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FM4 Ente bei den Bubble Days

Chris Stipkovits / Radio FM4

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Raus aus der eigenen Bubble bei den Bubble Days in Linz

In Linz blickt man wie immer über den Tellerrand hinaus, hier beginnt der Festivalsommer. Mit dabei: Gudrun von Laxenburg, Skero, Alli Neumann und Hitze.

Von Alexandra Augustin und David Riegler

Die Luft ist zum Schneiden, der Schweiß pickt am Popsch, die Sonnencreme an den fettigen Fingern am Bierbecher. Dass der Festivalsommer nicht zögerlich eröffnet, sondern gleich mit tropischem Wetter, ist so konsequent wie lässig zugleich.

Summertime, ohne Sadness: Lana Del Ray’s „Doin‘ Time“ tönt über das Hafengelände, in Liegestühlen kann man sich gemütlich zum Brüten niederlassen. Wie einer der ersten Besucher gleich um 14 Uhr anmerkt: Raus aus dem Büro und eintauchen in die Welt hier am Linzer Hafen.

Die Bubble Days bieten Partystimmung abseits vom Sodom und Gomorrah der anderen Sommerfestivitäten und Programm für Menschen, die Festivals vielleicht sonst eher meiden. Beim „etwas anderen Stadtfestival" wird zwar Musik groß geschrieben, jedoch darf man sich hier auch im Wassersport ausprobieren. Also Sport, so richtig. Zum Beispiel Stand-up-Paddeln. Wie wäre es mit Wakeboarden? Auch eine Hafenrundfahrt, ein Hubschrauberflug oder Graffiti sprayen ist drin.

Und hey, das alles ohne nerviges Camping, dreckige Unterwäsche und warmes Dosenbier, es ist ja immerhin ein Stadtfestival. Also danach heim in die frischen Federn. Perfekter Deal, no Haken.

Dynamic Drift zelebrieren den Hip Hop

ChiLL-iLL und DaskOne eröffnen das Festival musikalisch auf der Bühne. Beide kommen aus Salzburg und Wien, rappen und basteln sonst an Beats. „Im Duo treten sie als Dynamic Drift auf – und dem Publikum gewöhnlich mit Hip-Hop bzw. deutschsprachigem Rap mal gemütlich, mal energisch in den Arsch“, so lautet die Ankündigung.

Auch wenn noch nicht so viele Menschen vor der Bühne stehen, weil das Wetter noch zu gut ist, um in der Sonne zu chillen: Die beiden haben ihre Fanbase, die lautstark um eine Zugabe bittet. Hörtipp: Ihr Album „IN BEWEGUNG“ (feat. Supastition, Kinetical, The Unused Word), das 2018 erschienen ist.

Newcomerin Alli Neumann überzeugt

Festivals sind natürlich super Gelegenheiten, um neue Musik zu entdecken. Ein Geheimtipp ist die Musikerin Alli Neumann aus Hamburg. Sie spielt mit ihrer Band ihr erstes Festival in Österreich. Mit Drummerin, Bassistin und Gitarrist. Schaut euch doch mal ihr tolles, aktuelles Video „Monster“ an:

Grüßen hier etwa der legendäre Falco und Bilderbuch? Definitiv auch, aber Alli Neumann ist viel mehr als eine hübsche Kette mit aufgefädelten Referenzen, schon gar nicht männliche. Auf der Bühne beweist die Musikerin ihr Talent zu gekonnt dramatischer Pose. Ihre Eleganz erinnert an die junge Roisin Murphy und ihre Lockerheit und schnelle Zunge an Mieze Katz von Mia. Das sonnentrunkene Publikum kommt in Feierlaune.

Alli Neumann wird als die nächste, deutsche Pophoffnung angepriesen. Und zu sagen hat sie auch so einiges. Etwa über das Ungleichgewicht im Pop, das sich nur schleppend verbessert. „Ich habe keinen Bock, eine weitere glattgebügelte, angepasste Frau in der Musikindustrie zu sein. Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Krawall!", so ein aktuelles Zitat der Künstlerin. Word.

Alli Neumann ist übrigens auch Schauspielerin, zu sehen etwa im Film „Wach“ von 2018, produziert von Ex-Echt-Sänger Kim Frank! Ja, der „du trägst keine Liebe in dir“-Frank. Den ganzen Film kann man übrigens gratis auf YouTube sehen. Falls Alli Neumann mal in eure Nähe kommt, löst ein Konzertticket.

Gudrun von Laxenburg, zu viel Hitze

Der Award für die am härtesten arbeitenden MusikerInnen am Festival geht neben den unermüdlichen Stagehands (mit am Anpacken der beste Drummer der Welt, der Linzer Anselm Dürrschmid, den man von der mittlerweile aufgelösten Linzer Band Valina kennt, hi und danke!) definitiv an das Trio Gudrun von Laxenburg. Wer ist sonst so konsequent und stellt sich in Ghostbuster-artigen Raumfahrtanzügen bei 30 Grad auf eine Bühne, um ein Konzert zu absolvieren?

Man stelle sich also vor, man sei eine Packung Popcorn und würde in der Mikrowelle vor sich hin brutzeln, nur nicht drei Minuten, sondern eine volle Stunde lang. So fühlen sich wohl Daniel, July und Christoph von Gudrun von Laxenburg unter ihren Bühnenoutfits. Es poppt im wahrsten Sinne des Wortes. Sind ja auch verdammt gute ProfimusikerInnen.

Und eine Band, die sich bekanntermaßen in einer feuchtfröhlichen Silvesternacht gegründet hat und gleich mal einen Haufen Anrainerbeschwerden wegen der zu lauten Party eingesackelt und in ein Stück Musik gepackt hat, die nimmt auch derartig hitzige Situationen mit Humor. Mit dabei heute auch die immer großartige Musikerin Eloui die man schon als Sängerin auf einigen Tracks der Band kennt.

„Schwitzen tut man sowieso, auch schon egal!". Eigene Songs über das Thema Wasser helfen wenigstens mental, wie das schöne „Moving Water“:

Gudrun von Laxenburg arbeiten aktuell an neuer Musik und haben sich dafür in einer Gartenhütte verschanzt. Zum 10-jährigen Jubiläum der Band gibt es auch die besten Momente als Erinnerung: Versumpfen in der gemeinsamen WG, das Gurtenfestival in der Schweiz, wo sie einst um ein Uhr in der Nacht vor unglaublichen 10.000 Menschen aufgetreten sind. Oder auch ein Festival in Deutschland, wo sie um 7.30 in der Früh als Act eingeteilt waren. Danach sind sie eine Runde Karussell am Gelände gefahren, mit lauter verkaterten, eingepennten Menschen.

Mefjus, Donnerwetter und Punschkrapferl!

Na, wer von euch weiß, wo Allhaming liegt? Am Bauchnabel der Hölle. Dort werden wahrscheinlich Untote erweckt und die idyllische Gemeinde in Linz-Land bietet auch eine sehr gute Konditorei mit guten Punschkrapferln, sagt das Internet. Dort entsteht auch ziemlich wuchtiger Drum and Bass. Der Oberösterreicher Mefjus hat sich dort gut eingerichtet und produziert von der Kleinstadt aus tanzbaren Clubsound für die Welt. Solide und schnell, das ist auch heute das Motto hier. Viele der BesucherInnen lassen sich einfach treiben. Manche wissen vielleicht auch gar nicht, wer hier performt. Aber das wesentliche ist die Stimmung, an diesem Wochenende, an dem Linz mal wieder beweist, wie gut es sich anfühlt mal raus zu kommen, raus aus der eigenen Bubble, raus aus der Stadt, rein in den Hafen, da wo die Leute sind.

Skero, immer einen Trick in der Tasche

Dieser Mann hat 100 Gesichter und dauernd neue Projekte am Start: Texta-Urgestein Skero ist bei den Bubble Days natürlich auch mit dabei und egal was er anfasst, es wird in goldene Halsketten und fette Musik gepackt. Egal ob Wienerlied oder Westcoast-Rap, Baile Funk und auch Country: geht sich alles aus. Auch sein neues Projekt verspricht viel: Skero feat. BumBumKunst. Da kommt demnächst eine Platte, „Maasnbriada“, am 29. August. Kann man aber jetzt schon alles probehören. Hier wird nicht lange herumgefackelt mit bescheidenem Understatement. Schöne Titel auch: „Ostcoast“, „Alles bestens“, „24/7/4020“. Alles leiwand, alles Linz!

Wo sonst kann man neues Material besser austesten, als bei einem Gratisfestival, vor einer unbekannten Crowd? Das ist ehrlich, das ist mutig, selbst für jemanden, der wie Skero ein Urgstein in der Österreichischen Musikwelt ist.

Aber schaut doch einfach selber vorbei, so wird das am Samstag, es gibt viel zu entdecken:

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