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Robert Smith von The Cure bei einem Konzert

APA/HERBERT P. OCZERET

Diese Bands solltest du am Nova Rock 2019 nicht verpassen

Eine Reihe Tipps zu Bands am diesjährigen Nova Rock, direkt von FM4 Redakteur*innen.

Von Alexandra Augustin, Jan Hestmann, Lisa Schneider und Christoph Sepin

Am Donnerstag, 13.6. ist es so weit: In Nickelsdorf im Burgenland startet das 15. Nova Rock Festival. Zahlreiche Bands spielen dort über vier Tage verteilt, vor welche Bühne man sich am besten stellen soll, ist da gar nicht so einfach. Deswegen hier ein paar Tipps aus der FM4 Redaktion.

Nova Rock 2019 Lineup

Wer am Nova Rock 2019 wann und wo spielt

FM4 am Nova Rock 2019

Alle Aktionen von FM4 am Nova Rock Festival 2019

Jan Hestmann über Slipknot

Der maskierte Prügeltrupp aus Iowa zählt zu den wichtigsten Vertretern des sogenannten Nu-Metal-Genres. Die ersten beiden Alben der Band rund um Frontmann Corey Taylor, „Slipknot“ und „Iowa“, erschienen um die Jahrtausendwende herum und zeichnen sich durch einen speziell brutalen und hektischen Sound aus - der feuchte Traum einer neuen Generation pubertierender Headbanger.

Slipknot am Nova Rock, Donnerstag, 13. Juni, 21:30, Blue Stage

Und diese Brutalität wissen Slipknot wie kaum eine andere Band auf die Bühne zu transportieren. Diesen Sommer erscheint das neue Album „We Are Not You Kind“, und die erste Vorab-Single „All Out Life“ ist ein Vorbote dafür, dass Slipknot möglicherweise zurück zu alter Härte finden. Und neue Masken haben sie 2019 obendrein im Gepäck. Also ab in den Moshpit, Maggots! (engl.: „Maden“, Bezeichnung der Slipknot-Fans)

Lisa Schneider über Idles

„Die Band der Stunde“ zu sein hat ja so seine Vorteile. Man lockt damit Menschen zum Konzert, die hip sein wollen. Im Fall von Idles lockt man damit vor allem die Menschen zum Konzert, die auf frischen Wind, Krach und Druck aus der etwas eingeschlafenen Bristol’schen Punkrockszene hoffen. Zuletzt passiert am 14. November im Wiener Flex, als der Schweiß von der Decke und der Bass von Pulsader auf Pulsader übergesprungen ist: das war der letzte Österreich-Besuch des englischen Quintetts rund um Sänger Joe Talbot.

Idles sind eine politische Band, und natürlich geht es am zweiten Album „Joy As An Act Of Resistance“ um den Brexit. Es geht um männliche Rollenbilder, aber nicht im Sinne einer „Wir machen’s euch vor, wie’s sein soll“-, sondern eher in einer „Wir sitzen alle im selben Boot“-Manier. Das ist es auch, was den Punkrock in seinen Wurzeln, und jetzt im wilden Gemisch aus Hardcore, Triphop und New Wave die Musik der Idles ausmacht: Zusammensein im Außenseitertum.

Idles am Nova Rock, Freitag, 14. Juni, 18:00, Blue Stage

Dass Sänger Joe Talbot eine Parole nach der anderen drischt, dient ganz der Sache. Bleibt im Kopf, eventuell sogar am Körper - als neues Tattoo am Oberarm: „I’m scum“, „I am my father’s son / his shadow weighs a ton“, „I am a real boy / boy, and I cry“. Eine Band, die sich die eigene und die Last ihres Landes von der Seele schreibt, die sich zwischen Bass- und Drumungetümen hinschreibt zu guten Melodien und noch besseren Hooklines. Die die Zerrüttung der Gesellschaft musikalisch als das zusammenführt, was man noch am ehesten als die zornigen Fußstapfen der Sleaford Mods beschreiben könnte. Wäre das nicht alles so originell und unverkennbar verpackt. Wer nämlich zwischen all dem Draufhauen, Fluchen und elegischen Posieren auch Katy Perry zitiert („I kissed a boy and I liked it“), weiß, wie man altbewährte Punktraditionen wieder zur Überraschung macht.

Christoph Sepin über The Cure

Am besten hat es wohl Nine Inch Nails-Bandzentrum Trent Reznor vor einigen Wochen gesagt, als The Cure zur Rock and Roll Hall of Fame hinzugefügt wurden: The Cure seien die Band, die das Gesicht der Popmusik veränderten, ohne jemals Kompromisse einzugehen. The Cure ist Musik für Menschen, die träumen, die nicht reinpassen, die sich oft allein fühlen. Und dann plötzlich nicht mehr, wenn erste Takte gespielt werden, wenn Robert Smith mit seiner einzigartigen Stimme zu singen beginnt, wenn Welten in Liedern konstruiert werden. Melodramatisch und voll mit Emotionen, aber einladend und an den Händen haltend. The Cure machen Musik, die glücklich macht, gefühlvolle Balladen, starke Rock’n’Roll-Songs, Experimente, die es doch schaffen, eingängig zu sein.

The Cure am Nova Rock, Freitag, 14. Juni, 23:10, Blue Stage

Und dann natürlich Robert Smith, nicht nur als Stimme, sondern als Persönlichkeit, größer als das Leben selbst, der den Sound seiner Band verkörpert, der in die Lieder vertieft auf der Bühne steht, als wäre er selbst nicht nur Interpret, sondern auch Publikum für seine Musik. Liveshows der Band sind natürlich technisch hochkarätig und perfekt eingespielt, trotzdem sind das keine maschinellen Abhandlungen von Greatest Hits, sondern höchstpersönliche Momente für jeden anwesenden Menschen. Und dann werden auch die größte Halle und das größte Feld vor einer riesigen Bühne plötzlich klein, intim und eingehüllt im Sound von The Cure.

Alex Augustin über Die Ärzte

Es ist vielleicht ein wenig verrückt, aber ja: Eine meiner Lieblingsbands habe ich tatsächlich noch nie live gesehen. Wie konnte das passieren? Keine Ahnung. Irgendwann im zarten Alter von 13 Jahren auf Schulsportwoche lag die Kassette (ja, Kassette) im Player: „Die Bestie in Menschengestalt“. Keine Ahnung, was Punk war oder in den 1990ern (noch) zu bedeuten hatte, aber die Botschaft gegen Fremdenhass, die Fragen nach der verloren gegangenen Haltung der Gesellschaft und ihrer Individuen, gepaart mit viel Humor und krachigen Popsongs haben mich als Teenagermädchen im Schulwohnheim irgendwo im tiefsten Kärnten voll erwischt. „Schrei nach Liebe“, eh klar. Die 1990er waren sonst ja wie wir wissen keine idyllische Zeit.

Der Jugoslawienkrieg, Grenzstreitigkeiten zwischen Äthiopien und Eritrea sowie Mali und Burkina Faso. Bürgerkriege in Burundi und im Kongo. Das bringt viele Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und sich über Umwege in die Länder Europas, nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz zu flüchten. Und eine Welle des Hasses wird plötzlich überall spürbar: Neonazis marschieren in Deutschland auf, obwohl die getrennten Teile eines Landes doch erst wenige Jahre zuvor wieder friedlich miteinander vereint worden sind. Rechtspopulistische Parteien streifen plötzlich Wahlerfolge ein.

In den Nachrichten im Fernsehen sieht man erstmalig seit Ende des Zweiten Weltkrieges derartige Bilder von Gewalt. Es kommt zu Übergriffen und Attacken auf Asylantenheime in Deutschland, wie etwa in Hoyerswerda. Steine fliegen auf Menschen, Molotow-Cocktails gegen Hausmauern, dutzende Menschen werden verletzt. Die Angriffe im September 1991 in Hoyerswerda sind dermaßen brutal, dass die Flüchtlinge unter Begleitschutz das Heim und die Stadt verlassen und in anderen Häusern im Umland untergebracht werden müssen.

Zum ersten Mal machen PolitikerInnen von Schlagwörtern wie „Asylmissbrauch“ Gebrauch. Hoyerswerda wird danach von den Neonazis als „erste ausländerfreie Stadt“ bezeichnet. Das Wort „Ausländerfrei“ wird daraufhin zum allerersten Unwort des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache.

In Österreich brennen zwar keine Heime, aber Skinhead-Gruppierungen sind auch hierzulande plötzlich bei Jugendlichen beliebt: Mitschüler, die von einem Tag auf den anderen mit Böhse Onkelz-Shirts und abrasierten Haaren in die Schule kommen. Naziparolen an Häuserwänden im Gemeindebau. Aber auch gute Dinge passieren, wie 1993 das Lichtermeer gegen Fremdenfeindlichkeit. Es ist die bis heute größte Demonstration in Österreich, 300.000 Menschen sind dabei. Bands wie Die Ärzte und die Toten Hosen gehören zu den ersten, die im deutschen Sprachraum politisch Stellung beziehen. Sie sprechen Missstände nicht nur aus, sie schreien sie wahrhaftig heraus.

Der Song „Schrei nach Liebe“ von 1993 hat vor einiger Zeit seinen zweiten Frühling erlebt. Ein fabelhafter Anlass, die Nummer im Radio wieder rauf und runter zu spielen. 2015 wurde nämlich die Social-Media-Bewegung „Aktion Arschloch“ ins Leben gerufen, um den Song wieder in die Charts zu bringen. In Deutschland und Österreich erreichte „Schrei nach Liebe“ daraufhin Platz #1. Die Ärzte spendeten sämtliche Einnahmen an die NGO Pro Asyl. Kein Wunder, das Lied hat auch 26 Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts an Aktualität verloren. Und Die Ärzte werden ihn bestimmt neben all ihren anderen großen Hymnen am Nova Rock performen.

Die Ärzte am Nova Rock, Sonntag, 16. Juni, 21:00, Blue Stage

Aber freilich, das war immer eine Stärke von Die Ärzte: Sie vermitteln politische Botschaften nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit Ironie und subtilen, pädagogischen Strategien: Komm zu uns! Sei Teil der größten und geilsten Konzertparty deines Lebens! Dann bist du nämlich gar nicht erst anfällig für die faulen Versprechungen und den Hass, den andere schüren, um dich mit ihnen runter ziehen zu können. In diesem Sinne: Liebe Die Ärzte, bleibt so feine Kerle. Wir sehen uns!

FM4 HOUSE OF PAIN Nova Rock-Special

Am Vorabend des Nova Rock Festivals kann man sich am Mittwoch, 12.6. ab 22:00 im House of Pain mit Bands wie Slayer, Slipknot, Smashing Pumpkins, The Cure, Wolfmother oder Ministry bereits eintunen. Christian Fuchs und Paul Kraker stellen eine ganze Sendung ins Zeichen des Festivals, auch Alex Augustin mischt in der Basement Showpunkrockend mit.

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