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APA/dpa/Friso Gentsch

Wie die Tabakindustrie mit E-Zigaretten auf Jugendliche abzielt

Was früher das Tschicken am Schulhof war, ist heute das „Vapen“. Die Tabakindustrie vermarktet das „dampfen“ von E-Zigaretten als Lifestyle und zielt speziell auf Jugendliche ab. Aktueller Hype: Die amerikanische Marke Juul.

Von Felix Diewald

Seit einigen Jahren gehören sie schon zum österreichischen Straßenbild: sogenannte Vape-Stores, die E-Zigaretten verkaufen. Anbieter wie Bo aus Frankreich oder Juul Labs aus Amerika expandieren schneller als eine herkömmliche Tschick verglüht. „Fast jeden Tag kommt jemand zu uns in den Store und fragt, ob wir schon Juul haben“, sagt Charly von der Wiener Kette City Vape, die mittlerweile acht Filialen betreibt. Die Anbieter setzen seit einiger Zeit auf eine bestimmte Art von Zigaretten, erzählt Bettina Gross vom E-Zigaretten-Lokal Dampfbar in der Wiener Wienzeile. „Im Moment sind kleine Geräte mit wenig Dampf nachgefragt. Und vor allem die Pod-Systeme werden stark gehypt.“ Bei diesen kauft man immer wieder einzelne Pods nach. Ein Pod kostet zwischen drei und vier Euro und hält, wenn man durchschnittlich viel raucht, etwa einen Tag.

Für Jugendliche konzipiert

Der Teenager und Dampfer Flo glaubt zu wissen, wieso Pod-Systeme bei Jugendlichen so gut funktionieren, auch wenn sie in Österreich eigentlich erst ab 18 erlaubt sind. Flo glaubt nicht, dass die Qualität des Produkts etwas mit dem Hype zu tun hat. „Podsysteme sind eine Notlösung für Kinder und Jugendliche, weil sie einfach zu verstecken sind, in jedes Federpennal passen und viel Nikotin enthalten.“

Vor allem der amerikanische Anbieter Juul Labs dominiert den Markt, auch Altria, der größte US-Zigarettenproduzent ist mittlerweile an Juul Labs beteiligt. Wer nur klassische Medien konsumiert, hat von solchen E-Zigarettenanbietern wahrscheinlich noch wenig mitbekommen.

Flo erzählt, dass er vor allem durch Memes und Videos online mit Juul und anderen E-Zigaretten-Anbietern in Berührung gekommen ist. Laut Flo ist Juul bereits Teil der Popkultur im Internet. Ein anderer Dampfer, Alex, ist durch Instagram auf die Produkte aufmerksam geworden, wie er sagt. Juul Labs selbst hat sich aus Instagram zurückgezogen und das Unternehmen schreibt etwa in einer Presseaussendung, dass sie sich in ihrem Marketing ausschließlich an erwachsene Raucher wenden würden. Die Zahl an Postings von Influencer*innen, die auf Social Media dampfen, ist allerdings riesig.

Neues Wort fürs Dampfen: „Juulen“

Trotzdem hat es Juul Labs geschafft, mit seiner Marke ein eigenes Wort fürs Dampfen im allgemeinen Sprachgebrauch in den USA zu etablieren. „Aber auch in österreichischen Schulen“, sagt Vaper Max, „wird jetzt schon auf der Toilette ‚ ‘gejuuled‘, seitdem sie das Rauchen im Hof verboten haben.“

Viele Jugendliche wechseln von normalen Tschick auf E-Zigaretten um Geld zu sparen, den Geschmacksrichtungen wegen, aber auch, weil sie gesünder leben wollen. Lungenfacharzt Marcel Rowhani, als Oberarzt im Franzikus Spital in Wien arbeitet, kann die Frage, ob E-Tschick dampfen weniger schädlich als normales Rauchen ist zwar bejahen: „Die E-Zigarette, so gut man es generalisieren kann“, sagt Rowhani, „ist im Vergleich zur Zigarette wahrscheinlich das geringere Übel“, dennoch gibt es in E-Zigaretten natürlich gesundheitsschädigende Stoffe, so der Arzt. „Wir können sowohl für die Dampfer selber, als auch für die Passiv-Betroffenen eine Exposition mit gesundheitsgefährdenden Stoffen messen. Banale Feinpartikelmessungen zeigen: ‚E-Zigaretten sind schädlich.‘"

Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 11.6. um 16:36 überarbeitet, die Eigentumsverhältnisse zu Juul Labs wurden überarbeitet und Informationen aus einer Juul-Presseaussendung ergänzt.

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