss, damit sie für ein Foto ihr Training unterbricht, das für sie oberste Priorität genießt. „Bei mir gibt’s das Foto eigentlich nur am Gipfel oder wenn ich am Weg nach unten bin“, sagt sie.

Sandra Koblmüller beim Laufen

FM4 | Simon Welebil

Steckbrief Sandra Koblmüller

Die gebürtige Oberösterreicherin Sandra Koblmüller ist 28 und ist vor etwa zehn Jahren zum Sportstudium nach Salzburg gezogen.

Die begeisterte Sportlerin ist nach Mountainbiken und Triathlon schließlich beim Trailrunning und beim Berglauf gelandet, weil ihr hier das abwechslungsreiche Training am meisten Spaß macht.

Bei der Berglauf-WM 2018 hat sie über die Langdistanz den 6. Platz erzielt und ist mit dem Team Weltmeisterin geworden.

Die Trailrunning-WM 2019 muss sie als Mitfavoritin wegen einer langwierigen Entzündung an der Achillessehne auslassen.

Neben ihrem Training unterrichtet sie Sport und Geografie an einem Gymnasium.

Trailrunning unterscheidet sich nicht sehr vom klassischen Geländelauf, der durch ein paar Höhenmeter mehr, attraktive Outfits und neue Schuhmodelle zum Trend und auch äußerst erfolgreich auf Social Media geworden ist.

Im Gegensatz zu einem Actionsport wie Snowboarden fehlen dem Laufen sowohl der Coolness-Faktor als auch die spektakulären Bewegungen, es passiert nicht besonders viel Aufregendes. Und doch ist Social Media voll von Lauf-Content - und zwar nicht mehr nur Kilometer-Angebereien von Trainings-Apps - hauptsächlich sind es Fotos und Videos. Diese gibt es vor allem zu dieser neuen Spielform des Laufens, dem Trailrunning. Sandra Koblmüller:

Ich glaube, dass die Berge viel ausmachen, die Landschaft und coole Spots, teilweise auch gefährliche Spots, wenn es etwa eine Wand zu besteigen gilt. Ich glaube, dass auch das Extreme ganz gut zieht.

Der Meister des Extremen ist der Katalane Kilian Jornet, der Superstar unter den Trailrunnern. Seine Hunderttausenden Follower*innen lässt er regelmäßig zittern, wenn er mit der Action-Cam am Kopf sehr schnell schmale Berggrate entlangläuft, wo es links und rechts Hunderte Meter abwärts geht.

Wie man Laufen für Social Media inszeniert

Die 28-jährige Sandra Koblmüller macht es nicht ganz so extrem. Ihre Leistung und der Wettkampf stehen für sie weit über der Reichweite von Postings, auch wenn das ihre Sponsoren etwas anders sehen. Die geben ihr zumindest zwei Postings pro Woche vor, für die sie sich dann auch eine Inszenierung überlegt. Ein cooler Look und eine lässige Landschaft sind dabei ein Muss, sie versucht aber auch mit klassischem Storytelling in ihren Fotos mehr auszusagen, als dass sie nur laufen war.

Die Social-Media-Arbeit ist im Trailrunning mittlerweile sehr professionell aufgestellt. Die Fotos, die Sandra Koblmüller beim Laufen zeigen, kommen immer öfter von professionellen Teamfotografen oder zumindest von Freunden, die sich intensiv mit Fotografie beschäftigen. Nur im äußersten Notfall muss ein Selfie vom Berggipfel herhalten.

Am Kleinen Barmstein ist es recht einfach, sich in Szene zu setzen, weil der Felsen eine großartige Aussicht bietet: Auf der einen Seite blickt man hinunter zur Salzach bis zum Gaisberg, einen der Salzacher Hausberge. Auf der anderen Seite liegt der Watzmann, heute im Nebel, aber zumindest die Sicht auf den Untersberg ist frei. Das Plateau des Untersbergs ist Sandra Koblmüllers Spielwiese und seine unterschiedlichen Aufstiegsrouten haben es ihr angetan. Auf der streckenmäßig kürzesten Variante schafft sie die 1.400 Höhenmeter auf den Untersberg in einer Stunde, dann aber schon im Wettkampftempo, wie sie meint.

Sandra Koblmüller beim Laufen

FM4 | Simon Welebil

Sandra Koblmüller vor dem Untersberg

Werbeplattform für sich und die Sponsoren

Wir probieren beide Blickrichtungen. Sandra Koblmüller will nicht zu viel Aufwand betreiben, um ein perfektes Foto hinzubekommen. Sie will auch nicht zu viel Persönliches preisgeben. Sie sieht Instagram hauptsächlich als Werbeplattform, auf der sie für ihre Sponsoren ihr Soll erfüllt und sie auch entsprechend in Szene setzt. Große Ambitionen auf riesige Reichweiten, die sie brauchen würde, um vom Laufen leben zu können, hat sie nicht mehr. Sie hat es ein Jahr lang probiert, es dann aber wieder sein lassen, um den Spaß am Laufen nicht zu verlieren.

Mittlerweile hat sich Sandra Koblmüller eigene Social-Media-Regeln auferlegt. Sie stellt sich am Handy einen Timer, wenn sie online geht und nach 30 Minuten loggt sie sich aus, um nicht in Social-Media-Fallen zu tappen, süchtig zu werden oder sich von lauter Bildern glücklicher Menschen und optimierten Profilen runterziehen zu lassen, wenn es ihr selbst gerade nicht ganz gut geht.

So ist es halt im realen Leben einfach nicht und ich glaube, dass es wichtig ist, dass man schon noch eine Distanz zu Social Media einhält und sich bewusst hält, dass es eine Fake-Welt ist, zu der man einen Strich ziehen sollte.

Viele Leute würden etwa nur auf Gipfel laufen, um davon lässige Fotos mitzunehmen. Dabei würden sie aus den Augen verlieren, worum es wirklich ginge, „dass wir in den Bergen sind, dass es schön ist und dass wir es genießen können“, und nur für ein Social Media Posting will Sandra Koblmüller darauf nicht vergessen.

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