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Trans* im Jahr 2019

Was bedeutet das „T“ in LGBTIQ genau? Wie steht es um die Gleichstellung von Transpersonen? Was ist noch zu tun? In FM4 Auf Laut reden wir diesmal übers Trans*-Sein und nicht-binäre Lebensweisen.

Von Barbara Köppel

„Transpersonen sind Personen, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das bei ihrer Geburt eingetragen wurde.“, so Anton Wittmann, selber trans* und Transgenderreferent der HOSI Salzburg.

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Trans* kann also vieles sein: Menschen, die laut Geburtsurkunde männlich sind, aber als Frauen leben. Menschen, die laut Geburtsurkunde weiblich sind, aber als Männer leben. Menschen, die sich sowohl männlich als auch weiblich fühlen, das heißt, sich nur zeit- oder teilweise mit ihrem zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen und die Zwei-Geschlechter-Ordnung ablehnen. Das nennt man auch nicht-binär.

Depathologisierung von Transpersonen

Etwa ein Prozent der Bevölkerung sind Transpersonen. Aber nicht alle streben Hormonbehandlungen oder geschlechtsangleichende Operationen an. „Immerhin ist in Österreich hart darum gekämpft worden, dass die Zwangsoperationen abgeschafft wurden“, sagt Anton Wittmann. 2009 hat der Verfassungsgerichtshof ein Urteil gefällt, dass Menschen auch ohne medizinische Eingriffe eine Änderung des Geschlechts im Personenstand eintragen dürfen.

Seither sind für einen neuen Geschlechtseintrag ein psychiatrisches, psychotherapeutisches oder klinisch-psychologisches Gutachten ausreichend. Seit letztem Jahr gibt es dank der Intersex-Initiative von Alex Jürgen auch eine dritte, unbestimmte Geschlechtsoption, die mit „divers“ oder „x“ gekennzeichnet wird. Und erst diesen Mai hat die WHO endlich die „gender identity disorder“ als psychische Störung aus ihrem globalen Diagnosekatalog gestrichen. Ein wichtiger Schritt in der Depathologisierung von Transpersonen.

„In den Diagnosen gibt es mittlerweile auch Bestrebungen, der sogenannten Gendereuphorie einen größeren Stellenwert beizumessen“, so Wittmann. Gendereuphorie ist die Freude darüber, in der gelebten Genderidentität wahrgenommen zu werden. Das verschiebt den Fokus wesentlich, denn lange Zeit galt nur der Leidensdruck als Gradmesser für die Notwendigkeit von geschlechtsangleichenden Maßnahmen, egal ob medizinischer oder juristischer Natur.

Transgender Pride Flag

CC BY-SA 2.0 von Quinn Dombrowski flickr.com/quinnanya

CC BY-SA 2.0 von Quinn Dombrowski via flickr. Pride mit Trans- und Regenbogenflaggen.

Gleichstellung von Transpersonen

Erste Schritte zur Gleichstellung von Transpersonen sind getan. Allerdings ist der Druck, sich dem binären Geschlechtersystem einordnen zu müssen, nach wie vor groß. In Schulen, Krankenhäusern, Sporteinrichtungen und vielen anderen Institutionen werden Menschen permanent in männliche und weibliche Bereiche aufgeteilt. Das führt nicht nur zu Verunsicherung, sondern auch zu Diskriminierung und Exklusion.

Transmenschen sind oft von Mobbing und sexueller Gewalt betroffen. Beim Melden von Übergriffen bei der Polizei kommt es dabei nicht selten zu weiteren transfeindlichen Handlungen. Zudem haben verschiedenen Studien zufolge 70 Prozent aller Transpersonen bereits Suizidgedanken gehabt, etwa 30 Prozent haben einen Selbstmordversuch unternommen. Bei Transjugendlichen ist das Risiko sogar noch höher.

Bis ein diskriminierungsfreier Umgang mit Transpersonen erreicht ist, bleibt also noch jede Menge zu tun, meint Wittmann.

Das heißt aber nicht, dass eine Transperson nicht ein zumindest diskriminierungsarmes, erfülltes Leben haben könnte. Im Gegenteil. Statistisch gesehen steigt das Wohlbefinden nach der Transition deutlich. Wenn Transmenschen also erst mal in ihrer Geschlechtsidentität angekommen sind, verläuft ihr Leben so „normal“ wie das aller anderen.

Damit das gelingen kann, ist die Unterstützung durchs unmittelbare Umfeld wichtig. Anton Wittmanns Rat ist es, sich Vertraute zu suchen, sich erst bei Menschen zu outen, die einen in jedem Fall so nehmen, wie man ist. Sich Zeit lassen und sich nicht unter Druck setzen zu lassen, klingt leichter als es ist.

Anlaufstellen wie die HOSI-Salzburg beraten und helfen im Transitionsprozess, leisten Vernetzungsarbeit und begleiten wenn gewünscht auch das Coming-Out in Familie, Ausbildungs- oder Arbeitsstätte.

Dienstag Abend in FM4 Auf Laut

Wie lebt es sich als Transperson in Österreich? Wieviel Gleichstellung ist erreicht? Wo ist noch Handlungsbedarf? Darüber diskutiert Claus Pirschner mit Anton Wittmann und anderen Transpersonen heute Abend, am Dienstag, den 11.6., ab 21 Uhr.

0800 226 996 - Ruft an und diskutiert mit!

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